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So, 13. Februar 2005, 16:46

Software::Kommunikation

Opera-CTO zu Microsofts Interoperabilität

Kurz nachdem Microsoft-CTO Bill Gates sich ausführlich zu Fragen der Interoperabilität geäußert hat, antwortet ihm Harkon Lie, Chief Technology Officer (CTO) von Opera Software in einem Beitrag für The Register.
Von ThomasS

»Machen Sie wirklich ernst mit der Interoperabilität, Mr. Gates!«

Lie begrüßt den neuen Enthusiasmus, mit dem Microsoft in der letzten Zeit immer wieder das Thema Interoperabilität anpreist. So ganz mag er den kürzlichen Ausführungen von führender Microsoft-Mitarbeiter allerdings nicht folgen, denn seiner Ansicht nach wird Microsoft seinen Ankündigungen zur Interoperabilität nicht gerecht.

Gleich zu Beginn des Beitrags fragt sich Lie, warum die Website zur Interoperabilität von Microsoft den W3C-Standards zu HTML 4.0 nicht entspreche. Der W3C-HTML-Validator meldet 126 Fehler. Weiterhin fragt er, warum dasselbe Dokument in unterschiedlichen Versionen an verschiedene Browser versendet wird. Hier fällt besonders das Sniffing von Browsertypen auf, so bekommt der Opera-Browser nach seinen Beobachtungen andere CSS-Styles zugeschickt als etwa der Internet Explorer(IE). Als Folge wird die gleiche Seite in Opera und IE unterschiedlich dargestellt.

Eine derart diskriminierende Behandlung hat der Opera-CTO auch beim Hotmail-Service feststellen müssen. Die Benutzer des Opera-Browsers haben, so Lie, nicht den gleichen Zugang zu CGI-Skripten wie etwa Benutzer des IE. So ist es Opera-Benutzern nicht möglich, Spam-Mails aus ihrem Hotmail-Mailaccount zu löschen.

Im Zusammenhang mit Versprechungen von Gates, der mit Hingabe an die W3C-Standards zu HTML und CSS glaubte, fragt Lie, warum Microsoft seine WinIE-CSS-Implementation nie fertig stellte. Warum, wenn das Thema Interoperabilität Microsoft so am Herzen liege, sei seit 2001 nicht ein einziger CSS-Fehler behoben worden? Warum sind bis heute wesentliche Teile von CSS immer noch nicht implementiert worden? Ebenso skeptisch kommentiert Lie die Einstellung des Web Core Fonts-Projekts durch Microsoft, das für ihn gerade im Hinblick auf Interoperabilität wünschenswert gewesen sei.

Harkon Lie hält neben der Kritik an den obigen Punkten allerdings auch eine Reihe von Verbesserungsvorschägen bereit, die die Entschlossenheit zur Einhaltung von Standards seitens Microsoft zeigen könnten.

Er fordert Microsoft auf, das Durcheinander im Quellcode der Webseite zur Interoperabilität nach standardgemäßen Kriterien aufzuräumen. Empfehlenswert erscheint ihm auch, das Microsoft endlich WinIE fixen solle; alternativ könne man ja auch den MacIE nach Windows portieren, wenn sich die erste Lösung als undurchführbar erweisen sollte. Zudem fordert er Microsoft auf, das Web Core Fonts-Projekt wieder aufzunehmen oder das Projekt gänzlich der Web-Community zu übergeben.

Im Gegensatz zu mancher Äußerung von Microsoft-Managern sieht Lie das XML-Dokumentenformat nicht als selbsterklärend an. XML sei das ASCII dieses Jahrhunderts. Beim XML-Format handele es sich um ein grundlegende, abhängige Schicht zum Datenaustausch, die nicht von sich aus Interoperabilität garantiere, sondern hier lediglich die proprietäre Kodierung von Daten ermögliche: »Patentieren Sie keine Datenformate!« Patente seien nichts anderes als private Monopole.

Abschließend fordert Lie Microsoft auf, an das W3C zu spenden, und erinnert daran, dass gerade das W3C Microsoft bei der Abwehr des Eolas-Patents maßgeblich geholfen habe. Ein großzügiger Anteil der gesparten Gelder könne mit dem Hinweis »zum fleißigen Testen der Interoperabilität« an das W3C überwiesen werden.

Der Beitrag Lies endet mit der Aufforderung: »Überzeugen Sie uns! Lösen Sie ihre Versprechungen ein!«

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Kommentare (Insgesamt: 18 || Alle anzeigen )
Interoperabilität??? (Saftnase, Fr, 4. August 2006)
Re: jo (mak, Mo, 14. Februar 2005)
Re[2]: Na Toll! (dirk.loesche, Mo, 14. Februar 2005)
Re: Na Toll! (Micha, Mo, 14. Februar 2005)
Re: CSS und Opera (Kai F. Lahmann, Mo, 14. Februar 2005)
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