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Mo, 8. Mai 2006, 00:00

»Jetzt ist Kubuntu gleichwertig«

Interview mit Mark Shuttleworth

Mark Shuttleworth ist ein südafrikanischer Unternehmer und Gründer der Linux-Distribution Ubuntu. Bekannt wurde er als erster Afrikaner im Weltraum und als zweiter Weltraumtourist. In den 1990er-Jahren arbeitete er an der Linux-Distribution Debian als Entwickler mit. Er gründete 1995 die auf Internet-Sicherheit spezialisierte Firma Thawte, die er 1999 an VeriSign verkaufte. Dann gründete er unter anderem die Firma HBD Venture Capital und die Wohltätigkeitsorganisation Shuttleworth Foundation, die Bildungsprojekte in Südafrika fördert.

Von none

Mark Shuttleworth im Interview

Mirko Lindner

Mark Shuttleworth im Interview

Pro-Linux: Mark, können Sie uns erklären, was das Ubuntu-Projekt ist?

Mark Shuttleworth: Das Ubuntu-Projekt ist ein Vorhaben, der Welt einen Desktop zu geben, der sowohl vollständig frei ist - mit den Rechten, ihn zu modifizieren, anzupassen und zu übersetzen - als auch kommerziell und professionell. Die Vision ist, die Community, mit ihren freien Software-Werten und ihrer Ethik, und den kommerziellen Professionalismus zusammenzubringen und etwas Einzigartiges zu erschaffen. Das ist die Gesamtvision.

In der Praxis geht es um eine Vielzahl verschiedener Desktop-Umgebungen wie Ubuntu, Kubuntu oder Xubuntu, jede von ihnen mit einer eigenen Desktop-Umgebung und zugehöriger Community - der Gnome-Community im Fall von Ubuntu, der KDE-Community im Fall von Kubuntu und der XFCE-Community bei Xubuntu. Das erlaubt den Nutzern, die beste Umgebung für ihre Belange auszuwählen.

Pro-Linux: Was ist der Grund dafür, dass Sie Gnome als Standard-Desktop gewählt haben?

Shuttleworth: Nun, wir haben Gnome gewählt, weil ich glaube, dass man irgendwo anfangen sollte. Man kann zur selben Zeit nur einen Kampf führen. Die meisten Leute, die ich kannte und mit denen ich zusammenarbeiten wollte, waren Gnome-Leute. Auf diese Weise konnten wir produktiver sein. Jetzt ist allerdings Kubuntu gleichwertig und mit der Veröffentlichung von Dapper in Juni werden wir auch CDs mit Kubuntu ausliefern - auf dieselbe Weise, wie wir Ubuntu-CDs ausliefern. Wir werden die gleiche technische Unterstützung, Sicherheitspatches und so weiter für Kubuntu mit KDE wie für Ubuntu mit Gnome anbieten. Um beide gleich wichtig zu machen, will ich beiden Communitys die Möglichkeit geben, zu sagen »Das ist unsere Vision vom Desktop«. Eine unabhängige Vision. Es gibt Gründe, warum die KDE-Leute einen eigenen Desktop haben wollen, und es gibt Gründe, warum Gnome einen eigenen Desktop haben will. Wir wollen ihnen diesen Raum geben. Hinter den Kulissen haben wir Möglichkeiten zur Zusammenarbeit geschaffen. Wir bringen all diese Leute zu unseren Entwicklungszentren und erstellen eine sechsmonatige Roadmap für beide Systeme. Wenn wir beschließen, etwas bei der Energieverwaltung zu machen, machen wir das im Kern der Distribution und im Kernel, im Middleware-Layer, im Gnome-Desktop und im KDE-Desktop. So haben wir die Möglichkeit, effektiv zwischen den Umgebungen zusammenzuarbeiten, wo wir es brauchen.

Mark Shuttleworth

Mirko Lindner

Mark Shuttleworth

Pro-Linux: Es gab viele Debatten vor dem LinuxTag über Kubuntu und wie es von Ubuntu und Canonical unterstützt wird. Sie haben ein Treffen mit der KDE-Community gehabt. Können Sie uns über das Ergebnis der Debatte erzählen?

Shuttleworth: Nun, die Debatte geht natürlich weiter, allerdings sollte ich vorausschicken, dass es unsere Vision ist, dass Kubuntu und Ubuntu gleichwertige Partner sind. Es gibt viele Nutzer, sie sich um KDE sorgen und die KDE wollen. Für diese gibt es Kubuntu. Gleichzeitig gibt es viele User, die sich um Gnome sorgen, und für diese gibt es Ubuntu.

Wir wollten hier in Wiesbaden die KDE- und Kubuntu-Communitys zusammenbringen und sie fragen, wie wir noch besser zusammenarbeiten können, so dass wir, wenn wir Fehler finden, eine gute, gesunde Diskussion darüber führen können. Wenn wir einen Fehler beheben, wie können wir am effektivsten die Korrektur den KDE-Entwicklern übergeben, so dass die Verbesserung auch in andere KDE-basierten Distributionen Einzug hält? Wenn sie etwas korrigieren, das uns betrifft, wie können wir die Kommunikation verbessern, so dass auch wir von der Korrektur wissen und sie einbinden können?

Ich freue mich, dass die Diskussionen enorm fruchtbar waren. Wir werden KDE-Repräsentanten zu unseren Distributionstreffen einladen und daher denke ich, dass wir eine noch bessere Ebene der Zusammenarbeit zwischen KDE und Kubuntu erreichen können.

Pro-Linux: Wird Xgl in die kommende Ubuntu-Version aufgenommen?

Shuttleworth: Wir haben ein aktuelles Release, das im Juni erscheinen wird. Die Schwerpunkte von Dapper 6.06 LTS (Long Term Support) sind Stabilität, Zuverlässigkeit und Produktivität. Es ist also ein Release mit Unternehmensqualität, das mit RHEL (Red Hat Enterprise Linux), SLES (Suse Linux Enterprise Server) und anderen Unternehmens-Betriebssystemen wie den Microsoft Server- und Desktop-Lösungen in Wettbewerb treten wird.

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