Login
Newsletter
Werbung

Do, 13. Oktober 2005, 21:26

Software::Entwicklung

JBoss in der Kritik

Wegen einer Flut an Abmahnungen an nicht-autorisierte Partner in den USA und Europa ist JBoss in die Kritik geraten, es wird gar ein Schließen der unter LGPL stehenden Quellen befürchtet.
Von ThomasS

In einem Artikel von Linux Enterprise wird über schwere Vorwürfe gegen JBoss Inc., eine in Atlanta/USA ansässige OSS-Firma berichtet, die mit Androhung eines Strafgeldes von 25.000 USD bei Zuwiderhandlung sowohl in den USA als auch in Europa verschiedene Firmen abgemahnt hat, die sich schon seit Jahren auf JBoss spezialisiert hatten und z.T. Trainingsprogramme für den Applikationsserver angeboten hatten. Der Gesamtstreitwert wird dabei von JBoss Inc. auf 300.000 USD beziffert. Nach dem Willen von JBoss Inc. sollen diese Firmen, die offenbar keine kostenpflichtige Mitgliedschaft im Partnernetzwerk des Herstellers vorweisen können, die Marke JBoss nicht mehr verwenden dürfen. Damit ist den abgemahnten Firmen auch untersagt, Materialien oder Trainingsprogramme für JBoss anzubieten.

Innerhalb der JBoss-Community ist dies der zweite Vorfall, der innerhalb kurzer Zeit einige Wellen geschlagen hat. So gab es vor einigen Wochen eine Debatte über die Lizensierung der Quellen von JBoss, in der ein früher von Marc Fleury und anderen "aus dem Projekt hinauskomplimentierter" Mitstreiter, Rickard Öberg, forderte, seinen Teil des Quellcodes statt unter LGPL nun unter die GPL zu stellen, mit weitreichenden Konsequenzen für die anderen Teile des Quellcodes.

Die neuerliche Aktion von JBoss Inc. dürfte einigen Ärger verursachen, da anscheinend auch der CVS-Server Ende letzter Woche nicht erreichbar war, auf dem die Quellen des Applikationsservers bislang frei zugänglich gewesen sind. Dies hat neben dem allgemeinen Ärger über die Abmahnungen auch noch Befürchtungen geweckt, dass JBoss Inc. den Zugriff auf die Quellen des auf Java basierenden Applikationsserver nun allein kontrollieren will. Während in den USA die Marke auf das Unternehmen eingetragen ist, firmiert in Europa Marc Fleury als alleiniger Inhaber der Marke.

In Deutschland ist der Darmstädter IT-Dienstleister Brockhaus GmbH von der Abmahnungswelle betroffen, ein früherer Partner von JBoss. Dort hat man sich seit drei Jahren unter anderem auf JBoss spezialisiert und bietet recht erfolgreich Schulungsmaterialien und Trainingsprogramme an. Zum Streit kam es mit JBoss für die Darmstädter nach einem Gespräch auf der letzten CeBIT zwischen dem Geschäftsführer der Brockhaus GmbH und dem JBoss-General Manager in Europa, in dem klar wurde, dass ein allgemein gehaltenes Schulungsmaterial, dass thematisch Netweaver, Weblogic und JBoss enthalte, keine Akzeptanz bei JBoss findet. Darüber hinaus wünschte sich der General Manager, dass sich die Darmstädter in ihren Geschäften auf den deutschen Markt beschränkten, und nicht weiterhin auch den britischen Markt bedienen sollten. Das war für die Darmstädter zu viel, die sich auch nicht von der Androhung von Strafgeldern abhalten lassen wollten und wollen.

Schwerwiegender sind die Einwände von Richard Öberg, der JBoss Inc. mit seinem Gebaren schlicht einen Bruch der LGPL-Lizenz vorwirft. In einem Gespräch mit dem Java-Magazin sagte er: "Das wahre Problem resultiert aus der Tatsache, dass JBoss aus Tausenden von Zeilen Open-Source-Code besteht, geschrieben von Hunderten von Freiwilligen". Mit seiner neuen Markenpolitik hätten alle beitragenden Programmierer zu JBoss keine Rechte mehr an ihrem Quellcode zum JBoss-Applikationsserver. Nach unseren Recherchen scheint der angeblich Ende letzter Woche geschlossene CVS-Server allerdings erreichbar.

JBoss Inc. hatte in letzter Zeit auch Aufsehen in der FOSS-Welt für sein Kooperationsabkommen mit Microsoft auf sich gezogen, in dem beide Unternehmen eine Zusammenarbeit in Sachen Kompatibilität zwischen Microsoft-Produkten und JBoss vereinbarten.

Werbung
Kommentare (Insgesamt: 12 || Alle anzeigen )
Re[5]: War ja klar das billys firma da wieder die (123, Sa, 15. Oktober 2005)
Re[5]: War ja klar das billys firma da wieder die (Felix Schwarz, Fr, 14. Oktober 2005)
Re[2]: Kein Fork möglich? (Felix Schwarz, Fr, 14. Oktober 2005)
Re: Kein Fork möglich? (TSchoenhoff, Fr, 14. Oktober 2005)
Kein Fork möglich? (alterMann, Fr, 14. Oktober 2005)
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung