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Do, 19. Dezember 2002, 22:56

Tim Berners-Lee: Internet - Ein Spiegel des Lebens

In einem Interview mit der TAZ spricht Tim Berners-Lee, »Erfinder« des Internets, über das Netz, die Kultur und die Kontrolle über das Web.

Es sei schon eigenartig, sich als Kronprinz fühlen zu können, obgleich Tim Berners-Lee keine Besonderheit ist und nur seine »Arbeit machte«: »Mir ist bewusst, dass das, was ich getan habe, jeder hätte tun können. Die Idee des World Wide Web herauszubringen war, als ob man ein Streichholz in eine Scheune wirft, die voll Stroh ist«, so Berners-Lee. Seine Arbeit war nur der erste Akt - der Rest wurde von einer Vielzahl Individuen wie Paul Mockapetris kreiert. Mockapetris zeigte sich erheblich für das DNS verantwortlich. »Er schrieb das Protokoll, das das Domain-Name-System zum Laufen brachte«, sagt Berners-Lee.

Internet ist nach Meinung des Entwicklers »ein Spiegel des Lebens«, das eine Gesellschaft von Regierungen und Organisationen unabhängig macht. »Man zeigt jemandem, der auf der einen Seite lebt, das Leben auf der anderen Seite der Konfliktlinie, was in der Realität sehr schwierig ist«, so der Programmierer. »Letztlich wird es Frieden nur geben, wenn er von unten aufgebaut wird. Von den Graswurzeln der Gesellschaft«.

Doch die Technik stellt nur eine Hilfe dar, die die Welt näher rücken lässt. Er sehe es deshalb mit Sorge, dass einige Regierungen die Grundrechte der Menschen auf Informationen beschneiden und der Urheberschutz in den USA von großen Konzernen durchgedrückt worden ist. »Würde Goethe heute leben, hätte er seine Gedichte nach den neuen Regeln für elektronische Medien an irgendein Hollywood-Studio lizenziert. Dann müssten Sie jedes Mal zahlen, wenn Sie ihn zitieren wollten. Das ist die Richtung, in die die neuen Gesetze gehen«. Eine Kontrolle über das Netz wird es aber nach Meinung von Berners-Lee nicht geben.

Des weiteren befürwortet der Amerikaner eine kommerzielle Nutzung des Internets. Es sei nach Meinung Berners-Lee vernünftig, das Internet für Geschäftszwecke einzusetzen, obgleich manch eine Firma entschieden zu weit geht. Pop-up-Fenster, die aus dem Browser herauskommen und sich des Desktops bemächtigen oder Spam, bei dem Email-Header gefälscht werden, gehen zu weit und wiedersprechen der Idee »eines universellen Raums«.

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