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Mo, 15. Juli 2019, 16:20

Gemeinschaft::Organisationen

Rückzieher bei Nominierung von Mozilla als Internet-Schurke

Der britische Internet-Provider-Verband ISPA hat die Nominierung von Mozilla als Internet-Schurke 2019 zurückgezogen und gleich die ganze Kategorie für dieses Jahr wegfallen lassen. Die Nominierung hatte heftige Proteste nach sich gezogen.

Mozilla

Einmal im Jahr vergibt der britische Internet-Provider-Verband ISPA neben diversen weiteren Ehrungen eine Auszeichnung als Internet-Held oder Internet-Schurke des Jahres an eine Person oder Organisation. In diesem Jahr hatte der Verband Mozilla als Internet-Schurke 2019 nominiert. Damit befand sich Mozilla unter den drei Kandidaten für den Internet-Schurken des Jahres 2019. Ebenfalls nominiert wurden der Artikel 13 der neuen Copyright-Direktive der EU und US-Präsident Donald Trump. Artikel 13 ist nach Meinung der britischen Internet-Provider eine Bedrohung für die Meinungsfreiheit, indem er überall Upload-Filter vorschreibt. Trump hingegen wurde nominiert, weil es aus Sicht der Provider mit seinen Versuchen, die nationale Sicherheit der USA zu schützen, eine große Unsicherheit im gesamten globalen Telekommunikationsbereich verursacht hat.

Mozilla reagierte auf die Nominierung mit Befremden. Während Mozilla das Protokoll DNS over HTTPS (DoH), an dessen Entwicklung es maßgeblich beteiligt war, als Stärkung der Internet-Sicherheit und der Privatsphäre ansieht, sieht es die ISPA als das genaue Gegenteil davon an. Doch zum womöglich ersten Mal in der 21-jährigen Geschichte der Auszeichnung erntete die ISPA deshalb vielfachen Widerspruch. Nach heftigen Protesten zog der Verband kurzerhand nicht nur die Nominierung von Mozilla, sondern die ganze Auszeichnung zurück.

In der Erklärung der ISPA heißt es, man habe mit dieser Auszeichnung stets die Aufmerksamkeit auf wichtige Probleme lenken wollen, beispielsweise drohende Einschränkungen der Meinungsfreiheit, zunehmende Überwachung und das Abmahn-Unwesen. Die Nominierung von Mozilla dagegen sei ein falsches Signal gewesen. Trotzdem sehe der Verband DNS over HTTPS kritisch und sieht hier weiteren Diskussionsbedarf. An dieser Diskussion will sich die ISPA konstruktiv beteiligen. Daher gibt sie auch ihre Bedenken zu DoH in vorläufiger Form zu Protokoll.

Nach Ansicht des Verbandes darf DoH nicht dazu führen, dass bestimmte Einstellungen, zum Beispiel von Eltern definierte Einstellungen zum Jugendschutz, umgangen werden können. Der Wechsel einer Anwendung zu DoH sollte nur mit Zustimmung des Benutzers erfolgen und nur, wenn sich dieser über die Folgen voll im Klaren ist. DoH solle sicherstellen, dass die genutzten Anbieter vollständig konform mit den Datenschutzbestimmungen handeln. DoH sollte ferner alle Sicherheitseinstellungen des Benutzers genauso umsetzen wie DNS, und die DoH-Anbieter sollten eine Hotline rund um die Uhr betreiben, an die sich die Benutzer bei DoH-Problemen wenden können. Laut ISPA gibt es noch weitere Themen wie die Auswirkungen auf Unternehmensnetze und das Caching.

Mozilla war maßgeblich an der Entwicklung des Protokolls DNS over HTTPS (DoH) beteiligt, das inzwischen als RFC8484 standardisiert ist. Es wird durch Benutzer, die dem Testprogramm beigetreten sind, weiter in Firefox getestet. Doch das Protokoll steht trotz mancher Vorteile in der Kritik. Diese fußt zum einen auf der Komplexität des Protokolls, zum anderen darauf, dass als DNS-Provider bisher nur Cloudflare auftritt und viele Nutzer diesem Unternehmen nicht vertrauen.

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