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Do, 2. November 2017, 15:00

Der Open Source Summit 2017 in Prag

Mark Skarpness

Hans-Joachim Baader

Mark Skarpness

Voitech Pavlik

Hans-Joachim Baader

Voitech Pavlik

Als nächstes gab Mark Skarpness von Intel einen Einblick in die Zukunft von Edge Computing. Im Jahr 2020 rechnet Intel mit 1,5 GB Netzwerkdaten pro Tag und Person. Aktuell werden die Daten dezentral erfasst und in eine Cloud hochgeladen, wo die Verarbeitung und Analyse stattfindet. Das ist in Zukunft zu langsam, zu teuer, nicht skalierbar genug und schafft Sicherheitsbedenken. Viele Benutzer, auch Unternehmen, wollen keine Daten in der Cloud haben. Daher werden künftig die Speicherung, Verarbeitung und Analyse auf Clouds, zwischengeschaltete Systeme (die sogenannte »Edge«) und den vernetzten Systemen selbst verteilt. Die dafür benötigten Technologien sind Container, Orchestrierung und 5G-Netzwerke. Intel will für all diese Anforderungen umfassende Lösungen anbieten. Erfreulicherweise beruhen diese alle auf freier Software. Skarpness erwähnte auch noch Sicherheitszertifizierungen, nicht im Sinne von Sicherheit vor Missbrauch, sondern funktionelle Sicherheit. Diese wird beispielsweise für autonome Fahrzeuge benötigt. Zur Zeit ist es nicht möglich, ein Linux-System zu zertifizieren, doch bei Intel ist das offenbar in Arbeit, wobei natürlich bestimmte Funktionalitäten, die nicht zertifizierbar sind, ausgeschlossen werden müssen.

Die nächste Referentin war Sarah Novotny, Google Cloud Platform. Sie erläuterte die Schwierigkeiten, die Google überwinden musste, um das zunächst intern entwickelte »Kubernetes by Google« unabhängig zu machen und zu bewirken, dass die Leute Kubernetes tatsächlich als unabhängig ansehen. Dazu wurde 2015 die Cloud Native Computing Foundation (CNCF) gegründet, seither ist Kubernetes geradezu explodiert und neben Kubernetes entwickelt die CNCF auch etliche weitere Container-Technologien. Wer übrigens Kubernetes einmal ausprobieren will, bisher aber vor der Komplexität des Systems zurückgeschreckt ist, kann nun Minikube installieren. Dafür soll ein beliebiger Desktop-Rechner oder Laptop genügen.

Den Abschluss der Dienstags-Keynotes bildete ein fünfminütiger Blitz-Vortrag von Voitech Pavlik, dem Entwicklungsleiter des Linux-Kernels bei SUSE. Seine zentrale Aussage war, dass man zu jeder Änderung, jeder Veröffentlichung erklären sollte, was sie für einen Zweck hat. Dies fehlt seiner Ansicht nach ziemlich oft, auch in Patches, die in den Kernel einfließen, und erschwert die langfristige Wartung.

Urs Gleim über die Civil Infrastructure Platform

An diesem Tag hatte die Civil Infrastructure Platform (CIP) ihre erste Code-Veröffentlichung angekündigt. Das Projekt wurde vor mehr als einem Jahr unter dem Dach der Linux Foundation gegründet. Dabei handelt sich um ein Projekt, das sich direkt um die Lebensadern jeder modernen Gesellschaft kümmert, um Infrastruktur wie Strom-, Öl-, Gas- und Wasserleitungen, Gesundheitswesen, Kommunikationsverbindungen und Verkehrswege.

Die Idee zu dem Projekt entstand bei Siemens, Hitachi und Toshiba. Urs Gleim arbeitet bei Siemens, wo es langfristig gewartete Systeme schon lange gibt. Wenn aber jeder Hersteller diese Arbeit nur für sich selbst leistet, ist das eine unnötige Duplikation von Arbeit. So kamen die Gründer zusammen und wie sich herausstellte, gibt es eine ziemlich große Nachfrage. Anfänglich gab es aber auch große Skepsis, und selbst jetzt ist noch nicht so ganz klar, wie lange und in welchem Umfang man ein Linux-System pflegen kann. Einige Linux-Distributoren schaffen das bereits heute für 13 Jahre, doch für manche Systeme sind 25 oder auch 50 Jahre anzustreben. Die Zulieferer (Board-Hersteller) verstehen zunehmend die Notwendigkeit solch langer Support-Zeiträume, so dass das Projekt hofft, dass die Zulieferer ihre Boards gleich mit CIP anstelle einer anderen Linux-Distribution ausliefern.

Mit der Verfügbarkeit des ersten Codes unter dem Namen CIP Core hat das Projekt ein Minimalziel erreicht. CIP Core ist ein minimales Dateisystem, das als Referenz dienen soll. Es bietet eine anpassbare Umgebung, mit denen Entwickler den CIP-Kernel und Kernpakete testen können. Kurz zuvor wurde B@D (Board at Desk) veröffentlicht, mit dem man Tests mit einem realem Board durchführen kann, das an den eigenen PC angeschlossen wird.

Über viele Dinge, die noch benötigt werden, konnte das Projekt bisher noch nicht richtig nachdenken. Wichtiger war es erst einmal, eine initiale Version herauszubringen. Unter anderem wird man sich über Online-Firmware-Updates Gedanken machen müssen. Es ist geplant, dafür eine Anbindung an das Provisioning von Eclipse (Equinox p2) zu verwenden. Doch das nächste Ziel ist erst einmal, die Langzeitpflege für ca. 10 Kernprojekte einzurichten.

Die Civil Infrastructure Platform scheint recht gut mit Mitteln und Mitarbeitern ausgestattet zu sein. Sie ist jetzt Gold-Mitglied von RT Linux, um das als wichtig erachtete Echztzeitsystem zu fördern. Das Jahr 2038-Problem muss möglichst bald gelöst werden. Trotz erster Maßnahmen und Planungen ist dieses Thema laut Gleim noch nicht vollständig gelöst. Die CIP könnte sich in diesem Bereich engagieren.

Der CIP-Code ist jetzt schon im Einsatz im Gateway Simatic IOT2000. Weitere Produkte erwartet Gleim ab dem kommenden Jahr.

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