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So, 22. August 2004, 22:48

Ärger um cdrecord

Eine Ergänzung des Quellcodes der neuesten Version des bekannten CD-Brennprogrammes »cdrecord« will nachträglich die Lizenzierung des Programmes ändern und bricht einen neuen Streit vom Zaun.

Nicht selten kollidieren die Interessen des Autors einer GPL-Anwendung mit den Ideen der Distributoren und führen zu Spannungen zwischen beiden Parteien. Einen neuen Höhepunkt scheint die Auseinandersetzung zwischen dem autor der bekannten Applikation cdrecord, Jörg Schilling, und dem Distributor SUSE zu erreichen. Mit der Freigabe der neuesten Beta-Version der Applikation fügte Schilling eine neue Funktion in die Applikation ein, die die Arbeit unter SUSE Linux verweigert.

Schilling, der sich offenbar mit SUSE im Streit befindet, implementierte in die Version 2.01a37 der cdrtools eine veränderte Funktion linuxcheck(), die den Namen des Distributors prüft und im Falle von SUSE einem Hinweis ausgibt. Eine Änderung oder Entfernung der Überprüfung erlaubte der Autors nicht. Ob dieser Widerspruch zu den GPL-Bestimmungen durch einen Kommentar Bestand hat, ist allerdings fraglich, denn durch die Lizenzierung von cdrtools gesteht der Autor der Applikation automatisch allen Benutzern des Paketes zu, dass es verändert werden darf, sofern es wieder unter der GPL vertrieben wird. Wenige Tage später entfernte Schilling deshalb die fragliche Passage. Die Überprüfung der SUSE-Distribution blieb aber.

Grund für die Diskrepanzen zwischen Schilling und dem Distributor ist nach seinen Angaben eine Verletzung der GPL durch SUSE. Trotz mehrmaliger Hinweise zeigte sich SUSE unwillig, den Forderungen des Autors nachzugeben und vertrieb weiterhin einen »Bastard« (Schilling), ohne die entsprechenden Quellen freizugeben. Wie der Autor beklagt, meldeten sich bei ihm viele SUSE-Benutzer mit Problemen, die durch die vielen Patches des Distributors verursacht sind und für die sich SUSE weder zuständig fühlt noch Support leisten will. Dadurch sei die Arbeit an einer neuen Version der Werkzeuge sehr erschwert und zwinge ihn zu drastischeren Maßnahmen. »Wenn SUSE anfängt, eine fehlerfreie Version von cdrecord zu vertreiben oder ihre Kunden informiert, dass sie cdrecord selbst compilieren müssen, um eine funktionierende Version zu erhalten, dann sollen sie mich zwecks Erlaubnis, den Test zu ändern, kontaktieren«, so der Autor.

Aus Sicht manch eines Beobachters könnte die Forderung allerdings nur eine Farce sein. Die wohl größte Änderung an cdrecord bei SUSE stellt die Unterstützung von DVD-Laufwerken dar, die in der offiziellen Version des Projektes nicht enthalten ist. Für diesen Zweck bietet Schilling das Paket cdrecord-ProDVD zum Kauf an. Durch die Änderung an cdrecord ermöglicht SUSE allerdings der eigenen Kundschaft die Nutzung von cdrecord mit DVD-Brennern und entzieht somit Schilling die möglichen Einnahmen aus cdrecord-ProDVD.

Die Erweiterung der Applikation um den fraglichen SUSE-Check trifft vor allem die Nutzer, die cdrecord direkt aus den Quellen erstellen wollen. Es kann davon ausgegangen werden, dass SUSE bei mangelndem Interesse, den Streit zu beenden, weiterhin eine veränderte Version von cdrecord anbieten wird. Eine rechtliche Handhabe besteht durchaus, denn die GPL schreibt ausdrücklich vor, dass alle Applikationen, die unter diese Lizenz gestellt sind, verändert werden dürfen. Demnach darf der Distributor selbst die fragliche Überprüfung entfernen.

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