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So, 21. September 2003, 18:37

Unternehmen

Glosse: Suns Linux-Taktik

Bei Sun hält man es offenbar für keine gute Idee, Linux auf Servern einzusetzen, dagegen scheint Sun von einem Erfolg von Linux auf Desktop-Systemen überzeugt zu sein.

Die Strategie des US-amerikanischen Unternehmens Sun Microsystems verläuft wie eine Achterbahn. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein prominenter Sprecher des Unternehmens das von der Presse interpretierte Linux-Engagement, sei es für Linux positiv oder negativ, widerruft und eine eigene Strategie vorstellt. So hat es kaum jemanden verwundert, dass der Hard- und Software-Hersteller dem unter dem Namen »Mad Hatter« geplanten Desktopsystem bei der Bekanntgabe den Namen »Java Desktop System« gab. Fast scheint es, als fürchtete Sun den Namen Linux wie der Teufel das Weihwasser.

Nun meldete sich der oberste Software-Hirte des Unternehmens zu Wort und verkündete unmissverständlich die Strategie: »Es gibt keine«, so Jonathan Schwartz, Vizepräsident von Suns Softwareabteilung. Jene Zweifler, die die Worte von Schwartz nicht zu überzeugen vermögen, beglückt der Manager noch mit einer Begründung: »Wir glauben nicht, dass Linux eine Rolle auf dem Server spielt« und »wenn sie [die Kunden] es [Linux] kaufen wollen, verkaufen wir es ihnen, aber wir glauben, dass Solaris die bessere Alternative ist.« So sei Solaris sicherer, robuster, hochwertiger und »drastisch billiger im Kaufpreis« als Linux.

Somit dürfte die Verwirrung um die Strategie von Sun Microsystems wieder zugenommen haben. Will das Unternehmen mit den »Java Desktop System« ein Linux-System ausliefern, wohlwissend, dass Solaris die bessere Alternative ist? Wohl kaum, da sich das jüngste Engagement von Sun auf den Desktop richtet, was Schwartz auch unmissverständlich betont haben möchte. »Nehmen Sie nicht unser Desktop-System und setzen Sie es auf dem Server ein«, so der Manager. »Wenn Sie unsere Java-Desktop-Lösung kaufen, werden Sie vollständig entschädigt, wenn Sie es auch als Desktop-System benutzen«. Damit geht Schwartz auf die Diskrepanzen zwischen IBM und SCO ein, und stellt klar, dass keiner der Kunden einen rechtlichen Beistand zu erwarten hat, wenn er das System nicht auf dem Desktop einsetzt. »Ich habe Lizenzen zu allen jenen Angelegenheiten, die SCO bei IBM zu erstreiten versucht«, so Schwartz. Eine ähnliche Position vertrat Sun bereits in der Vergangenheit, als John Loiacono, Vice Präsident von Sun's Operating Platforms Gruppe, Solaris als ein »sicherer Hafen für alle, die Zweifel an ihrem Anbieter haben und wechseln möchten«, bezeichnete und um die Gunst der teilweise verunsicherten Linux-Nutzer aus den USA buhlte.

Wenn Sun doch an Linux im Desktop-System glaubt, was die Prognose von »10 Prozent im Desktop-Segment« (Schwartz) zu suggerieren versucht, stellt sich natürlich die Frage nach der Beziehung zwischen SCO und Sun. Zu schleierhaft und zu undurchsichtig ist die Politik, die Sun in Punkto SCO befolgt. Eine einfache Antwort ist dem Manager nicht zu entlocken. Stattdessen will Schwartz auch IBM als einen der Schuldigen sehen, hat das Unternehmen doch die meisten Patente auf Logik- und Software-Erfindungen angemeldet und auch geltend gemacht. Sun, als Anbieter einer »ernsthaften Konkurrenz« auf der Intel-Plattform hat den Vorteil, ein eigenes System zu haben. Was hat IBM?, fragt der Manager.

Nun ist es amtlich. Suns Strategie der eigenen Meinung und Interessen ist die wahre Strategie des Unternehmens. Ohne die altbewährte Plattform verlassen zu wollen, tastet sich der Hersteller auf Linux zu und beobachtet die Kundschaft. Dabei will die Firma vor allem die eigenen Server-Systeme, die allesamt noch auf Basis von Solaris angeboten werden, schützen und die Frische eines Linux-Systems auf den eigenen Desktop ausdehnen. Java und StarOffice dürften einige der Geschütze sein, die Sun auf diesem Sektor aufgestellt hat.

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Kommentare (Insgesamt: 25 || Alle anzeigen )
Re[2]: Sun bezahlt SCO ... (Andreas, Mo, 22. September 2003)
Re: Sun bezahlt SCO ... (Thorsten M., Mo, 22. September 2003)
Re: Polemik (grovel, Mo, 22. September 2003)
und ? was ist daran neu ? (frank, Mo, 22. September 2003)
Re[2]: Solaris Linux (Michael, Mo, 22. September 2003)
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