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Mi, 2. Februar 2005, 12:53

Software::Entwicklung

OSDL-Podium zu Aspekten des OSS-Entwicklungsmodells

Auf einer von Stuart Cohen, OSDL, moderierten Podiumsdiskussion in Burlingame/Kalifornien zum Thema Open Source haben sich wichtige Protagonisten der Open-Source-Szene zu Aspekten von Open-Source-Software (OSS) geäußert und dabei auch Fragen aus dem anwesenden Publikum beantwortet.
Von ThomasS

In Reaktion auf Microsofts Kritik an der Dezentralität und angeblich mangelnden Zuordnung von Verantwortlichkeiten im OSS-Entwicklungsmodell betonten Torvalds, Morton und Behlendorf (Apache), dass gerade diese Seite von OSS eine Stärke und keine Schwäche darstelle. Behlendorf nimmt die Kritik von Microsoft an OSS als einen Indikator für den technischen und zunehmend auch kommerziellen Erfolg von OSS. Linus Torvalds meint dazu, dass im Rückblick alle verschiedene Code-Beiträge zum Kernel zu einem stimmigen Ganzen zusammengefügt werden konnten, ohne das Ganze wie ein Flickwerk erscheinen zu lassen. Vielmehr sei es so, dass das OSS-Ökosystem durch die entfallende Auseinandersetzung mit einer zentralen Autorität an Effizienz gewinne. Andrew Morton ergänzte, dass OSS durch offene Standards und Interoperabilität, nicht durch ein zentrales diktatorisches Management so erfolgreich sei. Lediglich Mitch Kapor, Gründer der Open Source Applications Foundation, sieht im Fehlen einer zentralen Autorität eine »ungelöste Herausforderung« des Entwicklungsmodells von OSS.

Fragen aus dem Publikum betrafen die Themenbereiche Softwarepatente und die möglichen Anreize für große Firmen, zu OSS beizutragen. Bei der Frage der Softwarepatente, die einstimmig als eine deutliche Gefahr für OSS wahrgenommen werden, äußerte sich vor allem Linus Torvalds kritisch zu den derzeitigen Bestrebungen der EU zur Einführung von Softwarepatenten, die augenscheinlich von einer sehr starken Patent-Lobby gestützt und vorangetrieben werde. Unter Verweis auf die bisherigen Kampagnen gegen Softwarepatente findet er die gegenwärtige Entwicklung unverständlich. Zudem müsse hervorgehoben werden, dass weitreichende Softwarepatente auch für Unternehmen ein nicht zu unterschätzendes Problem darstellen. Mitch Kapor strich heraus, dass gerade Patente in ihrer Wirkung als potentielle Massenvernichtungswaffen gegen OSS zu betrachten wären. So würde z.B. Microsoft diese Waffen in Hinterhand behalten, um sie zum geeigneten Zeitpunkt gegen eine zunehmend erfolgreichere Verbreitung von OSS einsetzen zu können. Gerade im Zusammenhang mit der Patentdiskussion wurde von Moderator Stuart Cohen noch einmal betont, dass man IBM für die Freigabe von 500 Patenten dankbar sei und von Sun einen ähnlichen Schritt erwarte.

Das Podium stellte sich auch die Frage nach dem Nutzen und die Anreize für Beitrages zu OSS von großen Firmen. Sowohl Torvalds als auch Morton sehen solche Beiträgen grundsätzlich positiv. Es sei zu beobachten, dass sich durch Firmenbeiträge langfristig die Effizienz des Kernel und das Verfahren der Entwicklung verbessere. Selbst in Fällen, in denen die Unternehmensziele nicht mit den Zielen von OSS übereinstimmen, trügen die Beiträge von einzelnen (Firmen-) Entwicklern zu einer stetigen Gesamtverbesserung des Linux-Kernels bei. Dies sei insbesondere am Beispiel der Skalierbarkeit zu beobachten, wo Firmen-Entwickler Beiträge lieferten, die nicht unbedingt im Einklang mit den spezifischen Zielsetzungen ihrer Unternehmen gestanden hätten. Brian Behlendorf brachte die Funktionsweise von OSS auf den Punkt: »Am Ende zeigt sich eine der Stärken kooperativer Entwicklung, die Synthese vieler einzelner Perspektiven zu einer Gesamtrichtung«. Er ist fest überzeugt, dass jeder individuell motivierte Beitrag einen technisch messbaren Vorteil für alle mit sich bringt und das diese Erfahrung letztlich dazu führt, dass Unternehmen auch weiterhin einen kontinuierlichen Anreiz für weitere Beiträge haben.

Das Podium beschäftigte sich auch mit der Frage, wie man als Neuling im OSS-Bereich überhaupt mit dem Programmieren Karriere machen könne. In gewohnt lässiger Art antwortete Torvalds: Voraussetzung sei, dass man das Programmieren liebe: »Ich denke, entweder willst du es tun oder eben nicht. Ich denke nicht, dass man es als Weg zur Karriere ansehen sollte. Es ist eine Lernerfahrung, und eine verdammt gute dazu!.«

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