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Mo, 27. Dezember 1999, 00:00

Was ist GNU/Hurd?

Hurd...?

Das GNU-Projekt hatte ein vollständiges Betriebssystem mit allen dazugehörigen Tools geschaffen, nur ein einziger Teil fehlte: Der Kernel.

Es gab keinen Kernel, den das GNU-Projekt hätte verwenden können, daher blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als einen zu schreiben. Dieser Kernel ist der Hurd. Als dann der unter der GNU General Public License veröffentlichte Kernel »Linux« auftauchte, stand man vor einem Problem: Sollte man die Entwicklung des Hurd einstellen?

Die Gründe, warum man das nicht tat, sind nachvollziehbar: Zum damaligen Zeitpunkt war Linux alles andere als portabel (»Portabilität ist was für Leute, die keine neuen Programme schreiben können« sagte Linus Torvalds mal scherzhaft). Außerdem wollte das GNU-Projekt etwas wesentlich Mächtigeres als »nur« ein Unix. Zudem hatte man schon viel Arbeit in den Hurd gesteckt. Es gab kaum einen Grund, das Hurd-Projekt zu beenden.

Daher haben wir nun zwei GNU-Systeme: Das derzeit noch leistungsfähigere GNU/Linux (das linuxbasierte GNU-System) und GNU/Hurd (das Hurd-basierte GNU-System). Da der Hurd ein offizielles Projekt der Free Software Foundation ist ist GNU/Hurd auch das offizielle GNU-System, wenn also vom »Betriebssystem GNU« gesprochen wird, ist normalerweise GNU/Hurd gemeint (bin mal gespannt, was die Journalisten daraus machen werden, wenn Hurd etwas bekannter wird).

Was bringt mir Hurd?

Wer mit seinem Computer nur Briefe schreiben und Internetseiten betrachten möchte, der ist mit GNU/Linux definitiv besser beraten, da der Hurd noch in einem relativ frühen Stadium ist (warum dies der Fall ist, ist eine andere Geschichte).

Wer jedoch gerne Dinge ausprobiert und experimentierfreudig ist oder wer sich für Kernel-Programmierung interessiert, der sollte sich GNU/Hurd mal näher anschauen.

Wer den Hurd erweitern möchte, wird feststellen, dass dies relativ einfach ist. Während z.B. bei Linux der gesamte Kernel ein einziger riesiger Block ist, den man zum großen Teil verstehen muss, um den Kernel erweitern zu können, besteht der Hurd aus etlichen voneinander unabhängigen Servern, die auf die Funktionalität des zugrundeliegenden Mikrokernels GNUmach zurückgreifen (wobei man den Hurd auch auf einen anderen Mikrokernel umstellen könnte, aber Mach hat den Vorteil, sehr portabel zu sein). Das Schreiben eines solchen Servers ist natürlich einfacher als das Hinzufügen von Funktionalität in einen riesigen Block, da man dazu nicht den kompletten Hurd verstehen muss.

Interessant ist dies auch, da ein Fehler in einem Hurd-Server nicht das komplette System zum Absturz bringt, denn diese Server laufen im Userspace.

Vorurteile

Wenn Sie an der ganzen Sache das Wort "Mikrokernel" stört, dann besitzen Sie wohl ein weit verbreitetes Vorurteil, welches sich aber problemlos widerlegen läßt. Ein Mikrokernel muss nicht zwangsweise langsam sein. Das Betriebssystem BeOS zeigt, wie eine Mikrokernel-Architektur ein System sogar wahnsinnig schnell machen kann.

Das Hurd-Konzept mag gewöhnungsbedürftig erscheinen, doch glauben Sie mir: Man gewöhnt sich sehr schnell daran.

Wer regelmäßig Slashdot liest (wer macht das nicht? :)) wird sicherlich schon gelesen haben, dass einige Leute die Free Software Foundation und Richard Stallman beschuldigen, das Hurd-Projekt aus reinem Egoismus nicht zu stoppen.

Wenn Sie sich mit dem Hurd ein klein wenig beschäftigen, werden Sie von selbst merken, warum dies nicht der Fall ist.

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