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Do, 27. Februar 2003, 08:09

Linux auf Erfolgskurs in Deutschland

Das Interesse an Linux und Linux-Produkten scheint ungebrochen zu sein - immer mehr Behörden, Gemeinden und private Anwender informieren sich über Linux und Migrationslösungen.

Wie die deutsche Nachrichtenagentur dpa berichtet, sorgt die baden-württembergische Stadt Schwäbisch Hall mit der Migration ihrer Computer auf das freie Betriebssystem Linux weltweit für Aufsehen. Über 30 kommunale Einrichtungen in Deutschland haben sich demnach bei der Stadt nach dem Modell mit Linux als Betriebssystem erkundigt. Bei der Stadtverwaltung und dem Nürnberger Linux-Distributor SuSE gingen darüber hinaus seit der Ankündigung Anfragen aus den USA und Chile ein. Besonders bei Großunternehmen sei das Interesse an einer Migration groß, wissen die Mittelfranken zu berichten.

Diese Tendenz spiegelt sich auch in den aktuellen Projekten des deutschen Unternehmens. So berichtete kürzlich die NorCom Information Technology AG mit Niederlassung in Frankfurt, ein großes Projekt im Bereich Open Source Systeme erfolgreich abgeschlossen zu haben und die Server-Architektur der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau auf den SuSE Linux Openexchange Server 4 aufgesetzt zu haben. Nun beginnt die sukzessive Anbindung und Freischaltung von rund 200 Außenstellen. Im Laufe des Jahres sollen so 5.000 User den SuSE Linux Openexchange Server nutzen. Erweiterungen sind laut NorCom geplant.

Dementsprechend zuversichtlich zeigt sich der Nürnberger Softwarehersteller. Laut einem Interview mit Richard Seibt, Vorstand der SuSE Linux AG, in der Süddeutschen Zeitung (SZ), glaubt der Manager, »bei neu ausgelieferten Server-Betriebssystemen einen Marktanteil von 50 Prozent im nächsten oder übernächsten Jahr erreichen zu können.« Die momentanen Zahlen bescheinigen Linux laut Seibt im Serverbereich bei neu ausgelieferten Betriebssystemen einen Marktanteil von 26 Prozent und im Home-Bereich »irgendwo zwischen drei und sechs Prozent«. Tendenz steigend, denn »mangelnder Einfallsreichtum lässt sich der Linux-Gemeinde wirklich nicht vorwerfen bei ihren nimmermüden Versuchen, der Windows-Welt die freien Betriebssysteme mit dem Linux-Kern schmackhaft zu machen« (SPIEGEL ONLINE).

Verwunderlich ist es deshalb nicht, dass Linux und die Nürnberger zunehmend auch im Kreise »konservativer« Medien zum Gesprächsthema werden. Kaum ein Medium lässt die Gelegenheit aus, über Linux und die »Microsoft-Verächter« (dpa) zu berichten. So informierte der Deutschlandfunk in seinem Verbrauchertipp gestern über eine alternative und preisgünstige Software, die auch für Anwender ohne große Computerkenntnisse nutzbar ist. Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass Server in der Vorstellung kaum eine Rolle spielten und sich der Sender vollständig dem Desktop widmet - auch wenn all jene, die aktuelle Spiele nutzen wollen, »an der falschen Adresse« bei Linux sind. Trotz allem hat Linux einen entscheidenden Vorteil: Die nach Ansicht der Reporter »kostenlose« Software, die auf jeder CD enthalten ist. »Verschiedene Internetbrowser, Office-Anwendungen, Grafikprogramme und Brennsoftware sind nur einige der vielen Programme«, so der Deutschlandfunk »Im Gegensatz zu Windows hat Linux keine Probleme mit Viren und weniger Sicherheitslücken.«

So ist es kaum verwunderlich, dass auch SuSE sich immer mehr zum Desktop und dem Endanwender hingezogen fühlt. Erst Anfang dieses Jahres stellte der Hersteller das »Ergebnis von SuSEs Desktop-Offensive« (SuSE) vor. Das unter dem Namen »SuSE Linux Office Desktop« vorgestellte Produkt richtet sich an kleine Unternehmen, die eine einfache, vorkonfigurierte Desktop-Lösung suchen, sowie an Privatanwender, die viel mit dem PC arbeiten, aber Linux bisher noch nicht kennen gelernt haben. Etwas weniger euphorisch zeigt sich dagegen Seibt. »In der Vergangenheit hat der Client den Server getrieben. Microsoft hat über Windows den Gang zum Server angetreten. Bei Linux ist das umgekehrt. Linux ist ein Server-Betriebssystem und tritt jetzt den Gang zum Client an. Mit unserem Angebot reagieren wir auf eine erhöhte Nachfrage in diesem Bereich. Unser strategisches Geschäftsfeld bleiben aber weiterhin Server in mittelständischen und großen Unternehmen«, so der CEO.

Doch nicht nur SuSE widmet sich zunehmend dem privaten Bereich. Auch der amerikanische Distributor Red Hat schmiedet Pläne, das eigene Produkt bei den Desktop-Nutzern mehr in den Vordergrund zu rücken und stellte Anfang des Monats das Red Hat Academy-Programm vor. Das zunächst nur in englischer Sprache verfügbare Programm bietet IT-Lehrpläne auf der Grundlage des Betriebssystems und der Technologien von Red Hat. Bildungseinrichtungen können die Prüfung zum Red Hat Certified Technician (RHCT) anbieten und nicht nur helfen, »den weltweiten Mangel an qualifizierten IT-Fachleuten zu beheben«, sondern auch die Distribution Nicht-Kennern schmackhaft zu machen.

Der Zuspruch von privaten wie auch geschäftlichen Anwendern zu Linux steigt dementsprechend. Erst vor kurzem packte das Magazin für Computer Technik (C't) einer ihrer Ausgaben das Knoppix-Linux als bootfähige CD bei. Die Resonanz erstaunte sogar die Fachleute und veranlasste das Computer-Magazin, in seiner neuesten Ausgabe die Anleitung nachzuliefern, wie man die Test-CD zum vollwertigen Betriebssystem ausbauen kann. Der SPIEGEL kommt gar zu dem Ergebnis: »Die Zeiten, als Linux "nur" ein System für Freaks war, sind längst vorbei - und immer mehr User, die sich versuchsweise darauf einlassen, stellen das voll Überraschung fest.«

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Kommentare (Insgesamt: 58 || Alle anzeigen )
Re[2]: Mehr als nur ein Strohfeuer? (abacux, Fr, 28. Februar 2003)
Knoppix fest installieren (EW, Fr, 28. Februar 2003)
Re[4]: wine (Catonga, Do, 27. Februar 2003)
Ein paar Schwalben machen noch keinen Sommer... (Fred, Do, 27. Februar 2003)
Re[3]: wine (Schugy, Do, 27. Februar 2003)
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