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Do, 25. Oktober 2012, 15:00

Slackware 14.0

Einfach mal entspannen

Die wohl älteste noch aktive Linux-Distribution hat nach überdurchschnittlich langer Entwicklungszeit die neue Version 14.0 veröffentlicht. Der Artikel gibt eine Übersicht über Altes und Neues.

Bootscreen von Slackware 14.0

Hans-Joachim Baader

Bootscreen von Slackware 14.0

Vorwort

Slackware lässt sich Zeit mit seinen Veröffentlichungen, die keinem festen Schema folgen. Ungefähr im Jahresabstand lässt Patrick Volkerding, der Initiator und Hauptentwickler von Slackware, eine neue Version vom Stapel. Dieses Mal vergingen allerdings rund siebzehn Monate seit Slackware 13.37. Da Slackware nur grundlegende Software enthält, ist jede Version gut getestet, so auch dieses Mal. Deshalb sind bei Slackware in der Regel keine Updates nötig, außer wenn Sicherheitslücken gefunden werden.

Sage und schreibe mehr als neun Jahre ist es her, dass es zum letzten Mal eine Slackware-Vorstellung auf Pro-Linux gab. Seit dieser Version 9.0 hat die Computer-Welt einen, wenn nicht gar mehrere Umbrüche erlebt - nicht so Slackware. Die Distribution bleibt ihrer Philosophie geradezu stoisch treu. Die Installation sieht noch genauso aus wie vor neun Jahren; ja sie hat sich sogar seit den Anfängen der Distribution (aus SLS hervorgegangene Betaversion April 1993, erste offizielle Version wohl kurz darauf, älteste mir vorliegende Version 1.1.2 vom Februar 1994) kaum nennenswert geändert.

Die Slackware-Philosophie ist schnell erklärt. Kurz gesagt unterscheidet sich die Distribution grundlegend von den meisten anderen Linux-Distributionen. Slackware will die Unix-ähnlichste Distribution überhaupt sein, dies äußert sich beispielsweise in den an BSD orientierten Init-Skripten und dem Festhalten an traditionellen Anwendungen, auch wenn sie kaum noch von Belang sind oder bessere Alternativen vorhanden wären. Wichtig ist für Slackware die Kompatibilität: Mit dem Filesystem Hierarchy Standard (FHS) von Linux und anderen offiziellen Linux-Standards; mit Unix; und mit den zahllosen Softwarepaketen in der freien Wildbahn, die sich unter Slackware problemlos compilieren lassen oder (bei proprietärer Software) problemlos installieren lassen sollen.

Einfachheit und Stabilität sind für Slackware die wichtigsten Ziele. Durch die Beschränkung der Pakete auf ein Minimalsystem, das aber alles enthält, was für den Anfang nötig und wichtig ist, wird der Einfachheit Genüge getan. Es gibt weder komplexe, schwer zu verstehende Init- oder Setup-Skripte, noch Änderungen an der paketierten Software. Gute Dokumentation ist selbstverständlich, und im Zeitalter von Google&Co. findet man ohnehin zu fast jedem Problem schnell eine Lösung. Die Stabilität ist für Slackware in zweierlei Hinsicht von Bedeutung. Wenn eine Software mutiert und sich in einer neuen Version ganz anders verhält als in der alten, dann bleibt Slackware oftmals noch eine oder mehrere Versionen lang bei der alten Version, sofern diese gewartet wird. Das war beispielsweise beim Übergang von KDE 3 zu KDE 4 der Fall, aber auch beim Wechsel von Linux 2.4 auf Linux 2.6 als Kernel. Auch wenn eine neue Software-Version beim Test Probleme zeigt, bleibt Slackware einfach bei der alten Version.

Die Einfachheit von Slackware zeigt sich auch daran, dass eine Handvoll Entwickler genügen, um das System zu pflegen. Patrick Volkerding dürfte sogar der einzige sein, der dies hauptamtlich tut. Natürlich werden auch zahlreiche andere Distributionen ausschließlich von Freiwilligen erstellt, meist ist dafür aber ein viel größeres Team nötig.

Aus all dem folgt, dass Slackware dem Benutzer alle Freiheiten gibt, das System nach Belieben einzurichten, ihm aber auch nicht zur Hand geht. Konfiguration, Administration und die Verwaltung der Software erfolgt von Hand. Dementsprechend gehört auch nicht jeder Benutzer zur Zielgruppe von Slackware. Wer sich aber mit Linux grundlegend auskennt (Anleitungen zu fast allen grundlegenden Aspekten und Werkzeugen findet man auf Pro-Linux), der wird sich in Slackware gut zurecht finden.

Slackware 14.0 im Überblick

In der überdurchschnittlich langen Zeit seit der letzten Version hat sich in der freien Softwarewelt viel getan, so wurde beispielsweise die Version des Linux-Kernels auf 3.x angehoben, X.org X11R7.7 wurde fertiggestellt, und Firefox hatte zahlreiche neue Versionen bis zu Version 15. Diese Pakete sind ebenso Teil von Slackware wie der auf LLVM beruhende C/C++-Compiler Clang, der neben GCC verfügbar ist. Alle Komponenten wurden laut Patrick Volkerding intensiv getestet und die ganze Distribution wird mehrere Jahre lang unterstützt, auch wenn sich diese Unterstützung auf Sicherheitsupdates beschränkt. Die älteste Slackware-Version, die aktuell noch unterstützt wird, ist die vor über vier Jahren erschienene Version 12.1.

Im Vergleich zu 13.37 wurden zahlreiche Pakete aktualisiert oder hinzugefügt. So enthält Slackware 14.0 Xfce 4.10, KDE SC 4.8.5 und Calligra 2.4.3. Weitere Paketupdates in Slackware 14.0 sind unter anderem X.org 7.7, X-Server 1.12.3, glibc 2.15, Bash 4.2.24, Gimp 2.8.2, Firefox 15.0.1 (und eine Option, Google Chrome als Paket einzubinden), Thunderbird 15.0.1 und SeaMonkey 2.12.1. JDK 6 wurde aufgrund der Oracle-Lizenzpolitik entfernt, so dass die Distribution nun keine Java-Umgebung mehr mitliefert. Für Entwickler sind GCC 4.7.1, Perl 5.16.1, PHP 5.4.7, Python 2.7.3, Ruby 1.9.3-p194, Subversion 1.7.6, Git 1.7.12.1, MySQL 5.5.25a und Apache 2.4.3 vorhanden. Weitere Pakete sind Samba 3.6.8, CUPS 1.5.4, vsftpd 3.0.2 und BIND 9.9.1 P3. Pakete lassen sich in Slackware mit dem Werkzeug Slackpkg verwalten, mit dem sich auch bereits installierte Versionen aktualisieren lassen. Das Änderungslog gibt Auskunft über alle Aktualisierungen.

Die Distribution liefert etwa 1150 Pakete mit. Gnome-Benutzer müssen in der Originaldistribution auf ihre gewohnte Umgebung verzichten. Für eine aktuelle an Slackware angepasste Version von Gnome sorgt das Gnome-Slackbuild-Projekt. Allerdings ist Slackware 14.0 aktuell noch nicht berücksichtigt und die letzte verfügbare Gnome-Version ist 3.2.

Bezug

Die Installation von Slackware 14.0 kann entweder durch ein Update mit Hilfe eines Tools wie slackpkg oder mit den offiziellen ISO-Images erfolgen. Die Distribution umfasst sechs CDs, die nur die 32-Bit-Version enthalten, oder eine doppelseitige DVD mit der 32- und der 64-Bit-Version. Die Images stehen zum freien Download bereit. Das CD-Set und die DVD sind auch im Slackware Store und bei anderen Anbietern für 50 US-Dollar oder 40 Euro erhältlich. Mit dem Kauf der Medien finanziert sich Slackware zum Teil.

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