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Mo, 1. Januar 2001, 00:00

TUX&GNU@school - Ausgabe 8

Die Kolumne TUX&GNU@school berichtet alle zwei Monate jeweils über ein Stück freie Lernsoftware, eine Homepage zum Thema und eine leicht umzusetzende Idee.

Die Kolumne TUX&GNU@school [2] berichtet alle zwei Monate jeweils über ein Stück freie Lernsoftware, eine Homepage zum Thema und eine leicht umzusetzende Idee. Dieses Mal geht es um GAMGI [3], ein freies Material-Lernprogramm, um die Projekte Skolelinux [4] und KDE Edutainment [5] und um die Idee "Was Nettes für KDE-Edu" ;-).

Herzlich willkommen zur achten Ausgabe von TUX&GNU@school. Wie letztes Mal versprochen, habe ich mich in der Zwischenzeit um die schon lange versprochenen Newsletter gekümmert. Dort kann man sich einschreiben und erhält alle zwei Monate die neueste Ausgabe der Kolume frei Haus. Zur Zeit gibt es den Newsletter [6] in fünf Sprachen. Ja, ihr hat richtig gehört, zu den bisherigen vier Sprachen (deutsch [7], englisch [8], französisch [9] und schwedisch [10]) ist eine weitere hinzugekommen, nämlich spanisch [11]. Herzlichen Dank an Samuel Gimeno.

GAMGI - General Atomistic Modelling Graphic Interface

Vor einigen Tagen hat mir Carlos Pereira eine Email geschrieben, in der er mich fragte, ob ich sein Programm nicht mal hier vorstellen könne. Sowas mache ich natürlich sehr gerne und möchte dies darum auch gleich tun. Die folgende Beschreibung stammt fast ausschließlich aus der Feder von Carlos, der auch gleich der Hauptautor von GAMGI [3] ist.

GAMGI steht für General Atomistic Modelling Graphic Interface. Das Programm steht unter der GNU GPL [12] und man kann damit atomare Strukturen, wie die von Molekülen, Kristallen, Glas, Flüssigkeiten, etc. bauen, ansehen und analysieren. GAMGI unterstützt 230 kristallografische Raum-Gruppen und kann z.B. dazu benutzt werden, Punkt-Symmetrie und 3D-Voronoi-Analysis auszuführen. Weiter unterstützt GAMGI mehrere Fenster, Ebenen und Licht und bietet maximale Kontrolle über Low-Level-Objekte wie Atome, Bindungen und Text-Objekte.

GAMGI kommt mit XHTML-Dokumentation, welche mit einem Browser oder dem Programm selber angeschaut werden kann. Das Programm bringt auch gleich mehrere hundert Dateien mit Beschreibungen vielbenutzter Moleküle, Gruppen und Zellen mit. Diese liegen im GAMGI-eigenen XML-Format vor und können direkt ins Programm geladen werden.

GAMGI bei der Arbeit

Mario Fux

GAMGI bei der Arbeit

GAMGI ist in ANSI C geschrieben und benötigt glib 1.2/gtk 1.2, gtkglarea 1.2, mesa und die expat-Bibliotheken, welche meist schon der eigenen Distribution beiliegen. Mittlerweile besteht das Programm aus beachtlichen 150.000 Codezeilen. Es gibt zwei Mailinglisten [13], die eine, um den Benutzern zu helfen, und die andere, um die Entwicklung selber zu diskutieren. Andre Truter, ein Softwareentwickler, generiert selber Pakete für GAMGI. Zur Zeit sind dies Pakete für SuSE und Debian [14]. Pakete für andere Distribution werden auf Wunsch auch zur Verfügung gestellt.

Weiter schreibt Carlos in seiner Mail, dass, obwohl er GAMGI von Null auf geschrieben hat und es keine Kopie irgend eines anderen Programmes sei, er in seiner Doktoranden-Zeit durchaus von anderen Programmen wie InsightII oder Cerius inspiert worden sei. Er spricht zwar davon, dass noch eine Menge Dinge fehlen würden, aber das Programm ist durchaus schon sehr nützlich, sicher gerade auch im Ausbildungsbereich.

Solltet ihr Fragen oder Anregungen haben, wird sich Carlos [15] dieser sicher gerne annehmen. Nun aber zum ersten Projekt dieser Ausgabe, nämlich zu Skolelinux.

Skolelinux

Bei Skolelinux [4] handelt es sich um eine auf Debian [16] basierende Distribution, die speziell auf den Schuleinsatz ausgerichtet ist. Ziel der Distribution war und ist es, mit einer sehr einfachen Grundinstallation gleich alles vorkonfiguriert anzubieten. Dies u.a. auch aus dem Grund, weil heute vielfach Lehrpersonen den Computer-Pool einer Schule administrieren müssen.

An dieser Stelle möchte ich Knut Yrvin, dem norwegischen Projektleiter, und Kurt Gramlich, dem Leiter des deutschen Skolelinux-Projektes, ganz herzlich für die Beantwortung meiner Fragen danken. Vielleicht ahnen nun schon einige, dass Skolelinux ein Projekt aus dem Norden Europas [17] ist, um genau zu sein aus Norwegen. "Skole" heißt nämlich so viel wie "Schule", was "Linux" heißt, sollten eigentlich alle wissen ;-).

Entstanden ist das Projekt im Juni 2001, als Petter Reinholdtsen und Knut Yrvin bei einer Sommerparty über die damalige Misere in den Schulen sprachen. Dort wurde fast ausschließlich proprietäre Software mit benutzerunfreundlichen Lizenzen eingesetzt. Dies sollte geändert werden und heute gibt es sicher schon mehr als 200 Schulen [18] alleine in Norwegen, die Skolelinux einsetzen. Es ist auch darauf hinzuweisen, dass das Projekt zur Zeit drei Leute voll bezahlen kann und sonst aus etlichen Freiwilligen besteht, die ebenfalls sehr wertvolle Arbeit leisten.

In Norwegen als Debian-Derivat entstanden, verschmolz Skolelinux im letzten Jahr mehr oder weniger mit dem Debian-Unterprojekt DebianEDU [19]. Damit wurde sicher auch ein Grundstein dafür gelegt, dass sich auch Leute aus anderen Ländern für Skolelinux interessierten. Damit kommen wir zu Kurt Gramlich und Skolelinux Deutschland, die die Schuldistribution an die länderspezifischen Gegebenheiten anpassen. Dazu gehört übrigens nicht nur das Übersetzen in die eigenen Sprache, sondern auch Dinge wie eine Bildschirmsperre in der Schule, was in manch anderen Ländern nicht gebraucht wird.

Mario Fux

In Norwegen kann das Projekt auf gute Unterstützung des Staates und einiger Firmen zählen. Dazu gehört auch, dass dort gerade eine Machbarkeitsstudie zu Skolelinux in Osloer Schulen angefertigt wird. Bevor ich es noch vergesse, Skolelinux liegt natürlich schon in einer fertigen und stabilen ersten Version vor: Skolelinux Venus 1.0 [20]. Man darf allerdings gespannt sein auf die nächste Version, welche auf Debian Sarge aufsetzt und damit auch aktuellere Software bieten wird.

Weitere Länder, in denen es Skolelinux-Sprösslinge gibt, sind z.B. Frankreich, Griechenland und Uganda. Allerdings scheint zur Zeit das Skolelinux Deutschland Projekt neben dem Mutterprojekt in Skandinavien das aktivste zu sein. Die Leute, grundsätzlich alles Freiwillige, arbeiten rasant schnell und sind fast auf jeder Freie-Software-Veranstaltung im Land mit einem Stand vertreten. Sie arbeiten auch sehr stark an der Dokumentation[21] mit und haben mit Skolelinux.de [22] eine eigene Homepage. In Gütersloh betreiben sie sogar ein eigenes Testzentrum, in dem regelmäßig weiterentwickelt und gelehrt wird.

Ein paar exemplarische Arbeiten von Skolelinux Deutschland sind z.B. eine mögliche Integration des Lernmanagementsystems ILIAS [23] oder moodle [24], eine Windows-Anbindung oder ein Lastenheft zum Qualitätsmanagement [25]. Für die Zukunft gibt es allerdings nicht nur in Deutschland genug zu tun, so dass einige von euch getrost mithelfen können. Mögliche Ansatzpunkte sind eine noch bessere Dokumentation, die Übersetzung in die eigene Landessprache oder einfach Lernsoftware programmieren. Besonders interessant wäre es auch, wenn ihr pädagogisches Knowhow mitbringen könntet.

Nachtrag: Skolelinux hat bei der diesjährigen Systems in München [26] den Linux New Media Award [27]in der Kategorie Best Newcomer Distribution erhalten.

Man darf also gespannt sein, was mit Skolelinux weiter passiert und ich werde euch diesbezüglich auch auf dem Laufenden halten. Nun aber zum zweiten Projekt dieser Ausgabe, wo Anne-Marie kurz das Neuste vom KDE Edutainment-Projekt vorstellt.

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