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Do, 25. August 2016, 15:00

Ein Vierteljahrhundert Linux

Vor genau einem Vierteljahrhundert am 25. August hat Linus Torvalds sein neues Betriebssystem Linux vorgestellt. Was damals als bloßes Hobby begann, ist nun 25 Jahre später eines der meist portierten Betriebssysteme.

SUSE

Vor genau einem Vierteljahrhundert am 25. August hat Linus Torvalds sein neues Betriebssystem Linux vorgestellt. Was damals als bloßes Hobby begann, ist nun 25 Jahre später eines der meist portierten Betriebssysteme mit geschätzten 86,6 Millionen Anwendern. Doch wie kam es dazu?

Die Vision

In den 80er und 90er Jahren dominierten UNIX- und Windows-Betriebssysteme. Unter Informatikstudenten war vor allem UNIX sehr beliebt. Es war leistungsstark und bot Funktionen, wie Multi-Tasking, die es bei Windows nicht gab. Da es zunächst nicht frei zugänglich war, konnten die Studenten das OS nicht privat nutzen. Dank des 80386-Prozessors von Intel gab es schließlich bald auch Heimcomputer mit UNIX-Systemen zu kaufen. Eine Alternative zu UNIX war Minix – ein kleines Betriebssystem, das in erster Linie IT-Dozenten nutzten. Ein Nachteil war jedoch, dass Minix auf einem Atari-System lief.

Linus Torvalds hatte die Vision, ein frei zugängliches Betriebssystem zu entwickeln, das Studenten ermöglichte, von zu Hause aus an ihren PCs zu arbeiten – ohne die Kosten eines UNIX-Systems und ohne Einschränkungen der Minix-Maschine.

Entwickler aus der ganzen Welt

Von Anfang an war Linux frei zugänglich. Es gab kein großes Team rund um Torvalds. Programmierer, Studenten und IT-Begeisterte aus der ganzen Welt arbeiteten daran, Fehler zu beseitigen und Funktionen hinzuzufügen. Das neue Betriebssystem war in aller Munde. Gemeinsam ein geniales OS zu entwickeln, war für die Beteiligten die größte Antriebsfeder.

Diese Bewegung entging auch UNIX-orientierten Magazinen nicht und so erschienen bald erste Artikel über Linux. Von manchen Interessenten erhielten die Studenten Hardware, die sie dabei unterstützen sollte, das System weiterzuentwickeln. Unternehmen erkannten allmählich das Potenzial, das ihnen ein offenes, kostenloses und leistungsstarkes Betriebssystem bot. Auch sie nahmen das neue OS allmählich als interessante Lösung wahr.

Unternehmen und Linux

Unternehmen suchten in erster Linie nach Lösungen, um ihre internen Systeme zu optimieren und zu erweitern. Mit Windows und UNIX erwies sich dies als schwierig, da dies geschlossene Systeme sind. Sie sind somit unflexibel und zur Lösung spezifischer Aufgabenstellungen ungeeignet. Ein Problem stellte auch das sogenannte Vendor Lock-In dar, das Unternehmen an kostenintensive UNIX- und Windows-Systeme bindet.

Durch Linux hofften Unternehmen von Beginn an, auf ein kostenloses, unixoides System zugreifen zu können. Doch die Technologie war noch nicht vollkommen ausgereift und damit noch nicht robust genug. Den Wendepunkt markierte die Tatsache, dass Linux nicht mehr nur auf einem PC verwendet werden konnte, sondern auf anderen Hardwareplattformen, wie beispielsweise DEC Alpha. Unternehmen konnten die Technologie nun effektiv anstelle von UNIX oder Windows verwenden.

Die Hürden für den kommerziellen Einsatz von Linux hatte Torvalds somit überwunden. Große IT-Unternehmen begannen mit großem Engagement, Linux zu unterstützen: So portierte beispielsweise softwareseitig Oracle seine Datenbank und SAP seine Anwendungen auf Linux. Hardwareseitig investierte IBM eine Milliarde US-Dollar in das Betriebssystem.

Auch wenn Unternehmen sich zunehmend an der Linux-Entwicklung beteiligen, bleiben geschäftliche oder politische Aspekte im Hintergrund. Für Torvalds steht nach wie vor die Technologie selbst im Mittelpunkt seines Denkens und Handelns. Bis zum heutigen Tag würde er keinen einzigen Patch akzeptieren, der nicht seinen hohen technischen Anforderungen entspricht. Für ihn kommt nur Quellcode in Frage, der Linux so perfekt wie möglich macht. Selbst einen Patch vom Präsidenten der Vereinigten Staaten höchstpersönlich würde er nicht annehmen. Torvalds will nur eins: Einen großartig funktionierenden Linux-Kernel bereitstellen.

Digitaler Wandel als Triebfeder

Die technologischen Faktoren sind jedoch nicht der einzige Grund für den Erfolg von Linux. Weitreichende wirtschaftliche Aspekte wie die digitale Transformation tragen massiv dazu bei. Die Digitalisierung ist heutzutage allgegenwärtig. Sie konfrontiert Industrie und Wirtschaft mit einem radikalen Strukturwandel. Unternehmen und Verbraucher produzieren immer größere Datenmengen. Die Nachfrage nach unternehmenskritischen Anwendungen und Datenanalyse-Systemen nimmt ebenfalls stetig zu.

Um Kosten zu senken und IT-Infrastrukturen effizienter zu gestalten, verlagern viele Unternehmen ihre Daten in die Cloud. Die Folge: Cloud-Anbieter wie beispielsweise AWS oder Microsoft Azure setzen in ihren Rechenzentren zunehmend auf Linux-Lösungen. Das ist nicht verwunderlich, denn Linux bietet ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und Sicherheit. Im Vergleich zu proprietärer Software stehen aufgrund des Interesses seitens der zahlreichen Entwickler schneller Upgrades zur Verfügung. Sicherheitslücken entdeckt und schließt die Entwickler-Community in kürzester Zeit.

In naher Zukunft wird man Linux daher in allen Bereichen antreffen, in denen Unternehmen Internetanwendungen implementieren oder Daten speichern wollen.

Verbraucher und Linux

Nicht nur Unternehmen nutzen Linux zunehmend, auch Verbraucher kommen täglich mit dem OS in Berührung. In den meisten Fällen wissen sie es nur nicht:

BMW-Fahrer beispielsweise nutzen das Betriebssystem jeden Tag. Vom Navigationssystem bis hin zum integrierten Infotainment-System läuft alles auf Linux. Für Smartphone-Nutzer ist Linux ein ständiger Begleiter. Das von Google entwickelte Betriebssystem Android basiert auf einem Linux-Kernel. Auch viele weitere Mobilgeräte greifen auf diese Technologie zurück.

Vom Drahtlosrouter und Internet-Connectivity-System bis hin zum Hochleistungsrechner und Smart-TV – sie alle laufen auf Linux. Das Betriebssystem wird somit immer mehr zu einem Bestandteil unseres Alltags.

Linux heute

Mittlerweile sind 25 Jahre seit der Erstveröffentlichung von Linux vergangen. Linus Torvalds steht noch immer an der Spitze der Linux-Entwicklung – doch er ist nicht allein: eine Armada von Entwicklern steht ihm zur Seite. Es haben sich Maintainer-Teams gebildet, die jedes Teilsystem pflegen und sich mit der unglaublichen Menge an Code befassen. Ihr Ziel ist es, die Reinheit des Systems, den größten Vorteil von Linux, zu gewährleisten. Darum akzeptieren Linus und seine Maintainer nur Beiträge, die ihren strengen Anforderungen genügen. Jedes Patch muss gut und sauber programmiert sein.

Angefangen bei den Entwicklern, die von der Idee eines offenen und frei zugänglichen Sourcecodes begeistert waren und sie aktiv unterstützten. Bis hin zu den heutigen Qualitätskriterien, die einen langfristigen Investitionsschutz für private und berufliche Nutzer bieten. Diese stetigen Integrationsprozesse, Optimierungen und vor allem die weltweite Zusammenarbeit machen Linux heute und in Zukunft so erfolgreich.

Linux, herzlichen Glückwunsch zu 25 Jahren und auf viele weitere Jahre erstklassiger Arbeit!

Autoreninformation

Ralf Flaxa ist schon seit 1991 in Linux involviert. Während seines Informatikstudiums an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg war er im dortigen Linux Support Team (LST), das die gleichnamige Linux-Distribution in mehreren Versionen herausgab. Er war auch Mitgründer der gleichnamigen Firma, die später von Caldera übernommen wurde. Seit 2002 ist er bei SUSE, wo er aktuell dem Management als President of Engineering angehört.

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