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Fr, 2. November 2012, 09:00

Creative Commons – Was ist das und kann man das essen?

Creative Commons ist in aller Munde und kommt an vielen Stellen zum Einsatz – sei es bei der Wikipedia, bei OpenStreetMap oder bei freiesMagazin. Der Artikel soll aufzeigen, was Creative Commons ist bzw. was sich hinter den Lizenzen versteckt, wie man diese anwendet und wie man Creative-Commons-lizenzierte Inhalte als Nutzer finden kann.

Was ist Creative Commons?

Wenn man es grob beschreiben will, kann man sagen, dass »Creative Commons« ein Lizenzmodell ist, um kreative Inhalte so zu verbreiten, dass es Nutzern erlaubt ist, diese Inhalte weiter zu verwenden. Etwas genauer genommen steht der Name »Creative Commons« nicht für die Lizenz, sondern für die Organisation, welche die Creative-Commons-Lizenzen (kurz CC-Lizenzen) erstellt und verbreitet. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, mit dieser Hilfestellung die Verbreitung Freier Inhalte, d.h. kreative Inhalte zur freien Verwendung unter Einhaltung bestimmter Regeln, zu fördern.

Und diese Hilfestellung ist auch notwendig, denn die wenigsten kreativen Köpfe sind zugleich Juristen. Es gibt zahlreiche andere Lizenzen für freie Inhalte; eine der bekanntesten ist sicherlich die GNU Free Documentation License (GFDL). Der Lizenztext der Lizenz umfasst mehrere Bildschirmseiten und ist, um juristisch anwendbar zu sein, natürlich auch in juristischer Sprache geschrieben und damit nicht leicht verständlich. Daneben hat die GFDL wie viele anderen Lizenzen für freie Inhalte das Problem, dass sie im US-amerikanischen Raum entstanden sind und damit zum einen in der Regel nur in englischer Sprache vorliegen und zum anderen auf spezielle US-amerikanische Gesetze angepasst sind.

Hier setzt Creative Commons an. Die Creative-Commons-Lizenzen wurden so gewählt, dass sie auch von rechtlichen Laien verständlich und leicht anwendbar sind. Daneben gibt es sie in einer juristisch lokalisierten Form für zahlreiche Länder, sodass das jeweilige Landesrecht in den Lizenztext mit einbezogen wird. Es soll somit sichergestellt werden, dass sowohl die kreativen Köpfe, die ihre Inhalte verbreiten wollen, als auch die Nutzer dieser Inhalte genau wissen, was sie tun dürfen und was nicht.

Wo werden Creative-Commons-Lizenzen benutzt und wofür sind sie geeignet?

Creative Commons gibt es seit 2001 und die Lizenzen haben sich seit dem immer weiter im Netz etabliert. Angewendet werden kann eine Lizenz auf alle möglichen kreative Inhalte: Bilder, Filme, Musik etc. Aber auch im wissenschaftlichen und Bildungsbereich können die Lizenzen zum Einsatz kommen, um z.B. Unterrichtsmaterialien frei verfügbar zu machen.

Einer der bekanntesten Benutzer der Lizenz ist die Wikipedia. Seit Mitte 2009 stehen die Inhalte der verschiedenen Wikimedia-Projekte (darunter fällt auch die deutsche Wikipedia) unter einer CC-Lizenz. Der Wechsel von der zuvor genutzten GFDL (siehe oben) wurde getätigt, da die Texte der Wikipedia so wesentlich leichter in anderen Projekten genutzt werden können.

Der zweitbekannteste Benutzer ist vermutlich das Projekt OpenStreetMap. Das Projekt stellt von Nutzern gesammelte Kartendaten zur Verfügung, die an anderen Stellen und für andere Projekte genutzt werden können. So gibt es beispielsweise den Dienst Skobbler, der die Daten aufbereitet und so z.B. eine Hotel- oder Restaurantsuche im gewählten Kartenabschnitt erlaubt.

Derzeit stehen die Daten von OpenStreetMap noch unter einer CC-Lizenz, was sich aber gerade ändert. Grund dafür ist, dass die CC-Lizenz nicht unbedingt auf datenbasierende Inhalte angewendet werden kann, an deren Erstellung vielen Urheber beteiligt sind. Das Problem ist ganz einfach, dass normalerweise jeder Urheber eines Werkes genannt werden muss. Wer also eine OpenStreetMap-Karte verwendet, müsste erst herausfinden, welche Autoren die Straßen, Wege und Attribute eingezeichnet haben und diese mitangeben. Dies ist aber alles andere als praktikabel; selbst OpenStreetMap hält sich nicht daran und hat deswegen erlaubt, als Urheber nur »OpenStreetMap und Mitwirkende« zu schreiben. Der Wechsel zur neuen Open Database License (ODbL) ist inzwischen vollzogen (September 2012), die grafischen Kartendaten liegen aber nach wie vor unter CC-Lizenz.

Die Infotafeln der Stadt Sonthofen zeigen Ausschnitte von OpenStreetMap-Karten unter CC-Lizenz

Dominik Wagenführ

Die Infotafeln der Stadt Sonthofen zeigen Ausschnitte von OpenStreetMap-Karten unter CC-Lizenz

Als weitere Beispiele sind sicherlich noch ubuntuusers.de oder freiesMagazin zu nennen, die beide eine CC-Lizenz einsetzen.

Auch in der »realen« Welt sind die CC-Lizenzen angekommen. So zeigen die Infotafeln der Stadt Sonthofen Ausschnitte von OpenStreetMap-Karten. Und Fernsehsender wie der NDR nutzen für einen Teil ihr selbstproduzierten Programme CC-Lizenzen, sodass die Inhalte legal im Netz verbreitet werden dürfen. Daran kann man erkennen, dass Creative Commons kein temporäres Phänomen ist, sondern sich auch nachhaltig auf das Leben außerhalb des Internets auswirken kann.

Für Software sind die Creative-Commons-Lizenzen im Übrigen weniger geeignet. Natürlich kann man den Quellcode unter Creative-Commons-Lizenz zur Verfügung stellen, in der Regel meint man mit Software aber das fertige Programm. Und stellt man dieses unter eine CC-Lizenz, ist damit nichts über den Quellcode gesagt. Hierfür gibt es spezielle Open-Source-Lizenzen, die besser für Software geeignet sind.

Andersherum kann man auch sagen, dass herkömmliche Open-Source-Lizenzen, die auch ab und an fälschlicherweise für kreative Werke genutzt werden, gar nicht sinnvoll hierfür angewendet werden können. Würde man ein Musikstück unter die Open-Source-Lizenz wie die bekannte GNU General Public License stellen, reicht es nicht aus, das Lied als MP3 oder OGG irgendwo zum Download anzubieten. Genau genommen müssten auch alle Tonspuren angeboten werden oder zumindest die Noten jedes einzelnen Instruments, sodass jemand, der Interesse daran hat, kleinste Nuancen am Lied verändern kann – und dafür benötigt er mehr als das fertige Endprodukt.

Kommentare (Insgesamt: 1 || Alle anzeigen )
Spiele! (Hisao Nakai, Fr, 2. November 2012)
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