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Di, 9. September 2003, 18:26

Gesellschaft::Politik/Recht

SCOs offener Brief an die Community

In dem "Krieg" zwischen der SCO Group und IBM geht es um viel, unter anderem auch um die Glaubwürdigkeit von Open Source.

Mit dieser ist es im Moment nicht gut bestellt, glaubt man den Aussagen des CEO der SCO Group, Darl McBride. In der Manier eines Wohltäters spricht er über Probleme in dem gegenwärtigen Software-Entwicklungsmodell von Linux und dem verspielten Vertrauensvorschuß, der der Community entgegen gebracht wurde. SCO verärgerte die Entwickler, obgleich das Unternehmen nichts anderes tat, als ihr Recht zu fordern - ein Recht auf das eigene geistige Eigentum, das die Linux-Entwicklern schlicht SCO entwendet haben. »Diese Debatte über geöffnete Software ist gesund und vorteilhaft«, so McBride. Sie biete langfristige Vorteile, da dadurch ein neues Modell untersucht werde, bevor man es in großem Maßstab einsetze.

Um das verlorene Vertrauen wenigstens in Teilen wieder zu gewinnen und einen dunklen Fleck zu vermeiden, fordert der Manager einen sofortigen Stopp der Angriffe auf die firmeneigenen Server, wobei sich McBride auf Aussagen von Eric S. Raymond bezieht. Dieser hatte einen von vielen als »Serverproblem« eingestuften Ausfall der SCO-Server als DDoS-Angriff gedeutet und die Community zu einem sofortigen Stopp der Angriffe aufgerufen. Raymonds vorpreschen wurde darauf hin in großen Teilen der Community mit Unmut kommentiert, da er als erster eine Assoziation zwischen dem Vorfall und einem Angriff auf die Server von SCO gesponnen und SCO einen neuen Angriffspunkt gegeben hat. Gerade diesen Punkt nutzt nun McBride in großen Teilen seines Schreibens aus und fordert, dass »es keine Situation geben kann, in der Firmen eine Computer-Attacke befürchten müssen, wenn sie eine Geschäfts- oder Rechtsposition einnehmen, die der Open-Source-Community missfällt«. Raymond und andere Vertreter der Community sollen einen »schwarzen Fleck« von Linux abwenden und SCO bei der Aufklärung dieser kriminellen Handlungen helfen.

Bruce Perens' Analyse der von SCO vorgelegten Beweise zeige laut McBride, wie unkoordiniert die Aufnahme von neuen Funktionen in den Kernel erfolgt und dass es »Fehler im Linux-Entwicklungs-Prozess« gäbe. Perens habe selbst bestätigt, dass Linux Code aus dem UNIX System V enthalte, das im Besitz von SCO sei und nicht im Linux-Kern enthalten sein dürfte. So sei Open Source an einem kritischen Punkt angelangt und die Community wird ohne angemessene Mechanismen, die die Integrität des von jedem einzelnen Linux-Entwickler beigetragenen Codes garantierten, massive Probleme bekommen.

Zeitgleich mahnt SCO auch alle Firmen, die rechtlichen Prinzipen des Geschäftverkehrs zu befolgen. Die unter strengen Bedingungen an SGI augehändigten Quellen seien von der Firma unkontroliert an Linux weitergeleitet und als das eigene Eigentum ausgegeben worden. Damit sieht McBride die Tatsache, dass SCOs Code von SGI in Linux integriert werden konnte, als Beweis dafür, dass jegliche Kontrollmechanismen bei der Einbindung von Quellcode in Linux versagt haben und die Firma davon ausgeht, dass »mehr als eine Million Code-Zeilen aus geschütztem Code des Unix System V durch dieses Modell in Linux integriert wurden«. Dabei ignoriert der Manager, obgleich er Perens' Aussagen ausgiebig zitiert, die Tatsache, dass gerade Perens der Meinung ist, dass die von SCO als geklaut deklarierte Passage aus dem Kernel sowohl von SCO als auch von anderen Lizenzbesitzern unter der BSD-Lizenz veröffentlicht wurde.

So stellt sich SCO zum wiederholten Male als gequälte Seele dar, die lediglich ihre Rechte schützen will und sich im Kampf gegen das Böse dieser Welt befinde. »Wenn die Community Produkte für Unternehmen entwickeln möchte, muss sie den Rechtsgrundsatz respektieren und folgen. Diese Richtlinien umfassen Verträge, Copyrights und andere Gesetze des geistigen Eigentums«, stellt McBride fest und stellt eine Verletzung des Eigentums von SCO im Linux-Kernel als eine Selbstverständlichkeit und ein Faktum dar. Dabei unterschlägt er allerdings die Tatsache, dass gerade SCO es bis heute allen Kritikern schuldig geblieben ist, Beweise für eine Verletzung vorzulegen. Jeder Versuch, SCO zur Kooperation oder Bekanntgabe der vermeintlichen Fakten zu bewegen, ist bis heute gescheitert. Stattdessen belehrt das Unternehmen und vor allem McBride alle Nutzer über die rechtlichen Konsequenzen und wirft mit Klagedrohungen um sich.

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Kommentare (Insgesamt: 43 || Alle anzeigen )
Re[2]: Lügen ist nicht verboten (CE, Mi, 10. September 2003)
Re[2]: Lügen ist nicht verboten (Bernd II, Mi, 10. September 2003)
Re: Frechheit (Der Beweis, Mi, 10. September 2003)
Re[5]: tse tse tse (Ernst Lustig, Mi, 10. September 2003)
Re[4]: tse tse tse (Interessierter, Mi, 10. September 2003)
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