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Mi, 14. September 2005, 13:13

Gemeinschaft::Personen

Hans Reiser im Interview mit Kerneltrap

Hans Reiser, Entwickler des beliebten Dateisystems ReiserFS hat Kerneltrap ein Interview gegeben, in dem er unter anderem auch Stellung zum Stand der Integration von ReiserFS4 in den Kernel bezieht.
Von ThomasS

In dem Interview mit Jeremy Adams von Kerneltrap.org gewährt Reiser Einblicke in die Entstehung und Entwicklung des ReiserFS und seine Haltung zum Thema Open Source. Reiser beschreibt den Markt für Journaling-Dateisysteme als hart umgekämpft und sieht das Reiser-Projekt gegenüber seinen Konkurrenten unter anderem im Hinblick auf finanzielle Unterstützung im Nachteil. Allerdings zeigt seine Kundschaft ein Interesse an ReiserFS, da das Dateisystem nach Feedback seiner Kunden die Arbeitsabläufe wesentlich vereinfacht. Dies hängt für Reiser auch damit zusammen, dass das Projekt Reiser4 vielen langwierigen Tests unterzieht, in denen Tools wie dd oder mongo.pl zum Benchmarking herangezogen werden. Dabei kommt es dem Entwickler besonders darauf an, dass jeder noch so unscheinbaren Anomalie in der Performance des Dateisystems minutiös auf den Grund gegangen wird.

Alle unter GPL stehende Software stellt für ihn wohltätige Arbeit dar, zu der er mit ReiserFS schon seinen Beitrag geleistet hat. Grundsätzlich hat er aber keine Schwierigkeiten mit proprietär ausgerichteter Arbeit, vielmehr komme es darauf an, dass man sein Leben im gesunden Gleichgewicht zwischen wohltätiger bzw. unbezahlter und gut bezahlter Arbeit hält, konstatiert er unter Verweis auf seine schwierigen finanziellen Verhältnisse. Eine Lizenzierung von Software nach dem Modell der BSDs lehnt er ab, da Geben und Nehmen in keinem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Eine Alternative zu unbezahlter Arbeit sieht Reiser in seinen kostenpflichtigen Lizenzen, die er anbietet. Aktuell sieht er aber keinen Anlass, über die GPL nachzudenken, vielmehr will er all seine verfügbare Energie in das System der Benennung von Objekten in Reiser4 stecken.

Die gegenwärtigen Schwierigkeiten der Einbindung von Reiser4 in die kommenden Kernel sieht Reiser als behoben an, die Stabilisierung des Kompressions-Plugins komme gut voran, wenn es nicht noch unerwartete neue Forderungen auf der LKML gebe, werden alle erforderlichen Arbeiten bald abgeschlossen sein. Gerade die Diskussion um dieses Thema offenbart für Reiser eine Phase der Kernelentwicklung, in der ein freier Wettbewerb zwischen den konkurrierenden Dateisystemen schwierig ist. Die bloße Forderung nach der Verlagerung eines Teils des Reiser4-Quellcodes in den VFS-Layer erscheint ihm nur dann vernünftig, wenn auch andere Projekte ihren konkurrierenden Code ebenfalls dorthin transportierten. Die gegenwärtige Diskussion um einzuhaltende Standards verhindere eine innovative Weiterentwicklung der Dateisysteme, da sie alle den gleichen Code benutzen sollen. Dies stellt für ihn die grundsätzlichen Vorteile einer Plugin-Architektur in Frage, die unter anderem auch Innovation fördert. Besonders deutlich ist dies für ihn daran zu sehen, dass sich seit Jahrzehnten die traditionelle Semantik, z.B. für semi-strukturierte Abfragen oder das System der Benennung von Objekten innerhalb des UNIX-Dateisystems kaum verändert haben. Alle halten sich an vorgegebene Standards, Innovationen sind kaum zu beobachten in diesem Bereich. Dies muß und wird sich nach Ansicht von Reiser zukünftig ändern.

Schon jetzt zeige Reiser4 gegenüber seinen Konkurrenten deutliche Vorteile in Sachen Performance, Platzersparnis und eine deutlich bessere Architektur, die Pflege und Erweiterbarkeit erleichtern. Er sieht Linus Torvalds gefordert, durch organisatorische Entscheidungen den Wettbewerb zwischen einzelnen Dateisystemen innerhalb des Kernel-Projekts auf eine gute Grundlage zu stellen. Allerdings gibt es aktuell auch noch Nachteile im Dateisystem, an denen das ReiserFS-Projekt arbeite. Dies betrifft vorallem die fsync-Leistung, die noch nicht optimiert wurde, um ein optimales Betreiben von Datenbanken unter Reiser4 zu gewährleisten.

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