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Di, 21. Dezember 2010, 15:00

Nepomuk in KDE – Theorie und Praxis

Es gibt Technologien, die viele Funktionen bieten, aber deren tieferer Sinn manchen Benutzern verborgen bleibt. Ob dies an fehlender Dokumentation liegt oder an dem neuartigen Ansatz der Bedienung, sei dahingestellt. Eine dieser Technologien ist Nepomuk in KDE. Um zu verstehen, was es tut und warum, muss man sich etwas mit der Theorie beschäftigen. Des Weiteren wird dieser Artikel auch auf die tägliche Verwendung eingehen.

Grau ist alle Theorie

Oftmals sucht man Dateien auf seinem Computer. Dafür benutzen sehr viele Benutzer die interne Suche in Dolphin, die man im Menü unter Extras -> Dateien suchen findet. Das Programm, das dann erscheint, nennt sich KFind. Es kann nach Namen, Größe, Mime-Typ (also Dateiart), Datum etc. suchen – schon mal ein ganz guter Anfang. Aber dafür muss der Benutzer im Prinzip schon sehr genau wissen, wonach er sucht.

Die Standardansicht von Kfind

Marc Hildebrandt

Die Standardansicht von Kfind

Ein anderer Ansatz ist es, Dateien auf dem Rechner mit Schlagworten zu versehen. Schlagworte (oftmals auch Tags genannt) findet man in der Online-Welt schon sehr oft. Sei es in einem Blog, bei Flickr oder anderen Diensten. Bei einem Foto könnten es z.B. die Schlagworte Urlaub, Teneriffa, Tanja, Stefan, Strand und Sonnenuntergang sein. Damit hat man den Inhalt des Bildes relativ gut beschrieben. Vielleicht erinnert man sich irgendwann an das Bild und weiß, dass Tanja und Stefan darauf abgebildet waren und dass es auf Teneriffa geknipst wurde.

Mit KFind ist es sehr schwer, ja fast unmöglich, ein solches Bild wiederzufinden. Wonach will man suchen? Man kann den Dateityp auf .jpg begrenzen und auch eventuell das Datum einkreisen. Aber das war es dann auch schon.

KDE bietet dafür ein Framework namens Nepomuk, das versucht, viele Informationen zu sammeln und diese miteinander zu verknüpfen. Nepomuk ist noch sehr jung und betritt in vielen Bereichen Neuland, weshalb manches noch nicht funktioniert – oder zumindest nicht so, wie man es erwartet. Man sollte aber etwas Geduld mitbringen und der Entwicklung folgen. Dabei muss unbedingt beachtet werden, dass Nepomuk nicht nur eine Desktopsuche ist. Dies ist eine Teilfunktion und Nepomuk nur darauf zu reduzieren, wäre falsch. Was Nepomuk irgendwann sein soll, hat Aaron Seigo in seinem Blog erläutert.

Nepomuk hat in KDE einen »Mitarbeiter« namens Strigi. Strigi ist ein Indexer und durchsucht fortwährend die Dateien des Rechners. Dabei sammelt er Metainformationen (Texte aus Dateien, Exif-Informationen in Bildern, Metadaten aus MP3-Dateien etc.) und übergibt sie Nepomuk. Nepomuk ordnet diese Daten, die Bewertungen und Schlagworte, in einer Datenbank den jeweiligen Dateien zu und wird auch beim Suchen bemüht. Aber Nepomuk nur auf die Suche zu reduzieren, ist falsch. Nach und nach soll daraus ein kompletter semantischer Desktop wachsen, aber das wird noch einige Zeit benötigen.

Es gibt schon viele Programme, die Verschlagwortung unterstützen. Diese Schlagworte liegen aber nur im jeweiligen Programm vor und können nicht von außen benutzt werden. Nepomuk hingegen sorgt dafür, dass diese Informationen systemweit vorliegen und alle Programme die gleiche Basis haben. So kann man mit Digikam seine Bilder verschlagworten, und dieselben Tags, die dort vergeben wurden, erscheinen dann ebenfalls in Dolphin in der rechten Informationsleiste. Und das ist nur ein kleines Beispiel.

Manuelles Taggen von Dateien ist ein riesiger Aufwand, wenn man schon viele Dateien besitzt. Daher versucht Strigi diese Arbeit etwas zu vereinfachen, indem es Metadaten automatisch aus den einzelnen Dateien ausliest.

Strigi beim Indizieren

Marc Hildebrandt

Strigi beim Indizieren

Metadaten eines Bildes

Marc Hildebrandt

Metadaten eines Bildes

Aus der Praxis

Welche Metadaten sollen angezeigt werden?

Marc Hildebrandt

Welche Metadaten sollen angezeigt werden?

Um Nepomuk nutzen zu können, muss es in den Systemeinstellungen -> Desktopsuche in KDE aktiviert werden. Dazu setzt man jeweils einen Haken bei Nepomuk-Semantik-Dienste aktivieren und bei Strigi-Datei-Indexer aktivieren. In den weiteren Reitern kann man festlegen, welche Orte auf dem Rechner durchsucht werden sollen und wie viel RAM Nepomuk nutzen darf. Hier gilt »viel hilft viel«, aber wem die Systemleistung wichtiger ist, der kann diesen Wert reduzieren. Nun beginnt das eigentliche Indizieren durch Strigi. Dies kann je nach zu durchsuchender Datenmenge lange dauern, aber diese Grundindizierung wird nur ein einziges Mal durchgeführt. Danach wird es schneller. Dazu muss man warten, bis alles richtig indiziert wurde und Strigi »der Datei-Indexer ist ausgesetzt« meldet. Man kann diesen Vorgang immer im Systemtray nach einem Klick auf das Symbol »Suchdienst« beobachten. Werden neue Dateien in einem der vorher angegebenen Ordner hinzugefügt, so findet sie Strigi sie beim nächsten Mal automatisch.

Ist dieser Vorgang abgeschlossen, kann die Suche schon benutzt werden. Zum Test kann man beispielsweise auf ein Foto klicken und sich die Informationen ansehen, die in Nepomuk über dieses Bild gespeichert wurden.

Diese Informationen werden auch in der rechten Informationsleiste angezeigt. Werden nicht alle oder zu viele Informationen dort angezeigt, so lässt sich dies für jede Dateiart (Text, Ordner, Bilder, Musik) einzeln anpassen. Durch einen Rechtsklick in die rechte Infoleiste kann man die Informationen auswählen, die angezeigt werden sollen.

Möchte man die angezeigten Informationen für Bilder ändern, so klickt man auf ein Bild und vollführt einen Rechtsklick auf den rechten Infobereich. Möchte man dies für Texte ändern, so markiert man eine Textdatei, macht wieder einen Rechtsklick auf die Infoleiste und wählt aus. Die Bewertungen und Stichworte lassen sich jederzeit ebenfalls dort ändern.

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