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Fr, 21. Januar 2005, 08:01

OSS auf Cherokee oder Was ist GaDuGi?

Einem Artikel der Linux Business Week zufolge ist eine Befreiung der besonderen Art von Open-Source-Software (OSS) aus der sozialistischen, anti-kommerzialistischen Umgarnung der Open-Source-Community gelungen.
Von ThomasS

Der Initiator des Projekts ist Jeff Merkey, der das geistige Eigentum Dritter mißbraucht und die amerikanische Software-Industrie durch die GPL bedroht sieht.

Merkey, selbst Cherokee, will einen Weg gefunden zu haben, wie man OSS doch zu einem »profitablen Werkzeug des Kapitalismus« machen kann, so dass, anders als von der GPL gefordert, z.B. die Geschäftsgeheimnisse und geistige Besitztümer von beitragenden Dritten gewahrt bleiben. Dafür hat er eigens Netware umgeschrieben und mit einem modifizierten Linuxkernel 2.4 verheiratet. Herausgekommen ist dabei GaDuGi, das aus dem Cherokee übersetzt »alle guten Dienste für die Gemeinschaft« bedeutet. Die Rechte an GaDuGi hat Merkey an die Cherokee Nation übertragen, die nun für die Verbreitung der neuen Distribution Lizenzgebühren erheben kann.

GaDuGi soll mit der neuen Lizenz, der Cherokee Nation Open Source License (CNOSL) vertrieben werden, die allerdings noch zu schreiben ist. In Vorbereitung auf den geplanten Schritt soll die neue Lizenz dem Full Tribal Council, dem Cherokee-Ältestenrat, am 14. Februar vorgelegt werden. Mit diesem Schritt würde die weitere Verbreitung von GaDuGi unter die Jurisdiktion indianischen Rechts fallen, das so lange rechtskräftig ist, wie es nicht im Widerspruch zu den rechtlichen Bestimmungen des Uniform Trade Secret Act steht. Die Cherokee Nation ist ein souveräner Staat, der unter US-Recht fällt. Dieser Lizenz nach dürfen alle, Einzelpersonen sowie Firmen, GaDuGi benutzen bzw. weiterentwickeln, ohne ihre Geschäftsgeheimnisse preisgeben zu müssen. Die kommerzielle Weiterverbreitung von GaDuGi darf nur unter den Bedingungen der CNOSL stattfinden.

Auch andere Distributoren können ihren Code unter dieser neuen Lizenz weiterverbreiten, bei eventuellen Rechtsstreitigkeiten ist dann die indianische Rechtsprechung zuständig. Merkey meint, mit diesem Schritt seien Patente weitaus schneller vor den Cherokee-Gerichten durchsetzbar und diese könnten zugleich ein »wirksames Gegengewicht zur anti-kommerzialistischen OSS-Interpretation der FSF« werden.

Für GaDuGi gibt es auch schon eine Website unter www.gadugi.com, auf der Kommentare zur geplanten Lizenz und zur werdenden rechtlichen Fassung der Rolle von Geschäftsgeheimnissen abgegeben werden können. Gleichzeitig stellt Merkey klar, dass GaDuGi kein Konkurrenzunternehmen zu Novell darstellen soll, dass gerade seinen neuen Open Enterprise Server im Betatest hat. Merkey hatte sich bereits vor einigen Jahren von Novell auf Grund von Patentstreitigkeiten getrennt.

Bevor allerdings die rechtliche Seite von GaDuGi in trockene Tücher gewickelt werden kann, hat der Ältestenrat den schriftlichen Beweis einer Einigung in den Patentstreitigkeiten zwischen Novell und Merkey verlangt, da z.B. gegenwärtig gar nicht klar ist, ob Merkeys Netware-Version rechtlich wasserdicht ist und GaDuGi eben, ob gewollt oder nicht, in Konkurrenz zu Novells SUSE-basiertem Open Enterprise Server treten wird. Zur Zeit beruht GaDuGi auf dem Kernel 2.4, aber ein Upgrade auf 2.6 ist laut Merkey in Planung. Das neue Betriebssystem wird zu dem Zeitpunkt auf der Website erscheinen, wenn das Full Tribal Council am 14. Februar die neue Lizenz absegnen wird.

Wie weit Merkey mit dieser offensichtlichen Verletzung des Copyrights der Linux-Kernelentwickler kommen wird, wird leider in dem Artikel von Linux Business Week nicht erörtert.

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