Mails gegen Softwarepatente
Eine Mail an EU-Parlamentarier anlässlich der bevorstehenden Abstimmung über die Legalisierung von Softwarepatenten und die Antworten darauf.
Wie viele andere von uns (hoffentlich) auch, habe ich mich vor kurzem daran gemacht, an die EU-Parlamentarier aus meiner Umgebung E-Mails bezüglich der von uns "sehnsüchtigst" erwarteten Abstimmung über die Legalisierung von Softwarepatenten in der EU zu schreiben. Falls es noch jemand vergessen haben sollte: Die Adressen hierzu finden sich auf der deutschen Seite des EU-Parlaments ;-)
Mein persönliches Fazit dieser Aktion ist zwiespältig. Einerseits haben alle Politiker, die sich die Mühe gemacht haben, mir zu antworten, die geplante Neuregelung nicht befürworet, andererseits habe ich von keinem CDU-Politiker eine Antwort erhalten. Und von dieser Fraktion stammen leider sechs der neun angeschriebenen Volksvertreter...
Beim Durchlesen der Antworten habe ich auch den Eindruck erlangt, dass sie für die Autoren hauptsächlich politische Propaganda sind. Besonders nett finde ich diesbezüglich die Vertreterin der Grünen, die mir nach der Verschiebung der Abstimmung im EU-Parlament in einem (von mir nicht abonnierten) Newsletter für meine bisher geleistete Unterstützung dankt. Na bitte, gern geschehen. Aber ich muss zugeben, dass ich auch nichts anderes erwartet habe.
Ich werde jetzt nicht mehr länger um den heißen Brei herumreden. Bildet euch selbst eure Meinung. Hier sind die vollständigen, unzensierten Mails.
Zuerst der Schrieb von meiner Wenigkeit an die Abgeordneten.
Date: Sun, 17 Aug 2003 09:59:52 +0200 From: Sven Krohlas <darkshadow@web.de> To: EGebhardt.MdEP@t-online.de, Kontakt@eurojeggle.de, Rolf.Linkohr@t-online.de, wmenrad@europarl.eu.int, k.kummerow@eurogruene.de, kschwaiger@europarl.eu.int, dtheato@europarl.eu.int, rwieland@europarl.eu.int, kwogau@europarl.eu.int Subject: Abstimmung des EU-Parlamentes über die Legalisierung von Softwarepatenten Sehr geehrte Abgeordnete, ich möchte mich heute mit einer dringenden Bitte an sie wenden. Wie Sie sicher wissen findet im September im EU-Parlament die Abstimmung über einen Gesetzentwurf statt, der unter anderem Softwarepatente le- galisieren würde ("Patent law: patentability of computer-implemented inventions", siehe [1]). Um meine Bitte kurz und einprägsam zu formulieren: Stimmen Sie dagegen! Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Gesetz Auswirkungen haben wird, die von keiner Ihrer Parteien gewünscht werden. Warum werden Sie sich jetzt vielleicht fragen? Hiermit nenne ich Ihnen einige Gründe, die mir gerade einfallen: -Der ursprüngliche Gesetzentwurf entsprang einer amerikanischen Interessenvereinigung, der BSA (Business Software Alliance) unter der Führung von Microsoft, einer Firma die bewiesenermaßen versucht in verschiedensten Bereichen mit illegalen Methoden Monopolstellungen aufzubauen und gegen die noch unzählige Verfahren am Laufen sind. -Softwarepatente wären das Ende für freie Software: Wie sollen Entwickler freier Software das Geld für die Nutzung solch elementarer Ideen wie den Fortschrittsbalken (der ist patentiert, das Patent ist nur noch nicht rechtlich durchsetzbar) auftreiben können? ->Der Softwaremarkt würde praktisch sofort in die Hände einiger wenigen großen Firmen fallen. ->Innovation, die Triebfeder der ganzen Branche, würde verlorengehen. Mit freier Software meine ich nicht nur GNU/Linux (welches immer öfter auch in staatlichen Einrichtungen genutzt wird) sondern auch sämtliche Formen von Free- und Shareware. Diese Liste ließe sich mit den bereits vom europäischen Patentamt zugleassenen Software-Patenten (die größtenteils trivial bzw elementar sind) mit unzähligen Schreckensbeispielen schmücken, ich möchte jedoch nicht Ihre Zeit hierfür in Anspruch nehmen Ich denke, dass sie einen groben Eindruck der Problematik erhalten haben und erkennen werden, dass hinter dem Gesetzentwurf nicht steht als die Geldgier großer Konzerne, die sich durch freie, demokratisch entwickelte Software bedroht fühlen. Lassen Sie sich nicht von ihren Zahlen (oder was auch immer diese gut bezahlten Lobbyisten vorlegen) erschlagen, die Fakten sprechen ganz klar und kompromisslos gegen den Entwurf. Abschließend muss ich sagen, dass ich zutiefst erschüttert bin wie ein derartiger Entwurf es bis zur Gesetzesvorlage schaffen kann. Ich halte dieses Gesetz für den blanken Wahnsinn. Des weiteren möchte ich anmerken, dass dieser Schrieb der erste ist, den ich an Politiker schreibe um meine Meinung über aktuelles Geschehen direkt weiterzugeben. Ich hoffe, dass ich hierfür den richtigen Weg gewählt und die richtigen Personen angesprochen habe. [1] http://wwwdb.europarl.eu.int/oeil/oeil_ViewDNL.ProcedureView?lang=2&procid=5974 MfG, Sven Krohlas, Deutschland, BW