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Fr, 18. Juni 2010, 11:47

Gesellschaft::Politik/Recht

Solothurn trennt sich von IT-Chef

Der Schweizer Kanton Solothurn trennt sich von seinem IT-Chef Kurt Bader wegen unterschiedlicher Vorstellung über die Geschwindigkeit der weiteren Linux-Migration.

Schon vor zwei Wochen hatte sich angedeutet, dass die Kantonsverwaltung die Linux-Migration abbremsen will. Die 2001 beschlossene Migration zu Linux ist noch nicht vollständig abgeschlossen, und einige Anwender kritisierten das Projekt, weil einige Funktionen nun anders waren oder vorerst noch fehlen. Die Kantonsregierung beschloss daher, erst einmal eine Expertise abzuwarten, um den weiteren Verlauf der Migration zu regeln.

Der Leiter des mit der Migration beauftragten Amtes für Informatik und Organisation (AIO), Kurt Bader, hatte die Probleme mit der neuen Software als übertrieben bezeichnet. Die Migration sollte bis Ende 2010 endgültig abgeschlossen sein. 800 der rund 1300 Rechnerbenutzer in der Kantonsverwaltung nutzten bereits Linux und seien, vom Webmailer abgesehen, zufrieden. Man spare schon jetzt 1,5 Mio. Franken pro Jahr ein.

Nun hat sich die Verwaltung von Kurt Bader getrennt, angeblich im gegenseitigen Einvernehmen. Bis zur Neubesetzung der Amtsleitung soll Thomas Burki, bisher Stellvertreter des AIO-Chefs, das Amt leiten. Offenbar war das von Bader angestrebte Tempo der Umstellung seinen Vorgesetzten zu hoch und es konnte keine Einigung erzielt werden.

Am Open-Source-Kurs des Kanton ändert diese Umbesetzung nichts Grundsätzliches. Die Open-Source-Strategie von Solothurn wurde zuletzt 2007 bestätigt und hat für weitere vier bis acht Jahre Gültigkeit. Finanzdirektor Christian Wanner, Vorgesetzter von Kurt Bader, will aber bei der Umstellung flexibler und nicht »bockstur« vorgehen. Nach ersten Aussagen der von Regierungsrat befragten Experten können Microsoft-basierte Anwendungen nicht so schnell ersetzt werden. Kurt Bader teilte diese Einschätzung nicht.

Gegenüber dem Oltner Tageblatt nannte Wanner die Meinungsverschiedenheit als Hauptgrund dafür, dass er Kurt Bader nahelegte, zu gehen. Daneben ließ er durchblicken, dass weitere Dinge dabei eine Rolle spielten. So habe Bader trotz eines Maulkorbes auf »Pro-Linux-Plattformen« die Probleme heruntergespielt und zu sehr die Anwender für die Probleme verantwortlich gemacht. Zudem bezweifle er die Höhe der Einsparungen, die durch die Migration erzielt wurden.

Nicht ausgeschlossen ist, dass die Finanzdirektion auf eine gemischte Strategie wie im Kanton Basel-Stadt abzielt, wo derzeit wohl nur die Server mit Linux laufen, Linux auf dem Desktop aber nur als Pilotversuch eingesetzt wird.

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