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Fr, 1. September 2000, 00:00

Editorial: Benutzer/-innen und Entwickler/-innen

Wenn es darum geht, die positiven Eigenschaften freier Software zu benennen, dann wird dabei üblicherweise auch als Argument angeführt, dass freie Software von jedem/jeder verbessert werden kann. Nun gibt es aber immer noch Leute, die von freier Software nicht überzeugt sind, und eben jene äußern sich dann dahingenhend, dass ja fast niemand diese Möglichkeit auch wirklich ausschöfpen würde. Natürlich kann man hier entgegenhalten, dass es nunmal auch solche Leute gibt, die freie Software modifizieren und das Konzept alleine damit doch schon seine Berechtigung hat, aber der Punkt, auf den ich hier eingehen möchte, ist ein anderer: Das Problem ist nämlich, dass diese Leute in gewisser Hinsicht gar nicht so im Unrecht sind.

Kaum jemand ist sich dessen bewusst, aber freie Software beseitigt eigentlich die strikte Trennung zwischen Entwickler/-innen und Benutzer/-innen, die man von proprietärer Software her kennt. Der/Die Entwickler/-in ist nahezu immer auch Anwender/-in und umgekehrt sollte der/die Anwender/-in auch manchmal zum/zur Entwickler/-in werden. Genau letzteres ist aber noch zu selten der Fall. Dabei geht eine große Chance verloren. Hierdurch sollen sich keinesfalls nur Leute angesprochen fühlen, die über entsprechende Programmierkenntnisse verfügen. Um einen Bugreport zu verfassen, Dokumentation zu schreiben oder zu verbessern oder auch einfach nur positives Feedback zu geben, sind keine großartigen Fähigkeiten notwendig. Dennoch stammen derzeit offenbar ein großer Teil der Beiträge, die keine Programmierkenntnisse erfordern würden, von Personen, die selbst programmieren. Das Gute an dieser Situation ist, dass sie sich noch wesentlich verbessern kann.

Bei freier Software hat nicht nur jeder die theoretische Möglichkeit, bei der Entwicklung zu helfen, es hat auch jeder die Fähigkeit dazu! Viele Benutzer/-innen sind leider zu passiv - entweder weil sie es von früher so gewohnt sind (also von den unfreien Systemen, mit denen sie zuvor gearbeitet haben) oder aus Bequemlichkeit. Wenn jedoch mehr Leute kleine Beiträge leisten, hat letztendlich jeder einen großen Nutzen davon. Dies würde die Entwicklung freier Software sichrlich um einen nicht unwesentlichen Faktor beschleunigen. Es wäre schade, wenn diese Chance ungenutzt bleiben würde.

Die Beiträge, die eine Person ohne Programmierkenntnisse leisten kann, sind vielseitig. Neben den oben bereits aufgeführten Wegen kann man beispielsweise auch Programme ins Deutsche (oder evtl. andere Sprachen) übersetzen. Dies ist bei einem einfachen Programm meist gar kein zu großer Aufwand. Es existiert sogar bereits ein KDE-Frontend, das das Übersetzen komfortabler macht.

Auf der anderen Seite sollten Programmierer/-innen sich Gedanken darüber machen, wie sie es anderen erleichtern können, ein Projekt zu unterstützen. Das fängt bei der Verwendung von GNU gettext zur Internationalisierung an, hört aber bei der Modularisierung zur Vereinfachung der Entwicklung von Erweiterungen noch lange nicht auf. Ein Formular für Bugreports, durch das man weiß, welche Informationen mindestens angegeben werden sollten, sind ein weiteres Beispiel, ebenso wie das bereits erwähnte KDE-Programm, das Übersetzer/-innen unterstützt, einen Schritt in die richtige Richtung darstellt.

Das Konzept, Leuten die Mitarbeit zu erleichtern, um die Beiträge zu vervielfachen, funktioniert wirklich. Man braucht auch gar nicht weit von hier wegzuklicken, um das beobachten zu können: Unsere Kurztips-Rubrik umfasst doch eine Menge Beiträge von engagierten Personen, die keine festen Mitglieder des Teams sind. Diese Rubrik hat es zweifellos erleichtert, Pro-Linux zu unterstützen (und damit natürlich auch die Leser dieser Seite), da der Aufwand, einen vollständigen Artikel zu einem Thema zu verfassen, sehr groß ist.

Insgesamt gesehen ist es zumindest bereits seit langem jedem/jeder möglich, freie Software in irgendeiner Form zu unterstützen, und eine Mitarbeit der bisher vollständig passiv gebliebenen Personen würde allen einen großen Nutzen bringen. Haben Sie schon Ihren Teil getan? :-)

  • Dieses Werk wurde unter der GNU Free Documentation License veröffentlicht. Das Kopieren, Verbreiten und/oder Modifizieren ist erlaubt unter den Bedingungen der GNU Free Documentation License, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation.

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