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Do, 6. April 2000, 00:00

SuSE 6.4

Lieferumfang

Auch diesmal liefert der Nürnberger Distributor seinen Kunden sechs CDs, vollgepackt mit Programmen aus dem Open-Source- und dem kommerziellen Lager. Alternativ können alle Kaufwilligen das neuste Produkt auf einem handlichen DVD-Medium bestellen, was besonders Administratoren erfreuen wird, die eine automatische Installation Ihres Systems durchführen und nicht dauernd das CD-Fach öffnen möchten.

SuSE 6.4

demon (Mirko Lindner)

SuSE 6.4

Wie auch in der Vergangenheit verpackte SuSE das zerbrechliche Medium in eine Papierhülle, die einen ausreichenden Schutz vor Beschädigungen gewährleistet. Das Herausfallen des Mediums ist immer noch ein Problem. Trotz schräg angebrachter Führungsschlitzen passiert es immer wieder, dass ein Medium unbeabsichtigt aus der Hülle herausfällt. Hier sollte SuSE einen Schutzmechanismus einbauen, da das Aufsammeln der CD vom Boden nicht im Sinne des Erfinders sein kann.

Neben diversen Flyern legt SuSE wie gewohnt auch dieser Distribution das wirklich hervorragende Handbuch bei. Dieses ist auf eine stattliche Zahl von 576 Seiten gewachsen und überzeugt auch diesmal mit aktuellen Themen und guten Anleitungen. Novum ist bei SuSE 6.4 ein Zusatzhandbuch in einer leicht verständlichen Sprache und mit Abbildungen, welches alle anfänglichen User durch die Installation des Systems führt. Jeder Schritt und jede Funktion findet in diesem 64 Seiten starken Buch eine Erklärung, so dass all die, die SuSE zum ersten Mal installieren, kaum Probleme haben werden. Die Führung des Users durch dieses Werk endet mit einer erfolgreich abgeschlossenen Installation.

Wer über kein bootfähiges BIOS verfügt oder die aktuelle Distribution über ein Netz installieren will, der ist mit zwei bootfähigen Disketten, die SuSE 6.4 beiliegen, bestens bedient. Neben einer Installationsdiskette legte der Distributor dem Paket auch eine Moduldiskette bei.

Installation

Auch diese Distribution wurde auf zwei verschiedenen Rechnern getestet, um einen objektiven Eindruck über die Leistungsfähigkeit zu erhalten. Rechner Nr. 1 wurde dabei als Server-System deklariert und Rechner Nr. 2 als Workstation und Multimedia-Rechner.

YAST2

SuSE erweiterte das bereits in SuSE 6.3 vorgestellte Installationswerkzeug YAST2 um weitere Funktionen, die die Installation des Systems noch einfacher machen. Das Partitionieren des Systems unterlag einer gravierenden Änderung, so dass eine Installation mittels YAST2 auch auf zwei verteilten Partitionen stattfinden kann. Dabei kann der User nicht nur ext2 als Datenträgerformat wählen, sondern auch ReiserFS. Zu beachten ist aber, dass ReiserFS nicht als Boot-Partition ausgewählt werden kann. Hier empfehlt der Hersteller, eine kleine ext2-Partition anzulegen, die alle Kernel-Daten beherbergt.

Zusatzhandbuch (QuickInstall)

demon (Mirko Lindner)

Zusatzhandbuch (QuickInstall)

Verwunderlich ist hier allerdings, dass SuSE nicht an andere Systeme dachte und seinem Tool keine Option spendierte, um z.B. eine FAT-Partition einzurichten. Will der User solch ein Format auf seinem System anlegen, so ist er immer noch gezwungen, das alte YAST1 zu benutzen. Hier sollte der Distributor Hand anlegen und auch Alternativen zur Auswahl anbieten. Auch das Bestimmen des Mount-Points könnte eleganter gelöst werden. Zur Zeit ist der User gezwungen, alle Mountpoints von Hand einzutragen. Eine vordefinierte Auswahl wäre sicherlich für anfängliche User von sehr großer Bedeutung.

Die Paketauswahl beschränkt sich nicht mehr auf vordefinierte Gruppen, sondern kann komfortabel verändert werden. Einzelne Programme können sowohl aktiviert als auch deaktiviert werden. Zusätzlich verfügt jedes Programm über eine kurze Beschreibung, die seine Funktion erklärt. Hier muß aber schon wieder die wirklich kaum überschaubare Paketmenge angesprochen werden. Was an einer Stelle den User freut, das wird bei der Installation zur Qual. Das Finden eines Programms artet sehr schnell zu einer Sisyphusarbeit aus. Ohne eine Suchfunktion kann das exakte Bestimmen der gewünschten Programme zur Qual werden und sogar mehrere Stunden in Beschlag nehmen. Eine einfache Suchfunktion sollte das Mindeste sein, was ein User schon bei der Installation verlangen kann.

SuSE übernahm auch die in der Vorgängerversion eingeführte Zwangsanlegung eines nicht-Root-Benutzers, was sehr wohl als sehr sinnvoll eingestuft werden kann. So kann die Arbeit als Root schon vorab teilweise ausgeschlossen werden.

Eine sehr positive Überraschung bringt YAST2 am Ende der Konfiguration mit sich. Eine automatische Hardwareerkennung der Extraklasse wird alle User erfreuen, die Ihr System gleich von Anfang an optimal konfiguriert haben wollen. Neben Drucker-, Sound- und Modem-Erkennung finden alle Benutzer auch eine automatische Netzwerkkarten-Erkennung vor, die es wirklich in sich hat. Alle Komponenten des Systems wurden durch diese erkannt und auch korrekt ins System eingebunden. Lediglich die sich im Server-System befindliche Soundkarte (SoundBlaster-kompatibel) wurde zwar erkannt, aber mangels geeigneter Treiber nicht korrekt eingebunden. Hier kann aber kein Vorwurf an SuSE gerichtet werden.

Alte Bugs von YAST2 wurden wirklich beherzigt und auch größtenteils ausgemerzt. Der noch in der Version 6.3 nicht vorhandene "Zurück"-Button wurde implementiert, so dass zu jedem Zeitpunkt der Installation zu vorher erstellten Informationen zurückgesprungen werden kann.

Die eigentliche Installation der Pakete läuft ohne nennenswerte Vorkommnisse ab. Störend ist nur, dass SuSE es immer noch nicht geschafft hat, die Standard-Distribution auf eine möglichst kleine Anzahl von CDs zu pressen. Hier wird die Benutzung zu einem CD-Jockey degradiert, der seine Zeit mit dem Wechseln der Medien verbringen kann. Der Einsatz einer DVD ist daher für alle sinnvoll, die keine Lust haben, das Medium dauernd aus dem Player herauszunehmen. Wie absurd teilweise die Pakete gepreßt wurden, zeigt das nachfolgende Beispiel: Kernel Source (SuSE) befindet sich auf CD Nr. 1. Der Entwicklerkernel wird dagegen auf CD Nr. 2 gepreßt. Die Dokumentation für den Kernel finden alle Interessenten auf CD Nr. 3. Warum die Pakete nicht entweder nach Themen oder nach Reihenfolge der Installation eingeordnet sind, weiß wohl nur SuSE. Mit dem neuen YAST2 erfüllt SuSE alle Kriterien für einen modernen Installer.

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