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Mi, 12. März 2003, 00:00

GNOME 2.0 - Das Entwickler-Handbuch

Vorwort

Cover des Buches

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Cover des Buches

Mit dem »GNOME 2.0 Entwickler-Handbuch« bringt Galileo Press einen dicken Schmöker auf den Markt, der sich ausschließlich an Entwickler von GNOME-Applikationen wendet. Und gibt hiermit einem sehr jungen Autor die Chance, sich zu profilieren. Denn Matthias Warkus, der eigentlich eher als Übersetzer denn als Entwickler von GNOME in Erscheinung trat, ist gerade erst Anfang 20.

GNOME 2.0 - Das Entwickler-Handbuch kommt, aber wer hätte anderes erwartet, als dicker Schmöker in festem Einband daher. Der Preis von 39.90 EUR liegt im bei Fachbüchern üblichen Rahmen. Extras wie eine CD gibt es nicht, die Quellcodes der Beispiele kann man aber von der Homepage des Verlages herunterladen.

Inhalt

Das Buch gliedert sich in neun Kapitel sowie fünf Anhänge mit weiteren nützlichen Informationen. Die Kapitel sind:

  1. GLib
  2. GObject
  3. GTK+
  4. Die GNOME-Bibliotheken
  5. Glade und libglade
  6. Was noch dazugehört
  7. GConf
  8. GNOME-VFS
  9. Was nun?

Ein Glossar und ein Index runden das Werk ab.

Schon bei kurzem Durchblättern fällt auf, daß das Buch hochwertig verarbeitet ist und ein gut lesbares Schriftbild aufweist. Der breite Rand auf jeder Seite wird für kleine Symbole und Funktionsnamen verwendet. Die Symbole geben Hinweise auf wichtige Sachverhalte. So wird das Auffinden dieser Stellen erleichtert. Da sie nicht zu oft auftreten, bleibt die Übersicht jederzeit erhalten.

Wort & Bild

Viele Programmierhandbücher neigen dazu, sehr trocken zu sein. Dieses nicht. Der Schreibstil ist genau richtig. Warkus wird nie langweilig, auch wenn er manchmal lange Listen von Funktionen vorstellen muß. Der Aufbau des Buches ist immer logisch. Abschweifende Bemerkungen werden in Fußnoten verbannt, wo sie auch hingehören (sie tragen trotzdem zu der angenehmen Atmosphäre des Buches bei).

Warkus erläutert viele Zusammenhänge. Dabei stößt er gelegentlich auch auf Dinge, die ihm nicht erklärbar oder unlogisch erscheinen. Er schreckt dann nicht davor zurück, diese entsprechend zu kommentieren. So zum Beispiel bei gewissen Funktionen, die die Bezeichnungen car und cdr im Namen haben. Diese entstammen dem Hacker-Erbe aus der Programmiersprache LISP und sind nicht nur nach Warkus' Meinung in GNOME deplaziert.

Die Kapitel 1 und 2 sind GLib bzw. GObject gewidmet. Hier geht es vor allem darum, die Architektur von GLib mit ihren Datentypen und dem endlosen Repertoire an Funktionen vorzustellen. Denn sie bildet die Grundlage von GTK+, das im Kapitel 3 behandelt wird, und damit auch von GNOME (Kapitel 4). Kapitel 3 bringt alle Widgets von GTK+ und ist das umfangreichste des Buches. Kapitel 4 ist eigentlich der Kern des Buches; erst hier geht es darum, echte GNOME-Applikationen zu schreiben. Einige Dinge werden hier ausgelassen, die in separaten Kapiteln behandelt werden. So Glade und libglade in Kapitel 5. Diese ermöglichen das grafische Entwickeln von GUIs und deren dynamisches Laden in eine Applikation. Ohne diese Möglichkeit müßte man jedes Widget mit einem ellenlangen Stück Code erzeugen, was zu sehr schlecht lesbaren und sehr aufwendigen Programmen führen würde.

Zusätzliche Tools, das Windows-Registry-ähnliche (aber glücklicherweise mit XML implementierte) Konfigurationssystem GConf, GNOME-VFS und ein abschließendes Kapitel mit Informationen für Entwickler bilden die weiteren Kapitel des Buches. Als Anhänge kommen noch eine Liste der »Repertoire«-Elemente, eine Mini-Übersetzungshilfe, ein Glossar, das Literaturverzeichnis und Informationen zur Softwarebeschaffung hinzu.

Warkus arbeitet viele Beispiele in sein Werk ein. So bleibt das Aufgeführte nie graue Theorie, sondern wird sofort an einem funktionierenden Programm vorgeführt. Anders als es vielleicht in einem Tutorium der Fall wäre, wird hier nicht von einem einfachen Beispiel ausgegangen, das dann immer weiter ausgebaut wird. Stattdessen legt der Autor Wert auf jeweils in sich abgeschlossene Programme, die sich auf das Wesentliche beschränken. Nebenbei wird dadurch für reichlich Abwechslung gesorgt.

Die Beispiele sind meist in voller Länge abgedruckt, was für das Verständnis sicher besser ist als das Wiedergeben von einzelnen Ausschnitten. Dies kostet allerdings Platz, da die meisten Beispiele sich über zehn oder mehr Seiten erstrecken. Ein oder mehrere Screenshots illustrieren jeweils das Erscheinungsbild des Programmes.

Natürlich sind GLib, GTK+ und GNOME so umfangreich, daß in dem Buch nicht jede einzelne Funktion, sogar nicht einmal jedes einzelne Feature besprochen werden kann. Wo aus Platzgründen auf eine weitere Darstellung verzichtet wurde, erwähnt der Autor das und gibt meist Hinweise oder URLs zu weiterführender Information.

Fazit

Autor und Verlag haben alles richtig gemacht. »GNOME 2.0 - Das Entwickler-Handbuch« ist ein rundum gelungenes Buch und weist keine Schwachpunkte auf, soweit für mich erkennbar. Auch der Preis ist für ein Buch dieser Kategorie angemessen. Wem der Preis zu hoch ist, kann auf die Online-Dokumentation von GNOME zurückgreifen, deren Umfang jedoch weit hinter diesem Buch zurückbleibt, und die meines Wissens auch nicht in Deutsch vorliegt.

Was man in Warkus' Buch auch sehr gut sieht, ist der schiere Umfang eines GNOME-Programmes. Die meisten Beispielprogramme sind zehn oder mehr Seiten lang. Die in C implementierte Objektorientierung ist sicherlich in weiten Teilen ein großer Vorteil gegenüber herkömmlichem C, an eine echte objektorientierte Sprache wie C++ (ja, ich weiß, daß C++ keine Objektorientierung erzwingt), mit der die Qt-Bibliothek und KDE implementiert sind, kann sie nicht heranreichen.

Dennoch kann man sagen: Endlich einmal ein Buch, das man ohne Einschränkungen empfehlen kann. Zwar nicht als Referenz, da einige weniger gebräuchliche Funktionen weggelassen werden. Aber auf jeden Fall zum Lernen der GNOME2-Programmierung und zum Nachschlagen von Konzepten und Funktionen. Der einzige Wermutstropfen ist, daß GNOME 2.2 nicht berücksichtigt werden konnte. Aber die Unterschiede zwischen GNOME 2.2 und 2.0 sollten gering sein - eigentlich nur Erweiterungen. Sie werden, sobald man sich die GNOME-Konzepte verinnerlicht hat, leicht herauszufinden sein. Jetzt sind die Entwickler gefordert, sich das Buch zunutze zu machen und GNOME2-Applikationen zu entwickeln.

Fakten

Autor: Matthias Warkus
Preis: 39,90 EUR
Umfang: 715 Seiten, mit Index
Verlag: Galileo Press, Bonn
ISBN: 3-89842-182-1

  • Dieses Werk wurde unter der GNU Free Documentation License veröffentlicht. Das Kopieren, Verbreiten und/oder Modifizieren ist erlaubt unter den Bedingungen der GNU Free Documentation License, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation.

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