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Mo, 25. Mai 2015, 14:00

Live-Systeme mit Lesslinux selbst bauen

Linux gibt jedem die Möglichkeit, ein Betriebssystem nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Vor allem für Notfall- und Rettungs-DVDs lohnt sich die individuelle Anpassung.

Wenn Sie eine Linux-Distribution wie Ubuntu installieren, nutzen Sie in der Regel eine Live-DVD. Dabei handelt es sich um ein voll funktionsfähiges Linux-System, das von einem schreibgeschützten Medium läuft. Neben typischen Desktop-Live-Systemen gibt es aber auch noch spezialisierte Live-Systeme wie das PC-WELT Notfall-System, Gparted Live oder Rescatux. Technisch Erfahrene können sich dabei sogar ein individuell angepasstes Live-System selbst zusammenstellen. Der Aufwand dabei ist hoch, wenn man bei null beginnen muss. Etwa einfacher geht es mit der Abänderung einer vorhandenen Distributions-DVD (»Remaster«). Doch ist der Prozess meist schlecht dokumentiert und bei jeder neuen Version anders.

Wir haben uns für einen anderen Weg entschieden: In diesem Artikel stellen wir Ihnen das Build-System von Lesslinux vor, das die Basis des PC-WELT Notfall-Systems ist. Die Nutzung des Less-Linux-Builders ist anspruchsvoll. Es ist damit aber möglich, eine für Ihre Bedürfnisse optimal angepasste Live-DVD oder einen Linux-Boot-Stick zu erstellen und aktuell zu halten.

Bootmenü der Lesslinux-Live-DVD

Thorsten Eggeling

Bootmenü der Lesslinux-Live-DVD

Wie ein Linux-Live-System funktioniert

Dass Linux von einer DVD oder einem USB-Stick bootet, ist nicht selbstverständlich. Dafür ist ein spezieller Bootloader zuständig. Zum Einsatz kommen in der Regel Syslinux (USB) oder auf einer CD/DVD Isolinux. Grub 2 ist auf Live-DVDs vor allem bei Multibootsystemen zu finden. Grub ermöglicht es, ISO-Dateien direkt von der DVD zu booten, und eignet sich auch für Uefi-Systeme. Syslinux und Grub sind auch für das Menü zuständig, das beim Start die Auswahl mehrerer Betriebssysteme und deren Startoptionen zeigt.

Der Bootprozess: Sobald Sie das gewünschte Betriebssystem im Menü ausgewählt haben, lädt der Bootloader den Linux-Kernel und dieser die initiale Ramdisk in den Hauptspeicher (initrdr). Aus der Ramdisk startet ein Mini-Linux, das die nötigen Treiber (Kernel-Module) besitzt, um DVD-Laufwerk, USB-Stick oder die Festplatte einzubinden. Danach starten zahlreiche Skripte, etwa zur Initialisierung des Netzwerks und der grafischen Oberfläche. Linux wurde nicht für den Start von schreibgeschützten Medien konstruiert: Während das System arbeitet, müssen temporäre Dateien abgelegt und Logdateien geschrieben werden. Das Problem wird durch die Ramdisk gelöst, in die sich das komplette System beim Start kopiert.

Komprimierung: Der Platz ist auf einer DVD ist mit 4,3 GB beschränkt, und es dauert sehr lange, viele kleine Systemdateien zu lesen. Daher kommen Komprimierungsverfahren zum Einsatz. Meist wird dafür SquashFS verwendet. Das Dateisystem ist dabei in Container-Dateien untergebracht und gepackt. Ein Kernel-Modul bindet diese Container als virtuelles Dateisystem ein. Der Inhalt der SquashFS-Dateien lässt sich zur Laufzeit nicht ändern.

Vorbereitungen für das Build-System

Der Lesslinux-Builder lässt sich im Prinzip auf jedem Linux-System einrichten. Es sind allerdings etliche Zusatz-Tools dafür erforderlich, die bei jeder Distribution anders heißen und teilweise auch anders arbeiten. Der Entwickler empfiehlt den Download eines fertigen Lesslinux-Systems mit dem Namen Jabba, das bereits alle nötigen Tools enthält. Jabba bietet bislang nur eine reduzierte grafische Oberfläche, was die Verwendung etwas erschwert. Wir haben uns deshalb für Lubuntu 14.10 (32 Bit) auf unserem Entwicklungs-PC entschieden.

Build-Vorgang von Lesslinux

Thorsten Eggeling

Build-Vorgang von Lesslinux

Da zahlreiche Programmpakete kompiliert und viele Dateien bewegt werden müssen, ist die Anforderung an die Rechenleistung hoch, mehr noch an die Geschwindigkeit des Laufwerks. Optimal ist eine schnelle SSD mit etwa 40 GB freiem Platz und eine leistungsstarke CPU. Für die Entwicklung eines eigenen Live-Systems können Sie Lubuntu auch in einer virtuellen Maschine verwenden. Das kostet zwar Leistung, ist aber machbar, wenn die virtuelle Festplatte auf einer SSD liegt oder über USB eingebunden ist.

Das Build-System setzt voraus, dass die SSD unter /mnt/archiv eingehängt ist. Das erledigen Sie in einem Terminalfenster wie folgt:

sudo mkdir -p /mnt/archiv/LessLinux
sudo mount /dev/sd[xy] /mnt/archiv/LessLinux
sudo chmod -R 777 /mnt/archiv

Beachten Sie die Groß-Klein-Schreibung bei »Lesslinux«. Ersetzen Sie »[xy]« durch den Gerätepfad der SSD. Die letzte Zeile setzt Schreib- und Leserechte für alle Benutzer. Legen Sie dann einen neuen Benutzer an:

adduser --home /home/mattias --shell /bin/bash mattias

Adduser fordert Sie auf, Kennwort und Kennwortbestätigung einzutippen. Die Frage nach den persönlichen Daten beantworten Sie alle mit der Enter-Taste. Der Benutzer muss genau den Namen »mattias« tragen. Er wird von einigen Skripten als Benutzer ohne Admin-Rechte benötigt.

Installieren Sie die erforderlichen Pakete für die Software-Entwicklung mit den drei Zeilen

apt-get install git autoconf lun zip ruby-all-dev ruby-magic ruby-hpricot ruby-sqlite3
apt-get install libmagic-dev tex info gawk squashfs-tools g++ python python-dev
gem install mahoro

Zuletzt laden Sie die Entwicklungsumgebung mit den folgenden zwei Befehlszeilen herunter:

cd /mnt/archiv/LessLinux
git clone https://github.com/Myria-de/lesslinux-builder.git

Das Github-Repositorium entspricht dem Entwicklungsstand des Artikels. Wenn Sie eine neuere Version ausprobieren möchten, ersetzen Sie die Github-Adresse durch https://github.com/mschlenker/lesslinux-builder. Es ist allerdings nicht garantiert, dass in jeder Entwicklungsphase alles einwandfrei funktioniert.

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