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Do, 4. Juli 2002, 18:46

Software::Distributionen

Lindows in der Praxis

Ein Autor des Newstickers »NewsForge« hat einen PC der Supermarktkette Wal-Mart mit vorinstalliertem Lindows getestet.

Die Hardware des Systems ist, wie man es bei dem Preis von 299 USD (ohne Monitor) erwarten kann, vom Billigsten. Die Leistung des Rechners ist für normale Aufgaben und Internet-Zugang mehr als ausreichend, für anspruchsvolle Audio-, Video- und 3D-Anwendungen jedoch nicht.

Positiv wertet der Autor, daß das System reibungslos hochfährt (als Bootmanager wird Lilo verwendet), keine kryptischen Meldungen anzeigt und den Benutzer sofort in einen gut vorkonfigurierten KDE-Desktop bringt. Ein Journal-Dateisystem sorgt dafür, daß auch bei einem Ausschalten ohne sauberes Herunterfahren nicht viel passieren kann.

Unter der Haube sitzt offenbar die Linux-Distribution von Xandros, der Firma, die die Überreste von Corel Linux gekauft hat. Dieses wiederum beruht auf der Debian-Distribution. Das vorinstallierte System belegt lediglich 450 MB auf der Platte und führt damit gleich zum ersten massiven Kritikpunkt. Fast jede interessante Applikation muß erst mittels »Click-N-Run« von einem Lindows-Server heruntergeladen werden. Nur drei Downloads sind frei, wenn man sich einen Testaccount beschafft. Danach soll man 99 USD berappen, nur um Software herunterzuladen, die ohnehin frei und bei anderen Distributionen im Lieferumfang enthalten ist. Zudem lieferten dem Tester zwei von drei Versuchen, Applikationen herunterzuladen, Fehler.

Der Desktop des Systems wurde sehr stark auf die Erwartungen von Windows-Benutzern abgestimmt. So ist das Icon, das zum Home-Verzeichnis führt, sinnloserweise mit "C:" beschriftet. Wo unter KDE normalerweise ein einzelner Klick genügt, ist nun ein Doppelklick erforderlich, um eine Aktion zu starten. Der größte Kritikpunkt ist jedoch, daß der Benutzer permanent mit Root-Rechten arbeitet. Damit wird die Sicherheit von Linux unterlaufen und das System gegenüber Viren und Trojanern anfällig - um so mehr, als angeblich viele Windows-Applikationen direkt lauffähig sein sollen.

Das vernichtende Fazit lautet somit: Der Kauf des Lindows-Systems ist nicht zu empfehlen. Kommentatoren sind sogar der Ansicht, daß Lindows dem Ruf von Linux schaden könnte, und hoffen auf das baldige Ableben der Firma, wenn diese ihre Politik nicht schnellstens ändert. In Kürze will Wal-Mart die gleichen Rechner auch mit vorinstalliertem Mandrake Linux anbieten, die wahrscheinlich sehr viel besser und sicherer laufen werden.

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