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Mo, 22. März 2004, 23:37

Unternehmen

Kein Halt für SCO

In seiner Schlacht gegen Linux-Nutzer scheint das Unternehmen SCO den Blick auf das Wesentliche mittlerweile verloren zu haben und droht quer durch die Bank Firmen, Behörden und privaten Anwendern mit Klagen.

Nachdem die prominentesten Benutzer von Linux-Systemen bereits Post von der amerikanischen Hauptniederlassung von SCO erhielten oder mündlich verwarnt worden sind, will SCO einem Bericht der »Financial Times Deutschland« zufolge nun auch deutsche Nutzerschaft vor den Kadi zerren. Die derzeit gültige einstweilige Verfügung in Deutschland untersagt jedoch SCO die Behauptung, das Linux-System ihr geistiges Eigentum sei und schützt damit die hiesige Linux-Nutzerschaft vor möglichen Klagen. Sollte die Verfügung aufgehoben werden, will Gregory Blepp, Vize-Präsident bei SCO, zunächst die Öffentlichkeit über die Ansprüche von SCO informieren und schlussendlich einzelne Firmen anschreiben. »Ich arbeite mit Hochdruck daran, die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen«, sagte Gregory Blepp, Vize-Präsident bei SCO.

Wie der Geschäftsführer von Univention, einem der drei Unternehmen, die gegen SCO vorgegangen sind, bestätigte, sieht die Firma der Ankündigung gelassen entgegen. »Bisher haben wir uns nicht angesprochen gefühlt«, so Peter H. Ganten gegenüber Pro-Linux. Eine entsprechende Anfrage zwecks eines neuen Vergleichs liegt dem Unternehmen nicht vor. »Es würde uns sehr wundern, wenn SCO innerhalb eines Monats einen geschlossenen Vergleich verletzen würde«, so Ganten weiter.

Die Univention GmbH aus Bremen und The SCO Group GmbH haben Anfang dieses Monats einen Vergleich abgeschlossen, dessen Inhalt Univention auf seiner Seite veröffentlichte. Darin verpflichtet sich SCO, nicht mehr zu behaupten, dass Linux unrechtmäßig erworbenes geistiges Eigentum von SCO enthalte und dass Endanwender beim Einsatz von Linux haftbar gemacht werden können. Ferner verpflichtete sich die deutsche Niederlassung von SCO dazu, nicht mehr zu behaupten, dass Linux ein nicht autorisiertes Derivat von Unix sei und dass Käufer von Linux-Betriebssystemen Strafverfolgung zu befürchten hätten. Prekär: Gregory Blepp ist nicht direkter Mitarbeiter der SCO Group GmbH, sondern der Vize-Präsident bei SCO.

Um das Angst-Szenario perfekt zu machen, hat SCO darüber hinaus in den USA rechtliche Schritte gegen zwei Supercomputer-Einrichtungen der US-Regierung angekündigt. Beide Einrichtungen unterstehen dem US-Energieministerium und betreiben Supercomputer mit Linux-Software, die nun nach Willen von SCO lizenzpflichtig wären. »Man sei sicher, so schreibt SCO, dass man bei einem Treffen Lösungsvorschläge unterbreiten könne, die akzeptabel und finanzierbar seien«, so das PC Magazin. Sollte das Angebot allerdings ohne Resonanz bleiben, will SCO die Namen der Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) und des National Energy Research Scientific Computing Center (NERSC) an die externen Rechtsanwälte weitergeben, um weitere Schritte vorzubereiten.

Die Börse beobachtet das Treiben von SCO dagegen immer kritischer und straft das Unternehmen mit fallenden Kursen. Mit den Klagen gegen Autozone und DaimlerChrysler hat SCO zwar eine Menge an Staub aufgewirbelt, doch noch nicht die erwünschten Erfolge erziehen können, den Verkauf von sogenannten Lizenzen an Linux-Anwender anzukurbeln. So konnte nicht einmal das von SCO angekündigte Programm, innerhalb der nächsten 24 Monate 1,5 Millionen Aktien auf dem freien Markt aufkaufen zu wollen und so das Vertrauen in die Firma öffentlich zu demonstrieren, helfen, die eigenen Kurse aufzufangen. Das Papier des Unternehmens verlor heute wieder an Boden und liegt zum jetzigen Zeitpunkt bei 8,30 US-Dollar.

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