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Do, 12. Oktober 2017, 15:00

Susecon 2017 - Business und Birthday Party

Das Hilton-Hotel in Prag

Hans-Joachim Baader

Das Hilton-Hotel in Prag

Montag

Den Start in den Tag bildete eine Pressekonferenz, in der SUSE-CEO Nils Brauckmann einiges zur Geschäftsentwicklung von SUSE, zur Open-Source-Strategie und den neuen Produkten sagte. Das letzte Jahr lief für SUSE sehr gut, so Brauckmann, mit einem Wachstum um 21 Prozent und einer Zunahme der Bestellungen um 16%. Die Anzahl der Abschlüsse mit einem Volumen über 1 Mio. US-Dollar sei ebenfalls gestiegen. Über 300 neue Mitarbeiter konnte SUSE in den letzten zwölf Monaten einstellen, und weitere werden gesucht. Auch das Partnernetz ist gewachsen. Im späteren Einzelgespräch erklärte Brauckmann, dass der größte Wachstumsmotor zur Zeit noch der klassische Linux-Server ist. Das Wachstum findet in allen Regionen der Welt statt, die Wachstumsprognosen konnten entsprechend angehoben werden. Genaue Angaben zu den Geschäftszahlen macht SUSE als privat geführte Firma allerdings nicht.

Bei den Server-Architekturen sind es vor allem x86 und Power, die zulegen. Da es SUSE Linux Enterprise jetzt aber auch für ARM gibt (unter anderem für den Raspberry Pi 3), ist auch hier mit einer Zunahme zu rechnen. Auch der Einsatz von SUSE in der Amazon- und der Azure-Cloud wächst.

SUSE ist ein Teil von Microfocus, dem siebtgrößten Software-Anbieter der Welt. Im März hat SUSE die Übernahme von Teilen von HPE abgeschlossen. Im Rahmen dieser Akquise hat SUSE die OpenStack-Implementation, Cloud Foundry, PaaS und zahlreiche Entwickler von HPE übernommen. Dadurch kann SUSE jetzt eine vollständige »software-definierte« Infrastruktur liefern.

Open Source ist nach Überzeugung von SUSE die wahre Innovationsmaschine. SUSE sieht Open Source nicht nur als Mittel, beispielsweise Entwicklungszeiten zu verkürzen, sondern präsentiert sich als durch und durch überzeugte und solide Open-Source-Firma. So werden in die Produkte nur die jeweils besten Open-Source-Lösungen aufgenommen, wobei die verfügbaren Lösungen dauernd evaluiert werden. Letztendlich ist das Ziel, höchste Qualität und Zuverlässigkeit zu liefern und die Kunden über lange Zeiträume zu unterstützen.

Den Slogan »Open Open Source« will Brauckmann nicht als Unterscheidung zwischen guten und schlechten Open-Source-Firmen verstanden wissen. Vielmehr soll damit ausgedrückt werden, dass SUSE den Kunden einen Mehrwert durch seine Produkte geben will, aber nicht beabsichtigt, sie an SUSE zu fesseln. Der Mehrwert liegt darin, dass Innovationen mit Open Source nicht nur schneller, sondern auch mit der besseren Technologie erfolgen. Das Mischen verschiedener Technologien ist frei möglich. In diesem Sinne präsentiert sich SUSE als besonders offen.

SUSE will auch künftig weiter wachsen und profitabel bleiben und an seinem Vorgehen nichts ändern. Für das Wachstum sind auch Zukäufe von Firmen eine Option. Auch wenn das globale Wachstum auch China mit einschließen dürfte, schien China auf der Susecon etwas unterrepräsentiert. Unter den Ausstellern fanden sich aber zumindest der OpenStack-Dienstleister AppCara aus Hongkong und natürlich Lenovo. Doch die Partnerschaft mit dem Branchenriesen Huawei, laut Brauckmann ein sehr starker SUSE-Partner, dürfte dies leicht kompensieren. Die Übernahme von OpenAttic im letzten Jahr sah der CEO als äußerst erfolgreich an, da damit die Verwaltung des Storage-Servers deutlich aufgewertet werden konnte. Bedauerlich ist sicher, dass SUSE nicht mehr in den Desktop investiert, da hier keine nennenswerten Geschäfte erwartet werden. In Zukunft ist das Stichwort Agilität ein großes Thema, das von SUSE genau wie aufstrebende Technologien (Blockchain, Künstliche Intelligenz) beobachtet wird, um bei Bedarf passende Produkte auf den Markt zu bringen.

Im Anschluss an die Pressekonferenz standen die SUSE-Vorstände für halbstündige individuelle Pressegespräche zur Verfügung, in denen man beliebige Dinge ansprechen konnte. Das Interesse an diesen Gesprächen war groß, so dass die Herren bis zum Freitag gut beschäftigt gewesen sein dürften. Für die Gespräche standen zur Verfügung:

  • Nils Brauckmann - Chief Executive Officer (Überblick Unternehmen)
  • Ralf Flaxa - President of Engineering (Entwicklungsstrategie)
  • Michael Miller - President of Strategy, Alliances and Marketing (Strategie, Allianzen, SUSE-Ökosystem)
  • Thomas Di Giacomo - Chief Technology Officer (Die softwaredefinierte, Cloud- und IT-basierte Zukunft der Unternehmen)
  • Ronald de Jong - President of Sales (weltweite Vertriebsprogramme)
  • Gerald Pfeifer - Vice President of Products & Technology Programs (Technologie und Lösungen)

Ralf Flaxa

SUSE

Ralf Flaxa

An diesem Tag konnte ich mit Ralf Flaxa sprechen. Falls sich noch jemand erinnert, Ralf Flaxa befasste sich bereits 1991 mit Linux und war an der Gründung des »Linux Support Team« Erlangen beteiligt, aus dem 1996 auch eine Firma entstand. Das Team entwickelte eine aus SLS oder Slackware abgeleitete Distribution. Nebenbei war LST Version 1.8 die erste Linux-CD, die ich mir zulegte (1994). 2002 stieß Flaxa zu SUSE. Mit dabei beim Gespräch war Olaf Kirch, der schon früher oft als Referent auf Linux-Konferenzen anzutreffen war. Er trat bereits 1995 als Autor des Buches »Linux Network Administrator's Guide« in Erscheinung. Jetzt ist er der Leiter der Entwicklung von SUSE Linux Enterprise.

Nachdem die neu angekündigten Produkte kurz angesprochen wurden, kam die Entwicklungsmethodik bei SUSE zur Sprache. Wie stellt SUSE sicher, dass seine Produkte reproduzierbar sind, keine Fehler und Hintertüren eingeschleppt werden und die Benutzer dem Produkt vertrauen können? SUSE hält den kompletten Quellcode von SLES und alles, was zum Erstellen der Distribution benötigt wird, in eigenen Repositorien vor. Diese werden im Prinzip eingefroren, wenn eine neue Version von SLES erscheint, und im Anschluss dürfen über die gesamte Lebenszeit der Distribution (bis zu 13 Jahre momentan) nur noch Korrekturen und ausgewählte neue Funktionen aufgenommen werden. Die Qualität wird durch häufige automatisierte Builds auf einer Vielzahl von Systemen, Checksummen und Tests sichergestellt. Rechtliche Sicherheit für die Kunden wird dadurch hergestellt, dass jeder eingebrachte Code auf seine Lizenz analysiert wird. Diese Analyse leistet ein SUSE-internes Programm, das über die Jahre gewachsen ist und das Wissen der Entwickler bündelt. Trotzdem muss in Zweifelsfällen immer noch ein Mensch auf den Code schauen. Echte reproduzierbare Builds, wie im Reproducible Builds-Projekt gefordert, stellt SUSE (noch) nicht bereit.

Am Montagabend gab es wiederum eine spezielle Veranstaltung für die Presse, nämlich eine geführte Tour zu Fuß durch die Altstadt und anschließend ein mehrgängiges Menü im Stone Bell House. Das Menü bestand aus teilweise sehr unkonventionell kombinierten Zutaten, war aber nur vom Feinsten. Zwischendurch konnte ich Kai Dupke, dem Entwicklungsleiter des SUSE Linux Enterprise Server (SLES), die Erklärung entlocken, warum die kommende Version einen Sprung von 12 auf 15 macht (was sich auch auf Opensuse auswirkt). Der Grund liegt im Aberglauben: Die 13 gilt im Westen als Unglückszahl, die 14 hingegen enthält eine 4, die in China als Unglückszahl gilt. Die Vier wird genauso ausgesprochen wie das chinesische Wort für Tod und ist daher weithin verpönt.

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