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Di, 9. Juli 2019, 12:38

Software::Kernel

SSB-basierte Alternative zu Mailinglisten für Kernel-Entwicklung vorgeschlagen

Der Linux-Kernel ist eines der wenigen Projekte, die die ganze Entwicklung noch per E-Mail abwickeln. Manchen erscheint dieses Vorgehen archaisch. Konstantin Ryabitsev hat nun vorgeschlagen, ein neues Werkzeug zur Zusammenarbeit zu entwickeln, das auf SSB beruht.

Larry Ewing

Während zumindest anscheinend der komplette Rest der Welt über GitHub zusammenarbeitet, geschieht die Zusammenarbeit am Linux-Kernel wie von Beginn an überwiegend über E-Mail. Patches müssen in der Regel auf einer der Mailinglisten präsentiert werden und werden auch dort diskutiert. Eine Änderung stand bisher nicht zur Debatte, denn die meisten Entwickler lehnen es ab, sich von Plattformen wie GitHub abhängig zu machen.

E-Mails haben den Vorteil, dass damit die Einstiegsschwelle in die Kernel-Entwicklung sehr niedrig ist. Sie lassen sich auch einfach archivieren. Konstantin Ryabitsev, einer der Administratoren von kernel.org, ist unter anderem damit befasst, die Mailinglisten zu archivieren und für Recherchen und die Nachwelt zu erhalten. In einem ausführlichen Beitrag beschreibt er nun, wie das E-Mail-Ökosystem in den letzten Jahren degeneriert ist, und schlägt eine Alternative vor. E-Mails waren einst dezentral, werden aber inzwischen von einigen großen Firmen dominiert, schreibt Ryabitsev. Es ist heutzutage sehr schwierig, einen eigenen E-Mail-Server aufzusetzen, der noch zuverlässig mit dem Rest der Welt kommunizieren kann. Der Server kann leicht auf Blockadelisten landen, Spam ist ein massives Problem, auch mit Spamfiltern, Mailinglisten fallen aus, wenn der Server, der sie betreibt, ausfällt, und man kann sein Abonnement einer Mailingliste verlieren, wenn es Zustellprobleme gibt.

Ryabitsev möchte diese Probleme lösen, wobei für ihn aber nur eine freie, dezentrale und verteilte Lösung in Frage kommt. Eine Plattform, deren Ausfall die ganze Entwicklung zum Erliegen bringen würde, oder die von einem Unternehmen kontrolliert wird, also beispielsweise GitHub, ist daher ausgeschlossen. Ryabitsev beschreibt ein neues Werkzeug namens »decent«, das die Replikation von Git-Repositorien, Updates in beiden Richtungen, Teilnahme an Diskussionen, Reviews, eine beliebige Zahl von Kanälen und weiteres ermöglicht. Dieses Werkzeug existiert noch nicht, doch das zugrunde liegende Protokoll gibt es bereits. Es handelt sich um Secure Scuttlebutt (SSB), ein verteiltes, ausfallsicheres und natürlich auch verschlüsseltes soziales Netzwerk.

Ein solches Werkzeug hätte den Nachteil, dass es die Einstiegsschwelle für die Kernel-Entwicklung erhöhen würde. Dies könnte aber durch Konnektoren zu E-Mail oder zu Web-Oberflächen abgemildert werden. Ryabitsev schätzt, dass eine initiale Version eines neuen Werkzeugs in Gemeinschaftsarbeit binnen weniger Wochen entstehen könnte, und erinnert daran, wie Git entstanden ist - zwei Wochen Arbeit eines einzelnen Entwicklers, Linus Torvalds, und anschließend kontinuierliche Verbesserung durch eine wachsende Gemeinschaft. Noch ist das alles aber nur ein Vorschlag, der noch ausgiebig diskutiert werden darf - archaisch per E-Mail oder auf Ryabitsevs Mastodon-Präsenz.

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