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Do, 1. Juli 2010, 16:00

Haiku – Eine Alternative für den Desktop

Haiku ist der Name des freien Desktopbetriebssystems, das praktisch ein Open-Source-Nachbau des kommerziellen, doch leider gescheiterten, BeOS darstellt. Die 1998 als BeOS R3 von der Firma Be Inc. auf den Markt gebrachte Software konnte sich trotz zu dieser Zeit zukunftsweisender Technologien wie 64-Bit-Dateisystem mit indizierten Metadaten, umfassender Multithreading- und Multiprozessor-Unterstützung, ausgefeiltem Messaging in einem leichtgewichtigen Client-Server-Modell u.v.m. nicht durchsetzen. Haiku soll die erfolgreichere Nachfolge antreten.

BeOS-Wurzeln

Die genauen Probleme, denen Be Inc. gegenüberstand, sollen hier nicht das Thema sein. Es reicht zu wissen, dass Be Inc. im Jahr 2001 pleite ging, wenige Monate nachdem die letzte Version BeOS R5 veröffentlicht wurde. Die kostenlose und frei kopierbare Personal Edition war sozusagen ein Abschiedsgeschenk, ermöglichte sie doch ein bedingtes Weiterleben des Systems.

Noch wichtiger war allerdings die freie Verfügbarkeit aller Headerdateien. In ihnen werden praktisch sämtliche Features des Systems beschrieben, nicht jedoch deren programmiertechnische Umsetzung. Sie bildeten die Grundlage des Projekts OpenBeOS, das etwa zeitgleich mit dem Untergang von Be Inc. ins Leben gerufen wurde und Stück für Stück die fehlende Implementierung unter einer Open-Source-Lizenz (BSD/MIT) entwickeln sollte. Das hat leider um einiges länger gedauert, als es die große Anzahl der ersten enthusiastischen Entwickler zu Beginn hoffen ließ. Um eventuellen Trademark-Verfahren aus dem Weg zu gehen, wurde 2004 ein neuer Name gewählt: Haiku.

Die guten Multimedia-Eigenschaften wurden von BeOS geerbt

Joachim Seemer

Die guten Multimedia-Eigenschaften wurden von BeOS geerbt

Haiku ist nicht Linux

Der Reiz von Haiku lässt sich vielleicht an drei Merkmalen festmachen: Zum einen ist es ein Open-Source-System, das sich bewusst auf den Desktop-Einsatz beschränkt. So müssen keine Kompromisse eingegangen werden, um auf großen Serverfarmen wie auch auf schmalbrüstigen Kleinsthandys laufen zu können. Des Weiteren ist das System sehr transparent. Der Aufbau wird durch eine leicht verständliche Verzeichnisstruktur für jeden nachvollziehbar.

Haikus größter Vorteil dürfte jedoch die Entwicklung als einheitliches, komplettes Betriebssystem sein. Anders als bei Linux-Distributionen wird nicht um einen Kernel herum aus verschiedensten Einzelkomponenten ein mehr oder weniger gut zusammenarbeitendes System gezimmert. Bei Haiku werden alle Komponenten zusammen mit einer einheitlichen Programmierschnittstelle fein aufeinander abgestimmt entwickelt. Dadurch entsteht nicht nur für den Endbenutzer ein in seiner Optik und Bedienung konsistentes System. Auch Programmierer können sich auf einen festen Satz an Features verlassen. Sie müssen z. B. keine unterschiedlichen Audiosysteme oder Fenstermanager berücksichtigen. Sie können darauf vertrauen, dass alle Haiku-Besonderheiten, wie etwa die im Dateisystem (Metadaten, Live-Queries und Node-Monitoring zum Überwachen von Verzeichnissen), zur Verfügung stehen. Folglich müssen sie nicht wie bei anderen Systemen Fallback-Lösungen konstruieren, falls das Programm auf einer Distribution laufen sollte, der die benötigten Features fehlen. Haiku bietet also eine Konstanz, die anderen Systemen fehlt.

Alphas testen

Jetzt, etwa neun Jahre nach dem Start des Projekts, wurde die zweite Alpha-Version veröffentlicht. Sie richtet sich vor allem an Entwickler, technisch versierte Benutzer und natürlich Ex-BeOS-Fans, die sich gespannt fragen dürften, ob Haiku dem Vergleich zu seinem Vorbild standhält. Berücksichtigt man Haikus Alphastatus, muss man das eindeutig bejahen. Zwar gibt es noch das ein oder andere Treiberproblem, man braucht also noch ein wenig Glück mit seiner Hardwarekonfiguration, aber wenn das klappt, zeigt sich Haiku sehr stabil und ausgesprochen flott.

Die Installation erfolgt über ein gebranntes ISO-Image oder auch durch ein auf einen USB-Stick geschriebenes Image. Daneben lässt sich Haiku auch in einer virtuellen Maschine wie VMWare oder VirtualBox betreiben, ist dann aber natürlich nicht mehr ganz so spritzig. Ähnlich verhält es sich, wenn man die Installations-CD als Live-CD benutzt.

Eine native Installation setzt eine zur Verfügung stehende leere Partition voraus. Diese sollte vorher mit einem Programm wie GParted angelegt werden. Das mit Haiku gelieferte DriveSetup beherrscht das verlustfreie Verkleinern/Vergrößern von Partitionen noch nicht.

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