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Mi, 6. Februar 2002, 22:58

Gesellschaft::Politik/Recht

Open Source und Behörden

Während sich die Diskussion um den Einsatz von Open Source in deutschen Behörden immer mehr zuspitzt, denken weitere europäische und afrikanische Staaten über einen Einsatz nach.

Die Debatte um einen möglichen Einsatz von freier Software im Deutschen Bundestag wird immer hitziger. Nun Meldete sich die Gewerkschaft ver.di, (Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft) zu Wort und kritisiert auf ihren Seiten die möglichen Risiken beim Einsatz von Produktes aus dem Hause Microsoft. Der Autor, Stefan Meretz, dürfte den meisten nicht unbekannt sein, steht sein Name doch auch für politische Informatik-Projekte wie OT, Kritische Informatik und Oekonux. In seinem Beitrag klagt Meretz die »Einmal Klick und schon geht alles wie von selbst - vertrauen Sie Microsoft«-Strategie der Redmonder an und verweist auf Risiken einer solchen Praxis. »Dieser Klick hat schon so manchem Nutzer einen kompletten Datenverlust und tagelange Arbeit für den Neuaufbau des privaten PCs beschert. Schuld war ein Virus, der per E-Mail auf den Rechner kam«, schreibt er. Meretz bemängelt weiterhin die Tatsache, dass bei proprietärer Software »alle Nutzerinnen und Nutzer auf das Wohlwollen des Herstellers« angewiesen sind. Freie Software sei dagegen wesentlich sicherer und stabilerer als geschlossene Applikationen. »Der Erfolg Freier Software ist nicht so offensichtlich, doch ohne Freie Software würde das Internet stillstehen«.

Weiteren Zündstoff gewann die Debatte durch einen offenen Brief des SPD-Beauftragten für Neue Medien, Jörg Tauss, an Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. In diesem wirft Tauss dem Softwarekonzern aus Redmond massiven Druck auf die Abgeordneten vor. Tauss bemängelt weiterhin den Umgang von Microsoft mit den Parlamentariern. »Vielleicht ist Microsoft in den USA einen solchen Umgang mit den Parlamentariern gewöhnt. Ich akzeptiere ihn für hiesige Verhältnisse nicht«, schreibt er. Ferner nimmt der SPD-Beauftragte Stellung zu den von Kurt Seibold, Chef von Microsoft Deutschland, aufgestellten Vorwürfen, die Initiative der Linux-Befürworter sei eine öffentliche Diskriminierung der Microsoft-Produkte. »Die Entscheidung für oder gegen ein Softwareprodukt hat grundsätzlich zunächst nichts mit demokratietheoretischen Erwägungen zu tun, hier sind selbstverständlich andere sachbezogene Kriterien in Anschlag zu bringen. Natürlich bilden dabei hinreichende Verfügbarkeit, ausreichende Anwenderorientierung und Funktionalitäten sowie nicht zuletzt die gerade für die öffentlichen Bereiche unabdingbaren Fragen der umfassenden IT-Sicherheit sowie der Kosten zentrale Aspekte zur Bewertung bestehender Alternativen«, so Tauss und »Nicht zuletzt aufgrund der gewählten PR-Strategie des Marktführers ist immer weniger von Sachargumenten die Rede und stehen zunehmend Unterstellungen im Mittelpunkt, wie eine angebliche ideologische Verbrämung einiger Linux-Befürworter.«

Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins »Spiegel« sind sich auch die Schweizer über die Marktdomminanz von Microsoft nicht sicher. Zwar verwende die Schweizer Bundesverwaltung für den internen Gebrauch wie auch für sämtliche Projekte des elektronischen Behördenverkehrs offene Standards, ist sich aber auch sicher, dass in der nächsten Zeit der Bund von proprietärer Software abhängig werde. Um Klarheit zu schaffen, haben die Angeordneten persönlich Bill Gates getroffen, um über mögliche Vor- und Nachteile von Lizenzen zu diskutieren.

Auch die südafrikanische Regierung denkt immer lauter über einen Einsatz von Open Source in der Verwaltung nach. Das National Advisory Council on Innovation, eine Organisation, die die Regierung, das Parlament, sowie eine Reihe von Ministerien berät, publizierte ein Papier, aus dem der Einsatz von Open Source zu entnehmen ist. In diesem kommt die Kommision zum Schluss, dass durch einen verstärkten Einsatz von freier Software Südafrika die Chance hat, international anderen Ländern Paroli zu bieten. Desweiteren ergibt sich durch den Gebrauch von Open Source die Möglichkeit, legal ältere Computer-Ausstattung zu nutzen, für die keine Applikationen käuflich mehr erworben kann.

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