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Mi, 12. Oktober 2005, 11:21

Unternehmen

Novell: Stand der Migration zu Linux

Zwei Experten von Novell gaben Besuchern des Ohio LinuxFest einen Einblick in den Stand der betrieblichen Migration zu Linux, die nach Angaben von Novell auch anderen den Weg weisen kann.
Von ThomasS

Die Novell-Mitarbeiter Dan Rusek und Mark Richards bezeichneten die Migration als »Trinken des eigenen Champagners«, der sowohl für die noch unter UNIX laufenden Serverumgebung in Provo/Utah als auch für die Windows-Workstations in Waltham/Massachusetts vollzogen wird. Ein der Teil der betrieblichen Migration bei Novell beinhaltet eigene Studien zu den zu erwartenden TCO. Hier betonten Rusek und Richards, dass man bei Novell nun überzeugt ist, dass die TCO durch die Migration zukünftig wesentlich geringer ausfallen würden, bei erhöhter Sicherheit und größerer Flexibilität bei den Einsatzmöglichkeiten der eigenen Plattform. In eigenen TCO-Studien hatte Novell laut Rusek und Richards allerdings herausgefunden, dass die Kosten der Installation und Administration eigener Linux-Systeme nur geringfügig günstiger ausfallen im Vergleich zu den bisher genutzten UNIX- und Windows-Maschinen. Deutliche Einsparungspotentiale seien allerdings in Fragen des Software-Supports und der Virenbekämpfung zu verzeichnen gewesen.

Bei der detaillierten Vorstellung der Zahlen der Migration wird deutlich, dass Novell zuerst seine HP-UX und Solaris-Server durch Linux ersetzt. Erst wenn eine Reihe wichtiger Applikationen von Windows nach Linux portiert worden seien, könne man auch die Zahl der eingesetzten Windows-Server deutlich reduzieren, so die beiden Novell-Mitarbeiter. Weitaus mehr Geduld erfordert der Weg zum Linux-Desktop. Novell hat derzeit 5000 Nutzer und verfügt über eine Gesamtzahl von 15000 Workstations, von denen 60% Laptops sind. Davon nutzen ca. 95% Windows, von denen die meisten Office 2000/XP benutzen. Im ersten Anlauf erfolgt eine interne Überprüfung der lizenzierten Office-Installationen. Die Angestellten wurden aufgefordert, wenn auf ihren Rechner ein Upgrade auf Office/XP stattgefunden hat, wieder zur alten OEM-Version zurückzukehren, um doppelte Lizenzkosten für einen Arbeitsplatzrechner zu vermeiden. Diese etwas verwunderliche Vorgehensweise, so Rusek und Richards, erspart Novell jährliche Lizenzkosten in Höhe von 900.000 USD. Im folgenden Schritt werden jetzt alle Microsoft-Office-Installationen durch OpenOffice.org ersetzt. Erst im letzten Schritt werden die Desktop-Betriebssysteme durch den Novell Linux Desktop vollständig ersetzt.

Intern beurteilen beide Novell-Mitarbeiter die bisherigen Schritte als Erfolg, so auch die Migration zu OpenOffice. Ohne nennenswerte Probleme sei es gelungen, existierende Daten ins OpenOffice-Format zu konvertieren. Allerdings verhehlen beide auch die Schwierigkeiten des Umstiegs nicht, etwa dass manche Office-Dokumente nicht optimal migriert werden konnten und verschiedene Visual-Basic-Makros neu geschrieben bzw. überhaupt ein Ersatz für Visual-Basic gefunden werden musste. Um dem Eindruck entgegenzuwirken, dass Novell die Migration nur um Linux Willen macht, hält Richards fest: "Ist Linux ein Ersatz für Windows? Bald, im Augenblick allerdings noch nicht!" Gegenwärtig, so macht er deutlich, habe man, nach Rückgriff auf die alten OEM-Office-Lizenzen noch viele Dual-Boot-Systeme, auf denen Windows und Linux eine Koexistenz führen. Die letzten 20% der verbliebenen Installationen seien schwieriger zu bewältigen, da auf diesen Rechnern eine Menge wichtiger Geschäftsapplikationen laufen, die zunächst noch auf die Windows-Plattform angewiesen sind.

Jedenfalls, so die beiden Referenten, sei der bisherige Weg Novells auch für andere Organisationen gangbar. Sie empfehlen auf jeden Fall, nicht einfach Linux auf Kosten der Produktivität einzuführen. Vielmehr müssten eine Reihe von betrieblichen Überlegungen zu einer tragfähigen Migrationsstrategie angestellt werden, die nach Entfernung teurer UNIX-Hardware oder der Portierung existierender Windows-Programme zum Erfolg führen wird.

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