Gesellschaft::Politik/Recht
Trubel um Marke »Linux«
Die Umsetzung der vor zwei Monaten beschlossenen Preiserhöhung für die Verwendung der Marke »Linux« hat zu einiger Kritik und zu ungewöhnlich starken Medienecho geführt.
Wer erinnert sich nicht mehr an die Zeit, als Trittbrettfahrer versuchten, die Marke »Linux« auf ihren Namen anzumelden? Im Jahr 1999 war es hierzulande soweit, daß dem Mißbrauch ein Ende gesetzt werden mußte. In einer idealen Welt würden die Markenämter verhindern, daß sich unberechtigte Personen eine Marke sichern können. Da die Realität nicht so ideal ist, war es notwendig, in vielen Ländern die Marke »Linux« anzumelden, als deren Inhaber Linus Torvalds eingetragen ist. Die Marke wird vom Linux Mark Institute verwaltet, das zu Linux International (LI) gehört und die Marke, wenn nötig, auch gegen Verstöße verteidigt. Torvalds selbst hatte im Jahr 2000 die Richtlinien für die Verwendung der Marke festgelegt.
Bereits vor zwei Monaten berichteten wir über die bevorstehende Preiserhöhung, die für kommerzielle Nutzer der Marke bevorstand. Wohlgemerkt ging es nicht um die Linux-Anwender, sondern lediglich um kommerzielle Anbieter, die Produkte mit »Linux« als Namensbestandteil vermarkten. Diese waren schon immer verpflichtet, eine Lizenz zur Verwendung der Marke Linux zu erwerben, jedoch wurde dies nicht konsequent durchgesetzt. Früher kostete diese 500 US-Dollar und galt unbegrenzt. Das konnte jedoch die Kosten des Linux Mark Institutes bei weitem nicht decken, daher nun die Preiserhöhung, bei der die Lizenz nur noch für ein Jahr gilt und abgestuft zwischen 500 und 5000 USD kostet, für nicht gewinnorientierte Organisationen 200 USD. Community-Projekte können die Marke kostenlos verwenden.
In Australien begann Linux Australia nun damit, etwa 90 Firmen zur Zahlung der erforderlichen Lizenzgebühr aufzufordern. Dies löste ein starkes Medienecho aus, in dem viele Falschinformationen kursierten. Auch aus den Reihen der Open-Source-Gemeinschaft kam Kritik. So wurde die Frage aufgeworfen, wie man gegen Softwarepatente sein und gleichzeitig eine Marke durchsetzen könne. Daher fühlte sich auch Linus Torvalds genötigt, letzten Samstag die Tatsachen klarzustellen. Die Lizenzgebühren, die bisher nicht einmal ausreichten, die Kosten zu decken, fließen vollständig an das Linux Mark Institute, er selbst bekommt davon keinen Cent.
Auch Florian Müller, Aktivist gegen Softwarepatente und Initiator der Webseite, unterstützt die Position von Linus Torvalds und mahnt die Kritiker zur Besonnenheit. Urheber- und Markenrechte seien etwas ganz anderes als Patente und vergleichsweise unschädlich. Man dürfe jetzt nicht durch fundamentalistische Angriffe auf das geistige Eigentumsrecht Mitte-Rechts-Politiker verschrecken. Immer noch gebe es viele konservative Politiker, die Open Source mit Kommunismus gleichsetzen. Ferner sei zu bedenken, daß es in Deutschland nach den Wahlen im September eine konservative Regierung geben könnte.