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Fr, 24. Juni 2005, 20:36

Software::Distributionen::BSD::DragonFly

DragonFly-Entwickler zum Vergleich von Linux und den BSDs

Die letzten Interviews zum Vergleich zwischen Linux und den BSDs zeigten sowohl technische als auch philosophische Grundunterschiede zwischen beiden Welten, jetzt hat Matt Dillon für das DragonFly-Projekt seine Gedanken zum Thema geäußert.
Von ThomasS

Auf die Frage nach den Ähnlichkeiten und Synergien zwischen Linux und den BSD-Projekten verzeichnet Dillon, dass es zwischen den Projekten mit Ausnahme der Treiber keinen nennenswerten Austausch gibt. Dies führt er unter anderem darauf zurück, dass in der Open-Source-Welt jeder seinen eigenen Code schreiben will und daher kaum ein direkter Tausch von Code stattfindet. Allerdings verzeichnet der Entwickler einen Informationsfluss zwischen den Projekten auf der Ebene von konzeptionellen Ideen. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Implementationen projektübergreifend getestet. Diese Vorgehensweise erspart viel Zeit bei der Entwicklung von eigenen Implementierungen, ohne dass dadurch wirklich Code zwischen der Projekten getauscht würde. Übernehmen würden die BSDs nur im Hinblick auf Portabilität programmierte eigenständige Subsysteme wie die Programme SSH oder Apache.

Grundsätzlich hält Dillon die BSDs nicht unbedingt für technisch überlegen. Allerdings liegen die Schwächen des Linuxkernels in Tatsache des Lebens begründet, dass die durchschnittlich älteren Entwickler der BSDs gegenüber ihren jüngeren Pendants im Linux-Projekts robusteren und besser integrierbaren Code produzieren würden. Dies hat für ihn vor allem mit der grundsätzlichen Haltung zu tun, dass ältere Programmierer halt Stabilität und die leichte Wartung ihres Codes stärker betonen würden. Die höhere Stabilität des Kernelcodes mache die BSDs aber nicht automatisch zu den besseren Systemen. Die Schwächen der BSDs liegen nach Dillon im Vergleich zum Linuxkernel darin, dass sie neueren Design-Konzepten der modernen Computertechnik nicht mehr ganz entsprechen würden, da es die BSD-Projekte eben auch schon lange gäbe.

Der Vergleich der Projekte erscheint ihm noch schwieriger, wenn man die Rolle der führenden Persönlichkeiten in Betracht zieht. Generell gibt es für ihn keine absolute Skala, nach der man den Erfolg eines Projekts objektiv beurteilen könne. Grundsätzlich sieht er sowohl bei Linux als auch bei Open-, NetBSD und DragonFly starke Persönlichkeiten am Werk, die wichtig seien für den Erfolg der Projekte. Etwas anders sähe es wegen eines Wachwechsels bei FreeBSD aus, wo es zur Zeit keine etablierte Führungspersönlichkeit gibt. Dies zeigt für ihn, dass mit dem Wechsel in der Projektspitze auch häufig Veränderungen im Projekt stattfinden.

Von einem technischen Standpunkt aus betrachtet sind die BSDs besser programmiert, allerdings habe das Älterwerden aller Projektmitglieder auch die Qualität des Linux-Kernels verbessert. Dennoch fällt ein Vergleich der Qualität der unterschiedlichen Systeme für ihn eindeutig zugunsten der BSDs aus. Zwar verfügen die BSDs mit UFS im direkten Vergleich über nur ein Dateisystem, allerdings ist die Verlässlichkeit der Systeme eine andere Sache. Obwohl Dillon Linux hier bescheinigt, schon enorm aufgeholt zu haben, zeigen wiederholte Klagen von Arbeitskollegen, dass in diesem Bereich vieles noch nicht so rund laufe.

Den direkten Austausch von Code zwischen Linux und den BSDs bezeichnet Matt Dillon als minimal, zwischen den BSDs komme dies auf der Ebene von Userland-Programmen schon häufiger vor. Allerdings habe er schon mit Linux-Hackern über das Linux VM-System diskutiert und diesen die BSD-Konzepte erklärt, so dass auf diese Weise auch BSD-Code in den Linuxkernel geflossen sei.

Dillon zeigt sich sehr zurückhaltend auf die Frage, welche Teile des Linuxkernels er gerne ins Reich der BSDs transportiert sähe. Linux sei für ihn ein "Schmelztiegel von Ideen" und dies sei auch gut so, da viele verschiedene Konzepte getestet würden. Schließlich sei technische Perfektion eben nicht alles. Konkrete Teile des Linuxkernels, die er gerne in den BSDs sehen würde, kann er allerdings nicht benennen. Letztlich scheint ihm dies auch gar nicht so entscheidend, da sowohl Linux als auch die BSDs Anregungen aus externen Quellen wie etwa dem TCP SACK-Protokoll, POSIX oder den RFCs erhielten. Hier würde man auf gleiche Quellen zurückgreifen, die dann unterschiedlich in den einzelnen Projekten implementieren würden. Diese externen Quellen stellen für ihn eine Garantie dafür, dass man in der Open-Source-Welt zueinander kompatibel bleibe, ganz anders als dies in der Welt proprietärer Systeme der Fall ist.

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