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Mi, 16. April 2003, 08:10

Software::Kernel

Ausblick auf Linux Kernel 2.6

Dave Jones hat eine neue Version seiner Dokumentation »The post-halloween document« herausgegeben, die ziemlich genau beschreibt, was Kernel 2.6 bringen wird.

Der Schwerpunkt der Entwicklung lag ganz eindeutig auf Skalierbarkeit. Von den kleinsten eingebetteten Systemen über Desktop-Systeme mit üblicherweise nur einer CPU (mit dem Aufkommen von HyperThreading nun auch öfter eineinhalb) bis zu Servern mit 64 CPUs wird der Kernel optimale Performance garantieren. Speicher bis 64 GB auf x86-Systemen und weit mehr auf 64-bit-Systemen wird mit hoher Performance verwaltet. Kernel 2.6 wird in der Lage sein, 60 schnelle Festplatten mit maximaler Geschwindigkeit zu betreiben. Zehntausende, wenn nicht gar hunderttausende von parallelen Threads sind möglich, was besonders für sehr große Web- und FTP-Server interessant ist.

Dave Jones gibt zunächst die Dinge an, die im Moment noch nicht funktionieren, doch diese werden bei Erscheinen von 2.6 behoben sein. Dann listet er die wenigen Features auf, die aus dem Kernel verschwunden sind. All diese wurden entweder durch bessere Alternativen oder normale Applikationen ersetzt, so daß keine Funktionalität verloren geht.

Die Kernel-Module wurden überarbeitet, was den Umstieg auf angepaßte Versionen der Modul-Utilities erfordert. Das Kernel Build-System wurde, wie schon gemeldet, überarbeitet. Dies macht neue Frontends für die Konfiguration möglich, die aber nicht mehr zusammen mit den Kernel-Quellen vertrieben werden. Die weiteren Änderungen in Kürze:

  • Block-Devices können eine Größe bis zu 16 TB auf 32-bit-Systemen haben, auf 64-bit-Systemen bis zu 8 EB. Die Größe von 16 TB läßt sich aber heutzutage mit ein paar Dutzend großen Festplatten bereits erreichen.
  • Neue interne Device-Struktur.
  • Die virtuelle Speicherverwaltung wurde weiter optimiert, u.a. durch rmap.
  • Swapdateien sollen fast genauso schnell sein wie Swap-Partitionen.
  • Extrem niedrige Latenzzeiten durch präemptiven (unterbrechbaren) Kernel.
  • O(1) Scheduler
  • Deadline I/O-Scheduler ordnet I/O so an, daß die Performance optimiert wird und kein Prozeß zu lange warten muß.
  • Asynchrone I/O und direkte I/O.
  • Verbesserte Netzwerk-Performance.
  • Bridge-Firewall.
  • IPsec im Kernel, allerdings in der Implementierung von KAME, nicht FreeS/WAN.
  • Dateisysteme: Alle vier Journaling-Dateisysteme (Reiserfs, ext3, jfs, xfs), NFSv4, schnellere Directory-Operationen bei ext2/ext3, neues Quota-System, POSIX Access Control Lists (ACLs).
  • Neues Dateisystem: sysfs
  • LVM wurde durch den »Device Mapper« ersetzt.
  • USB 2.0, AGP 3.0, IPMI, neue Eingabe-Treiber (Maus, Tastatur).
  • Bessere Energieverwaltung und CPU-Geschwindigkeitsumschaltung.
  • ALSA löst das veraltete Open Sound System (OSS) ab.
  • Tagged Command Queueing (TCQ) für IDE-Geräte.
  • CDs lassen sich bei ATA-CD-Rekordern ohne ide-scsi brennen.
  • Linux Security Module (LSM) und Kryptografie.
  • Software Suspend.
  • Neue Architekturen: x86-64, ppc-64, m68knommu (68000er-Familie ohne Hardware-Speicherverwaltung) und v850. Dazu die »Pseudo-Architektur« User Mode Linux (UML).

Fast ein halbes Jahr ist es nun her, daß am 31.10. letzten Jahres der Feature Freeze in Kraft trat. Seither ist neuen Features der Einzug in den Kernel weitgehend verwehrt. Doch noch sind im neuen Kernel eine Menge Fehler auszumerzen. Daher gibt es noch keinen Veröffentlichungszeitpunkt. Man schätzt, daß es in drei Monaten so weit sein könnte.

Wer weniger die technischen Details als die Geschichte der Entwicklung von Kernel 2.5/2.6 nachlesen will, ist mit dem Artikel von Jon Corbet im US-amerikanischen Linux Magazine bestens bedient.

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