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Mi, 15. März 2000, 08:53

40 Jahre LISP

Am 14. März 1960, also vor genau 40 Jahren, wurde LISP erstmals vorgestellt.

Das Datum des Jubiläums ist zwar etwas willkürlich gewählt, da LISP bereits in den späten 50ern entwickelt wurde. Aber es sollte trotzdem einen Blick auf diese Sprache wert sein, die in so vieler Hinsicht Pionierarbeit leistete.

Entwickelt von John McCarty seit 1956, wurde die erste Sprachbeschreibung im April 1960 veröffentlicht. Die LISP-Entwicklung wurde von den Forschungen zu künstlicher Intelligenz angetrieben. Viele Ideen wurden in LISP eingebracht, die neu oder sogar revolutionär waren: Daten (und Programme!) werden als Listen behandelt. Alle Berechnung erfolgt in Funktionen, die verschachtelt und rekursiv aufgerufen werden können. LISP war damit die erste funktionale Programmiersprache. Eine Bedingungs-Anweisung (COND) ermöglichte Programmverzweigungen, ohne die keine nichttriviale Berechnung möglich ist. LISP manipuliert hauptsächlich Symbole, kann aber natürlich auch mit Zahlen umgehen.

LISP kennt keine Speicherprobleme, denn die Speicherfreigabe wird durch einen Garbage Collector automatisiert. Eine Variable hat keinen festen Datentyp, sondern kann jeden beliebigen Wert annehmen (Zahl, Symbol, String, Liste...). Zudem ist LISP ein Interpreter. Funktionen können unmittelbar nach ihrer Eingabe ins System getestet werden. Das alles machte LISP sehr langsam und speicherhungrig (ein Platzbedarf von 32 KB galt um 1960 als extrem).

Die Entwicklung der Sprache fand auf einer IBM 704 statt, einem 36-Bit-Rechner, der das Topmodell seiner Zeit war. Die Architektur dieser Maschine beeinflußte das Design der Sprache entscheidend. Legendäre Konstrukte wie CAR und CDR haben hier ihren Ursprung.

Seine Einzigartigkeit machte LISP zu einem großartigen Erfolg im Bereich der KI und auch außerhalb. Doch schon bald trat eine Zersplitterung in verschiedene Dialekte ein. Anfang der 80er wurde daher Common LISP definiert, um der Zersplitterung ein Ende zu bereiten. Außerdem wurde Common LISP zu einer mächtigen objektorientierten Sprache erweitert, dem Common LISP Object System (CLOS). 1994 wurde Common LISP als erste objektorientierte Sprache zum ANSI-Standard.

Auch heute ist LISP, trotz des Niedergangs der KI, quicklebendig. Es wird immer noch eingesetzt als AutoLISP in AutoCAD, eLISP in EMACS, dem es einen Großteil seiner Funktionalität verleiht, in zahlreichen, teilweise auch freien LISP-Interpretern, sowie einer Reihe von verwandten Sprachen wie Scheme. Ein Scheme-Interpreter von GNU namens Guile wird als Konfigurationssprache in verschiedenen Projekten eingesetzt. Auch GNOME besitzt eine Guile-Bindung. Die Beständigkeit von LISP ist umso erstaunlicher, wenn man sich die Schnelllebigkeit von aktueller Hard- und Software vor Augen hält. Das beweist, daß sich einige fundamentale Konzepte doch nie ändern.

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