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Mo, 9. Februar 2004, 17:43

Unternehmen

Fachanwendungen Hauptproblem bei Linux-Migration

Die Spanne der Meinungen, die Linux im öffentlichen Sektor sehen, reicht von »Augenwischerei« bis zu »die Alternative«, so der Silicon.de-Kolumnist Michael Vogel.

In Zeiten kommunaler Haushaltsperren und Notverfügungen ist es kaum verwunderlich, dass vor allem die Kommunen eine Vorreiterrolle in Puncto Open-Source einnehmen. Klamme Kassen zwingen die Verantwortlichen, nach Alternativen Ausschau zu halten und diese finden sich zunehmend in Linux. Laut Aussage von Jörg Ludwig, IBMs Linux-Verantwortlichem für den europäischen Markt, sind neben den Kommunen nun auch die Banken an Linux interessiert und greifen das Thema »Linux auf dem Desktop« auf. Die weitreichenden Folgen des Umstiegs von zunächst Schwäbisch Hall und später München schlagen immer noch Wellen und bereiten vielen, darf man einem Bericht von Silicon.de Glauben schenken, auch Sorgen.

Vor allem spezialisierte Fachanwendungen von Nischenanbietern sucht man unter Linux vergebens. Die sehr knapp bemessenen Etats der Hersteller, die weder die Personalkapazitäten noch die Marktmacht haben, um im Client-Bereich neben der Microsoft-Welt noch ein zweites Betriebssystem unterstützen, hemmen den Willen eines Umstiegs. »Oft sind diese Softwarefirmen voll und ganz damit beschäftigt, die ständigen gesetzlichen Änderungen in ihre Anwendungen einzupflegen«, so ein Branchenkenner gegenüber Silicon.de. Und so entwickelt sich die Linux-Lösung zunehmend zu einer Pro-Forma-Migration. Statt Linux betreiben die Kommunen weiterhin Windows. Laut Aussagen von Schwäbisch Hall, einem der bekanntesten Linux-Befürworter, verweigern »zwischen einem Drittel und der Hälfte« der Softwarelieferanten, die Gemeinde mit einer Linux-Lösung auszustatten. Beispiele hierfür sind laut Silicon.de Produkte, die im Gewerbe- und Standesamt zum Einsatz kommen. Dort offeriert die DV-Abteilung offenbar die Windows-Anwendungen weiter über einen Microsoft-Terminalserver. Ähnlich wird es auch in München aussehen, wo die Hälfte der Software-Hersteller keine Linux-Versionen ihrer Produkte anbieten werden. »Bei Großstädten kann die Zahl der Fachanwendungen schnell die Zahl von 200 bis 300 erreichen, die nicht von einem kommunalen Rechenzentrum zur Verfügung gestellt werden«, berichtet der Ticker. In vielen Fällen stellen Anwendungen, laut Aussagen eines Linux-skeptischen-Chefs, als Regelschnittstelle lediglich das Word-Format zur Verfügung. Da wird es problematisch, »einfach mal so« zu Linux zu migrieren.

Doch, wie schon der Psychoanalytiker C.G.Jung riet, folge jenem Willen und jenem Weg, der sich durch Erfahrung als dein eigener erweist, das heißt ein echter Ausdruck deiner Individualität ist. Denn, selbst Linux-Skeptiker in der öffentlichen Verwaltung sehen dem Treiben ihrer Kollegen mit gespannter Freude zu. Neben dem Vorteil, Microsoft unter Druck setzen zu können, regt das Treiben der Vorreiter Alternativanbieter zum Umdenken an und schafft weitere Alternativen. Die Problematik der Fachanwendungen im Linux-Umfeld technisch nicht versierten Vertretern aus dem Gemeinderat und der Verwaltung klar zu machen, fällt allerdings, wie Silicon.de zu berichten weiss, nicht immer leicht. Bis es allerdings so weit ist, können fatale Fehler gemacht und viele Stunden vergeudet sein.

So hat als Beispiel die bayerische Kleinstadt Treuchtlingen »dort, wo es möglich und sinnvoll war«, bereits auf Linux umgestellt. Doch auch sie fand Probleme bei Fachanwendungen. Im Personalbüro und beim Bauamt sind immer noch Windows-Desktops im Einsatz. Der Großteil der Fachanwendungen läuft auf VMWare-Systemen oder auf einem Terminalserver. Als Environment nutzen dabei die verantwortlichen ein an Windows angepasstes KDE; für Intranet und Büroanwendungen kommt dagegen keine Microsoft-Software mehr zum Einsatz. Laut Systemadministrator Heinz Graesing ist die Total Cost of Ownership (TCO) für die Desktops seit der Einführung von Linux auf unter 2000 Euro gesunken.

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