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So, 17. September 2006, 00:00

Barrierefreies Webdesign

Vorwort

Cover von Barrierefreies Webdesign

Hans-Joachim Baader (hjb)

Cover von Barrierefreies Webdesign

Der Untertitel dieses Buchs lautet »Attraktive Webseiten zugänglich gestalten«. Dementsprechend erwartet man von dem Buch so einiges: Zunächst sollte es natürlich darüber informieren, wo das Problem liegt und was Zugänglichkeit (auch Barrierefreiheit genannt) eigentlich ist. Danach würde man erwarten, über Methoden und Tools informiert zu werden, wie das zu erreichen ist. Selbstverständlich sollte der Weg dahin von Beispielen illustriert werden und letztlich tatsächlich zu einem attraktiven Design führen, bei dem man wenig Kompromisse eingehen muss.

Nach der Kapitelstruktur zu urteilen, geht das Buch genau auf diese Weise vor. Die Erwartungen sind also hoch. Kann der renommierte Verlag Addison-Wesley mit seinen Autoren dafür sorgen, dass das Buch seinen Preis wert ist?

Das Buch

Die Autoren

»Barrierefreies Webdesign« wurde von Angie Radtke und Dr. Michael Charlier geschrieben. Frau Radtke ist eine erfahrene Web-Entwicklerin und -Designerin, die Barrierefreiheit zu einem ihrer Spezialgebiete gemacht hat. Sie arbeitet am freien Content Management System (CMS) Joomla! im Design- und Barrierefreiheits-Team mit, was sicher mit ein Grund dafür ist, dass im letzten Teil des Buchs Joomla! neben Typo3 Erwähnung findet.

Dr. Michael Charlier ist gelernter Sprach- und Kulturwissenschaftler, der in den letzten Jahren als Journalist und Berater an verschiedenen barrierefreien Web-Projekten mitgewirkt. Für seine Arbeiten wurde er zweimal mit einem BIENE-Award ausgezeichnet und war im Jahr 2005 selbst Mitglied in der BIENE-Jury.

Zielgruppe

Das Buch wendet sich an Projektleiter, Webdesigner und Webentwickler. Es ist kein Buch für Anfänger. Der angesprochene Personenkreis ist in zunehmendem Maße mit Projekten befasst, in denen es gesetzliche Vorschriften zur Barrierefreiheit einzuhalten gibt. Vor allem die Behörden sind mittlerweile in weiten Bereichen an solche Vorschriften gebunden. Aber auch die Verantwortlichen in Unternehmen und Softwareprojekten, auch den freien Projekten, tun gut daran, sich dem Thema zu widmen.

Die Kapitel

Kapitel 1 erklärt, was Barrierefreiheit ist. Im Grunde hätte man dieses zweiseitige Kapitel auch dem folgenden Kapitel 2 zuschlagen können. Dieses gibt unter dem Titel »Barrierefreiheit - für wen eigentlich?« die eigentlichen Erläuterungen, die einem ermöglichen, die Problematik zu verstehen. Es stellt verschiedene Behinderungen vor, wobei das Wort Behinderungen hier vielleicht nicht ganz passt. Jedenfalls gibt es aus Sicht der Autoren fünf Gruppen von Menschen, die trotz gewisser Beeinträchtigungen auf das Web zugreifen möchten. Das sind Personen mit Sehbehinderung, mit motorischen Behinderungen, Gehörlose, Personen mit Lernbehinderung und ältere Menschen.

Schon die Zahl der möglichen Sehbehinderungen ist leicht unübersichtlich, aber hier kann man immerhin noch konkrete Aussagen machen. Sehr diffus wird es jedoch bei Lernbehinderung. Dort kann man sich allenfalls an allgemeine Richtlinien halten, z.B. eine übersichtliche Gestaltung der Webseite und Vermeidung von zappelnden Elementen. Bei älteren Benutzern kommen oft mehrere Probleme, wenn auch oft nicht in so ausgeprägter Form, zusammen, z.B. eine Sehschwäche, motorische Probleme und schlechteres Gedächtnis und Lernvermögen.

Für jede Gruppe wird in einem Unterkapitel erläutert, was die Behinderung bewirkt und welche technischen Hilfsmittel es gibt (vor allem bei den Sehbehinderungen sind das recht viele). Daraus wird jeweils kurz abgeleitet, was die Webdesigner und Webentwickler tun können. Diese Punkte werden natürlich im weiteren Verlauf des Buchs noch ausführlich dargestellt.

Kapitel 3 will zeigen, dass Design und Zugänglichkeit kein Widerspruch sein müssen. Ähnliche Themen kommen auch später im Buch nochmals zur Sprache. Den Autoren ist es offensichtlich wichtig, Befürchtungen zu zerstreuen, dass Barrierefreiheit zu eingeschränkten oder langweiligen Designs führen. Und wer will so etwas schon programmieren?

Der umfangreichste Teil dieses kurzen Kapitels ist dem grafischen Layout gewidmet. Dabei wird besonders die Bedeutung von Farben hervorgehoben, da es verschiedene Arten von Farbenblindheit gibt, die man alle bedenken sollte. Wichtig ist der Kontrast, effektiv sollte man sich aber nie auf Farben allein verlassen, um eine Information zu vermitteln. Dieses Kapitel gibt es als Leseprobe zum Herunterladen als PDF-Datei.

Kapitel 4 beleuchtet die gesetzlichen Vorgaben. Diese betreffen im Wesentlichen, bisher zumindest, nur einige Behörden, aber wie bereits gesagt, wäre es sinnvoll, wenn sich auf freiwilliger Basis alle Web-Anbieter so weit wie möglich daran halten würden. Grundlage der aktuellen BITV (Barrierefreie Informationstechnologie Verordnung) und des deutschen Bundesgesetzes zur Gleichstellung behinderter Menschen (und ähnlichen Regelungen in anderen Ländern) sind die Web Content Accessibility Guidelines 1.0 (WCAG1). Leider gibt es nach Auffassung der Autoren zahlreiche Mängel in dieser Richtlinie, auch deshalb, weil sie bereits so alt ist. Da jedoch die Arbeit an WCAG2, das bereits 2001 erscheinen sollte, nicht vorankommt, ist WCAG1 der beste Anhaltspunkt, den wir haben. Das zeigt aber auch, dass das Thema wohl nicht ganz so einfach ist.

Die vierzehn Hauptanforderungen der WCAG1 werden im Rest des Kapitels kurz vorgestellt und sollten mit dem in Kapitel 3 erworbenen Hintergrundwissen leicht einsichtig sein. Ein kurzer Ausblick auf WCAG2 verrät, dass sich die Mitglieder des Komitees so ambitionierte Ziele gesetzt haben, dass ohne ein kräftiges Zurechtstutzen der Ziele und des Umfangs der Spezifikation wohl kein Ergebnis zu erwarten ist.

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