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Mi, 16. März 2005, 18:21

Ein Tux für Ude

Die Konsequenzen, die sich aus der Grundsatzentscheidung der bayerischen Landeshauptstadt München für die Migration von Microsoft Windows NT auf den offenen Linux-Standard ergeben, waren das Thema einer hochkarätig besetzten Expertenrunde auf der CeBIT 2005.

Eingeladen hatte die PR-Agentur vibrio Kommunikationsmanagement im Rahmen ihrer traditionellen Veranstaltungsplattform »vib-Lounge«.

Dort diskutierten und referierten Fritz Fleischmann, Geschäftsführer Adobe Central Europe, Willi Berchtold, Präsident des BITKOM, Richard Seibt, President EMEA bei Novell, Marcel Schneider, Vice President Sun Deutschland, und eben der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. Moderiert wurde die Runde vom Agenturchef Michael Kausch und - mitten auf der CeBIT - vom Geschäftsführer der Messe München und oberstem SYSTEMS-Chef Klaus Dittrich.

Zu Beginn erläuterte Ude den rund 40 geladenen Gästen im Publikum die Beweggründe für die Münchner Linux-Entscheidung. Sie sei weder »ideologisch, antiamerikanisch oder rein politisch« motiviert gewesen, sondern man habe damit einzig und allein auf die Beendigung des Supports für das bislang eingesetzte Microsoft Betriebssystem Windows NT reagiert. Damit war München gezwungen, über den weiteren Weg zu entscheiden: Entweder von Windows NT auf ein Microsoft Betriebssystem der nächsten Generation umzusteigen, oder aber ein alternatives System einzusetzen. Die Wahl fiel bekanntlich auf Letzteres. Damit sollte die Abhängigkeit der Stadt von einem einzelnen Anbieter reduziert werden. Sie habe sich ja überdeutlich gezeigt, als Microsoft seine technische Unterstützung für Windows NT eingestellt habe. So entschied sich also die Stadt München für einen Wechsel auf Open Source.

Ude wies zugleich darauf hin, dass die Stadt München auch in Zukunft mehr Windows- als Linux-Rechner im Einsatz haben werde, nämlich in allen städtischen Schulen. Somit stünden 25.000 städtische Windows-PCs in den Schulen künftig 14.000 Linux-Computern in der Stadtverwaltung gegenüber. Während sich die Lehranstalten am gängigen Standard orientieren müssten, hätten unabhängige Experten dazu geraten, im Verwaltungsbereich Linux einzusetzen. »Mit Linux sind wir unabhängiger von einem einzelnen Hersteller, ohne auf ein Maximum an Flexibilität, Ergonomie und IT-Sicherheit verzichten zu müssen«, so der Münchner OB. Die Umstellung soll schrittweise zwischen 2006 und 2008 erfolgen.

Bitkom-Präsident Willi Berchtold wollte zwar zugestehen, dass die Existenz von Linux für den Wettbewerb und damit für den Markt durchaus positiv zu beurteilen sei, stellte jedoch das Innovationspotenzial von Open Source in Frage. Als Anwender habe er den Eindruck, dass der technologische Fortschritt sich im Umfeld von Microsoft erheblich schneller entwickle, als im Umfeld der Linux-Community. Novell-Präsident Richard Seibt hingegen verwies auf die weltweit 1,2 Millionen Entwickler, die heute die Linux-Entwickler-Community bildeten: »Ein solches Team kann sich keine Firma der Welt leisten«.

Fritz Fleischmann von Adobe erklärte, dass das zunehmende Interesse seines Unternehmens an Linux auf der größeren Flexibilität von Open Source basiere. Er kündigte an, dass Zug um Zug weitere Adobe-Produkte für Linux angepasst werden würden. Adobe wolle seine Kompetenzen im Bereich IT-Sicherheit und digitale Signatur auch für Linux-Anwender verfügbar machen.

Marcel Schneider, Vice President Sun Deutschland, wies darauf hin, dass es beim Wettstreit zwischen Open und Closed Source für die Anwender gar nicht um ein »Entweder-Oder« gehe. Vielmehr komme es gerade darauf an, eine Vielzahl von Closed-Source-Lösungen auf Open-Source-Plattformen aufzusetzen. Kurz: »Auf die richtige Mischung kommt es an!« Dem konnten schließlich alle Beteiligten nur beipflichten.

Am Ende der Diskussion lies es sich Richard Seibt nicht nehmen, dem Münchner Oberbürgermeister noch einen fast lebensgroßen Tux zu überreichen. Laut Ude findet dieses Linux-Maskottchen künftig in seinem Vorzimmer einen angemessenen Platz: direkt neben der Ude-Puppe, die Rathausmitarbeiter dort auf Grund einer »physiognomischen Ähnlichkeit« mit dem echten Ude vor einiger Zeit installiert hätten. Da bleibt doch nur zu hoffen, dass für Besucher jegliche Verwechslung ausgeschlossen ist.

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