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Do, 6. April 2006, 09:23

Minnesota will offene Datenformate

Ein Gesetzesvorschlag im US-Staat Minnesota fordert den Einsatz offener Datenformate und ist in jeder Hinsicht weitreichender als das bereits angelaufene Vorhaben in Massachusetts.

Ende März wurde die »Open Data Formats Bill« als Gesetzesvorschlag eingereicht. Sollte dieses Gesetz den Senat des Staates passieren, dann wäre der Staat verpflichtet, für seine Dokumente, wo immer möglich, offene Formate zu verwenden. Der Effekt wäre ähnlich wie in Massachusetts, wo bereits die Vorbereitungen zur Umsetzung dieses Zieles laufen. Der Gesetzestext würde das bestehende Gesetz über das »Office of Enterprise Technology (OET)« ergänzen und den Chief Information Officer (CIO) des Staates zu entsprechenden Handlungen anweisen.

Beobachter messen dem Entwurf große Bedeutung bei. Die Diskussion über offene Formate wird nun in zwei Staaten statt einem geführt. Wenn das Gesetz angenommen würde, würde es den CIO von der Pflicht entbinden, die Einführung von freien Formaten zu rechtfertigen. Die (Nicht-) Einhaltung der offenen Standards durch die Hersteller würde sich stärker auf ihren Marktanteil auswirken. Ferner könnte damit ein Trend ins Rollen kommen, dem sich weitere Staaten anschließen.

Bemerkenswert sind für den Kommentator Andy Updegrove die Unterschiede zu Massachusetts, das ja bereits einige Schritte weiter ist. So enthält der Entwurf eine ganz genaue Definition, was unter einem offenen Standard zu verstehen ist, und schließt jegliche Form von Lizenzzahlungen aus. Er definiert weitere Bedingungen, die in Standardtexten meist nicht explizit genannt werden, aber allgemein als vorausgesetzt gelten.

Der Entwurf will nur wenige Ausnahmen von der Regelung zulassen. Wenn essentielle Anforderungen eines Projektes nicht erfüllt werden können, dürfen auch proprietäre Formate verwendet werden. Die Verwendung von Software, die kein offenes Format unterstützt, oder vorhandene Daten in einem proprietäre Format werden jedoch nicht als Grund akzeptiert, bei proprietären Formaten zu bleiben.

Alle vier Jahre sollen die vorhandenen Dokumente einem Review unterzogen werden, fordert der Entwurf. Wenn dabei Dokumente in einem proprietären Format gefunden werden, soll geprüft werden, ob ein gleichwertiger offener Standard existiert. Der Entwurf regelt auch Erweiterungen eines Standards: Ein Standard darf nur dann als offen gelten, wenn es alle seine Erweiterungen ebenfalls sind.

Das Gesetz wurde von einem »Konsortium von Unternehmen und Bürgern Minnesotas« eingebracht, die damit die »negativen Effekte von Zeit, Innovation und Markt« überwinden wollen. Der Staat soll nicht an die Verwendung von (proprietären) Formaten gebunden sein, wie das momentan der Fall ist. Die meisten Dokumente sind in Formaten gespeichert, die einem Hersteller gehören. Wenn dieser aus dem Markt verschwindet, aufgekauft oder »das nächste Enron« wird, ist die Zukunft der Dokumente ungewiss. Das Konsortium stellt fest, das es bereits Fälle gab, in denen Informationen für immer verloren gingen.

Das Konsortium glaubt, dass die Annahme des Gesetzes die Staatsausgaben für Technologie nicht erhöhen würde. Wie in Massachusetts rechnen sie aber mit starker Opposition gegen das Gesetz, obwohl es den Wettbewerb verbessern und den Zugang der Bürger zu Diensten und Daten herstellerunabhängig machen würde.

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