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Mi, 17. März 2004, 13:13

Open Source: Ein Selbstbedienungsladen?

Wie die Entwickler des Open-Source-Tools »nagios« bekannt gaben, liegt eine weitere Verletzung der GPL durch ein Unternehmen vor.

Während Microsoft und SCO medienwirksam die Open-Source-Community zu diffamieren versuchen (Microsoft: »Linux-Nutzer glauben nicht an das geistige Eigentum«) und des Raubes des geistigen Eigentums bezichtigen (SCO: »Wenn die Community Produkte für Unternehmen entwickeln möchte, muss sie den Rechtsgrundsatz respektieren und folgen«), sieht die Realität anders aus. Immer öfter erweckt OpenSource den Anschein, ein Selbstbedienungsladen für kommerzielle Unternehmen zu sein. Das jüngste Beispiel in einer Reihe eklatanter Verstöße gegen das geltende Recht und die GPL stellt eine vermeintliche Verletzung des Copyrights der Entwickler des Open-Source-Tools »nagios« dar.

Wie auf der Liste der Programmierer bekannt wurde, werfen die Entwickler dem in Toronto, Kanada, ansässigen Unternehmen uptime software vor, Quellen des Projektes für ein kommerzielles Produkt verwendet und alle Hinweise auf das ursprüngliche Projekt entfernt zu haben. Laut einer ersten Analyse der Betreiber von nagios, nutzt das Unternehmen für das up.time Monitoring-Tool Plugins des Projektes. Ein Verweis auf die Original-Autoren sowie weitere, durch die GPL verlangte Auflagen, sind weder erfüllt noch befolgt worden. Ein ähnlicher Streit wie im Falle der Open-Source-Software »NetFilter« scheint vom Zaun gebrochen zu sein.

Dass kommerzielle Firmen freie Software nutzen, dürfte kein Geheimnis sein. Die Verwendung bereits entwickelter Software-Lösungen bringt etliche Vorteile mit sich. So lassen sich Entwicklungsresourcen sparen und Kosten besser kalkulieren. Technische Errungenschaften der vermeintlich kostenlosen Software können binnen kürzester Zeit in eigene Produkte aufgenommen werden. Das jedoch durch eine Verwendung lizenzierter Applikationen in kommerziellen Produkten bestimmte Spielregeln befolgt werden müssen, scheint manch eine Firma zu stören. Und so versucht insgeheim schon ein Unternehmen von der Freiheit der Software zu profitieren, ohne die Regeln zu befolgen - mit fatalen Folgen für Open-Source und das eigene Image.

So musste sich Anfang des Jahres der Hardware-Hersteller KISS-Technology mit dem Vorwurf auseinandersetzen, Quellen aus MPlayer einzusetzen, ohne die eigenen Sourcen freigegeben zu haben. Nach langen Verhandlungen einigten sich Vertreter des Unternehmens und des Projektes auf eine Lösung, das Image der Firma war allerdings bereits ramponiert. Erst vor kurzem hatte Netfilter eine außergerichtliche Einigung mit der Firma Allnet erzielt, die in ihren Routern Netfilter-Code unter Missachtung der GPL verwendete. Anfang des Monats musste das selbe Projekt keinen geringeren als Fujitsu Siemens (FSC) zur Durchsetzung der GPL überreden. Auch FSC hatte einen Wireless-Router im Portfolio, der Netfilter-Code verwendete. Auch hier einigte man sich außergerichtlich. FSC verpflichtete sich zudem, die GPL in Zukunft zu beachten und Spenden an den Linux-Kongress und die FSF Europe zu leisten. (Danke an Sven Schaffranneck für Hinweis.)

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