Login
Newsletter
Werbung

So, 26. Oktober 2003, 00:00

Revolution OS DVD

Der Film

Revolution OS - 2 Disc Special Edition

Julius Stiebert

Revolution OS - 2 Disc Special Edition

Es ist nichts Neues, dass Linux und Open Source mittlerweile ernst genommen werden. Große Firmen unterstützten das freie Betriebssystem schon lange, Microsoft sieht es als ernsthafte Konkurrenz an und hierzulande hält es immer mehr Einzug in das Verwaltungswesen. Nach einigen Büchern, die sich mit dem Phänomen dieses Betriebssystems und freier Software beschäftigen, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis es auch einen Film zu diesem Thema gibt. »Revolution OS« ist eine Dokumentation über eben diese Rebellion gegen Microsoft und gegen die Idee proprietärer Software.

Regisseur J.T.S. Moore drehte den Film direkt in Silicon Valley auf 35mm-Film. Der Film beginnt mit Eric Rayomond, der von einer Begegnung mit einem hohen Microsoft-Mitarbeiter in einem Fahrstuhl erzählt. Erst nach dieser kurzen Geschichte kommt der Vorspann, der dann von einem Ausschnitt aus einer amerikanischen Business-Sendung abgelöst wird. Unter dem Titel »Linux vs. Windows« erklärt die Moderatorin hier, dass das bisher dominierende Windows-System zunehmend von Linux herausgefordert werde. Nach diesem provokativen Einstieg beginnt Moore mit einem Einblick in die geschichtliche Entwicklung von Linux und Open Source. Was liegt näher, als die verantwortlichen Personen selber zu Wort kommen zu lassen? Also spricht Linus Torvalds über Linux und Richard Stallman erzählt von seinen Zeiten am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und den Anfängen des GNU-Projektes. Als Kontrast hierzu wird aus einem offenen Brief von Bill Gates zitiert, in dem er für die Vorteile proprietärer Software wirbt. Dieser entstammt den Zeiten des »Homebrew Computer Clubs«, lange vor dem Dot-Com-Hype, in einer Zeit, in der es normal war, dass Software einfach weitergegeben wurde. Natürlich kommt auch Bruce Perens, der Autor der Open-Source-Definition, ins Spiel, der ganz generell erklärt, was Open Source ist. Eric Raymond erläutert ferner die Idee hinter seinem bekannten Werk »The Cathedral and the Bazaar«.

Doch »Revolution OS« zeigt eben nicht nur Philosophen. Vielmehr schafft es Regisseur Moore, die Verbindung zwischen der Open-Source-Rebellion und dem boomenden Silicon Valley herzustellen, welches bis vor ein paar Jahren wohl die unangefochtene Keimzelle unzähliger Start-Ups war. So zeigt er anfangs, wie der kommerzielle Erfolg von Linux beginnen konnte: mit einer Killerapplikation. Hier spricht Brian Behlendorf von der Apache Foundation. Denn erst durch Apache wurde Linux für ISPs interessant, die massenweise Server-Farmen mit Linux und Apache aufbauten. Der kommerzielle Erfolg von Linux war nicht mehr aufzuhalten. Michael hier exemplarisch über den Weg von der Idee bis zum Erfolg. Natürlich kommt auch Red Hat zur Sprache, die als erste Linux-Firma an die Börse gingen und dort überraschende Erfolge, wie später auch VA Software, damals VA Linux Systems, feiern konnte. Auch das Paradebeispiel für den Siegeszug von Open Source, die Freigabe des Netscape Browser-Quellcodes, kommt zur Sprache und wird von einem Netscape-Mitarbeiter näher erläutert. Neben all diesen Erfolgsgeschichten betrachtet der Film aber auch noch weitere Aspekte der Open-Source-Szene. So beschäftigt sich ein Teil mit den Linux User Groups, die fester Bestandteil der Community sind. Auch wird der »Windows Refund Day« vorgestellt, ein Tag, an dem viele Amerikaner versuchten, ihre ungenutzten OEM-Versionen von Windows zurückzugeben. Des Weiteren wird der immer wieder auftauchende Vorwurf aufgegriffen, Linux-User seien Kommunisten. Zu diesem Vorwurf äußern sich Stallman, Raymond, Tiemann und Perens. Der Film endet mit einem letzten Gedanken Stallmans und mit einem Musikvideo zum »Free Software Song«, das aber keineswegs mit der Qualität des Films mithalten kann.

Proteste am »Windows Refund Day«

Julius Stiebert

Proteste am »Windows Refund Day«

»Revolution OS« ist eine faszinierende Dokumentation. Sie stellt nicht nur die Ursprünge und die Philosophie der Open-Source-Bewegung, sondern auch die Entwicklung von Linux sowie die Beziehung zwischen Linux und GNU dar. Gleichzeitig wird gezeigt, welchen Erfolg Linux im Silicon Valley feiern konnte, wie und warum Linux von Firmen als Geschäftsbasis entdeckt wurde. Doch auch das Drumherum, die Community, wird als wichtiger Bestandteil wahrgenommen. Nicht zuletzt wird auch der Konkurrenzkampf mit Microsoft treffend dokumentiert und kommt damit entsprechend aktuell herüber. »Revolution OS« setzt hauptsächlich auf Interviews, was sich als sehr interessant erweist, da die Dinge aus teils sehr unterschiedlichen Sichtweisen geschildert werden. Von den Hackern über die eher technisch Interessierten und die Philosophen bis zu den Unternehmern. Auch wenn an einigen Stellen mehr Tiefgang wünschenswert wäre, handelt es sich bei »Revolution OS« doch um eine sehr gut gemachte Dokumentation, die viele Aspekte aufgreift und daher nicht nur für Freaks interessant ist. Vielmehr eignet sie sich für jeden, der etwas mehr über Linux und Open Source erfahren möchte.

Als letzter Punkt soll hier die Sprache erwähnt werden. Natürlich ist die Dokumentation komplett in Englisch, dies ist aber kein Hindernis. Alle Personen sprechen recht deutlich, sodass es mit ein paar Englischkenntnissen kein Verständnisproblem geben sollte. Wer kein Englisch kann, schaut hier leider in die Röhre, denn Untertitel gibt es keine.

Kommentare (Insgesamt: 0 )
Pro-Linux
Pro-Linux @Facebook
Neue Nachrichten
Werbung