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Mi, 16. Februar 2005, 21:04

Unternehmen::Personalien

Bill Gates und andere Kommunisten

In einem Beitrag für news.com hat Richard Stallman zu den jüngsten Äußerungen des Microsoftgründers Bill Gates Stellung genommen.
Von ThomasS

»Auf eine Frage von CNET News zu Softwarepatenten hat Bill Gates ausweichend eine Reihe anderer Gesetze zitiert und ist auf das Thmea Geistiges Eigentum ausgewichen. Dann hat er geantwortet, dass jeder, der diese Gesetze nicht vorbehaltlos unterstütze, ein Kommunist sei. Da ich kein Kommunist bin, aber Softwarepatente kritisiere, denke ich dass er mich gemeint haben wird.«

Mit diesen Worten leitet Richard M. Stallman seine satirische Replik auf Gates' Ausführungen zu Softwarepatenten ein. Darin wirft er dem Chief Technology Officer (CTO) vor, Copyright, Patente und zahlreiche andere Rechtsformen, die auf unterschiedlichen Erfordernissen und Auswirkungen beruhen, fälschlicherweise in einen Topf zu werfen.

Zuerst stellt Stallmann in seiner Erwiderung klar, dass Entwickler freier Software keineswegs gegen Copyrght-Rechte seien. Immerhin halten sie das Copyright auf von ihnen geschaffene Programme. Solange Entwickler ihren Code selbst schreiben, gehöre das Copyright allein ihnen und es gebe keinen Anlaß zur Sorge, dass sie sich einer Verletzung von irgendwelchen Copyrights schuldig machen könnten. Mit Patenten sei es eine völlig andere Sache, diese beziehen sich auf Methoden, Techniken, Features und Algorithmen und nicht wie das Copyright auf ein bestimmtes Programm oder Quellcode. Die Entwicklung eines großen Programms ist die Kombination tausender von Ideen, einschließlich anderer nicht unmittelbar beteiligter Entwickler. Wäre es möglich, eine dieser implementierten Ideen patentieren zu lassen, dann würde die Entwicklung eines großen Programms wahrscheinlich Hunderte von Patenten verletzen und Anlass für viele Patentrechtsprozesse sein. Daher sind Softwarepatente eine ständige Drohung gegen die Entwickler und die Nutzer ihrer Programme.

Einige wenige glückliche Entwickler können solchen Problemen von vornherein aus dem Wege gehen, wenn sie bei großen Firmen beschäftigt seien, die tausende von Patenten halten und diese mit anderen Firmen kreuz-lizensieren. Dies gibt ihnen einen Vorsprung gegenüber kleineren Konkurrenten, denen solche Möglichkeiten nicht zur Verfügung stehen. Daher betreiben diese Firmen ein vehementes Lobbying für Softwarepatente. Microsoft mit seinen tausenden Patenten hat vor Gericht aussgesagt, dass der Hauptkonkurrent Linux, also das auf freier Software beruhende GNU/Linux sei. Durchgesickerte interne MS-Dokumente würden zudem den Schluß nahelegen, dass Microsoft gewillt sei, sein Patentportfolio einzusetzen, um diesen Rivalen zu stoppen.

Als Microsoft, so Stallman weiter, ein Protokoll zur Eindämmung des Spam-Problems bei der Internet Engineering Task Force (IETF) einreichen wollte, sollte jede freie Software vom Gebrauch dieses Protokolls ausgeschlossen werden. Kein auf diesem Protokoll basierendes Programm hätte unter irgendeiner freien Lizenz wie der GNU GPL, MPL (Mozilla Public License), Apache License oder einer BSD-Lizenz veröffentlicht werden dürfen. Zwar wurde das Protokoll vom IETF abgelehnt, aber Microsoft versuche weiterhin die großen ISVs zu überzeugen, das Protokoll als Standard zu verwenden.

Lakonisch fügt Stallman hinzu: »Dank Mister Gates wissen wir nun, dass ein offenes Internet, in dem offene und jedermann zugängliche Protokolle verwendet werden, Kommunismus ist; es wurde von dem berühmtesten kommunistischen Agenten geschaffen, dem amerikanischen Verteidigungsministerium«.

Gegenwärtig, so Stallman, sei Microsoft allein auf Grund seiner Marktmacht möglich, das eigene Programmiersystem als De-Facto-Standard durchzusetzen. So hat sich Microsoft z.B. innerhalb der.Net-Initiative einige Methoden patentieren lassen, was zu Sorge geführt hat, dass Millionen Benutzer in die Arme eines staatlich sanktionierten Monopols getrieben werden könnten.

Klar ist für Stallman, dass Kaptialismus nach Gates' Art eigentlich nur Monopole herausbilden kann. Allein wer denke, dass jedermann einfach frei programmieren kann oder dass Programme frei sein müssen, mache sich in den Augen von Bill Gates des Kommunismus schuldig. Nun, diese Art des Kommunismus hat sich auch in den heiligen Hallen von Microsoft schon früh breit gemacht. Hier ist, was Bill Gates 1991 seine Angestellten zu diesem Thema wissen ließ:

»Wenn die Leute nur verstehen würden, was passiert, wenn alle heutzutage erfunden Ideen zu Patenten würden, die (Software-) Industrie wäre in einem totalen Stillstand. Zukünfigte Start-Ups ohne eigenes Patentportfolio müssten jeden von Giganten geforderten Preis zahlen.«

Das Geheimnis ist heraus, so Stallman, Mister Gates war selbst ein Kommunist. Er hatte erkannt, dass Softwarepatente schädlich sind. Nun ist Microsoft in der Position, anderen mittels Softwarepatenten Preise zu diktieren. »Wenn wir aber gegen Softwarepatente stehen, werden wir als Kommunisten von Mister Gates bezeichnet.« Der Beitrag schließt mit einem Verweis auf die Seiten des FFII und einem Aufruf zur Unterstützung der Kampagne gegen Softwarepatente in Europa: »Wir haben das europäische Parlament einmal überzeugt, selbst konservative Abgeordnete sind Kommunisten und es scheint, mit Ihrer Hilfe könnten wir dies ein zweites Mal erreichen!«

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