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Fr, 14. Januar 2005, 07:29

Gesellschaft::Politik/Recht

Community der Kommunisten

Darf man den jüngsten Aussagen von Bill Gates Glauben schenken, so besteht die Open-Source-Community aus einer Reihe moderner Kommunisten.

Es ist hinlänglich bekannt, dass Microsoft-Chef Steve Ballmer nur wenig für die freie Community empfindet. Mal glauben die Verfechter der Community nicht an das geistige Eigentum, mal unterschlagen sie die Arbeit anderer und mal sind es Parasiten. Ferner sieht Ballmer freie Software als eine Modeerscheinung, die es zu bezwingen gilt, denn laut dem Manager ist es freier Software nicht möglich, diese in einem Ausmaß voranzutreiben, wie es durch Microsoft bei Windows getan werden kann. Dass allerdings nicht nur Ballmer eine schlechte Meinung über die Community hat, beweist ein Interview mit Bill Gates auf CNet.

Befragt zu seinem Verhältnis zu Software-Patenten antwortete Gates sinngemäß: »Ich würde sagen, dass es mehr denn je Wirtschaftssysteme auf der Welt gibt, die an des geistige Eigentum glauben. Es gibt weniger Kommunisten auf der Welt. Es gibt allerdings eine neue moderne Art von Kommunisten, die den Ansporn für Musiker und Filmemacher und Software-Hersteller unter verschiedenen Gestalten loswerden möchten. Sie glauben nicht, dass jener Ansporn bestehen sollte«, so Gates.

Prompt meldeten sich Kommentatoren zu Wort, die einen Vergleich der Community und der Meinung über Freiheit der Software nicht mit Kommunismus gleichsetzen wollten. »Bill Gates glaubt ich bin ein Kommunist«, reüssiert Bill Thompson, Kommentator von BBC-News. Thompson verneint Gates Aussage und fügt hinzu, dass Microsoft aus mehreren Gründen sehr daran gelegen ist, die Zukunft der Technologie zu dominieren und zu bestimmen. Dazu will sich das Unternehmen einer Patentpraxis bedienen, die Konkurrenten aussperrt und den Status der Firma zementiert. Die Vision von Microsoft ist dabei laut Thompson die Beherrschung des Marktes und die Kontrolle des kompletten digitalen Contents wie der Musik, Filme, Spiele und anderer Formen von digitalen Daten.

Auch Wired fragt sich, was von Gates Aussagen zu halten ist. Das Interview zeuge davon, wie weit Gates von der großen und immer noch wachsenden Community entfernt ist. Lawrence Lessig, Professor für Recht an der renommierten Stanford University und Vorsitzender von Creative Commons, kann nur von einer Verwechslung zwischen »Commonisten« und »Kommunisten« ausgehen. Creative Commons ist eine Organisation, die ein »vernünftiges Copyright« propagiert. Geistige Werke sollen geschützt sein, aber nicht für immer oder für unverhältnismäßig lange Zeit. Ziel ist es, das frei verfügbare gemeinsame geistige Eigentum zu stärken und zu verhindern, dass dieses von einer Firma oder Organisation monopolisiert werden kann.

Die Community reagiert auf die Anschuldigungen gelassen und mit Humor, auch wenn Thompson dieser einen besonderen Stellenwert einräumt. Schließlich will keiner in der Zukunft Werbesprüche wie »Where do you want to go today? - but get permission from Microsoft first« lesen.

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