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Fr, 10. Januar 2020, 12:23

Software::Kernel

Torvalds: Benutzt kein ZFS!

Linus Torvalds, der Schöpfer von Linux, rät von der Benutzung von ZFS unter Linux ab. Solange Oracle das Dateisystem nicht unter die GPL stellt, habe ZFS überhaupt keine Zukunft, zumal es überbewertet sei. Auch die Geschwindigkeit sei nicht so überzeugend.

Linus Torvalds

Hans-Joachim Baader

Linus Torvalds

Zuerst drehte sich eine Diskussion auf Real World Technologies um einen Artikel, der eine schlechte Performance des Prozess-Schedulers von Linux erkannt haben wollte. Torvalds stellte jedoch klar, dass der Autor des betreffenden Artikels so ziemlich alles falsch gemacht hatte. Er verwendete Spinlocks in Anwendungsprogrammen, wofür Spinlocks überhaupt nicht geeignet sind, folgerichtig waren alle seine Messungen und die Schlussfolgerungen daraus nur Müll, wie Torvalds recht ausführlich darlegte.

Die Diskussion schweifte ab zu einem anderen Thema. Eine Kernel-interne Änderung hatte kürzlich dazu geführt, dass das ZFS-Modul nicht mehr funktionierte, bis es angepasst wurde. Um eine Stellungnahme gebeten, erklärte Torvalds einmal mehr, dass Linux eisern an der Kompatibilität mit älteren Anwendungen festhalte. Auch Kernel-intern müssen Änderungen dafür Sorge tragen, dass alle betroffenen Stellen mit geändert werden.

Nun ist das Dateisystem ZFS weder ein Anwendungsprogramm noch Kernel-intern. Es ist ein extern gepflegtes Kernel-Modul, das selbst dafür Sorge tragen muss, dass es mit den Kernel-Versionen funktioniert. Es wurde bekanntlich von Sun für Solaris entwickelt und kam dann durch die Übernahme in den Besitz von Oracle. Es steht nun unter einer freien, aber zur GPLv2 inkompatiblen Lizenz. Dies hat zwei Konsequenzen: Zum einen kann es nicht in den Linux-Kernel aufgenommen werden, zum anderen haben die Kernel-Entwickler, wie Torvalds nochmals betont, kein Interesse daran, es zu pflegen. Oracle könnte ZFS endlich unter die GPL stellen, dann könnte es in den Kernel aufgenommen werden. Ansonsten kann keine Rücksicht auf ZFS genommen werden.

Einzelne Linux-Distributionen bieten zwar ZFS inzwischen als Option an - Torvalds spielt hier wohl auf Ubuntu an - das sei aber ihre Entscheidung und in Anbetracht der bekannten Neigung von Oracle, Lizenzen zu fordern, auch ihr Risiko. Für Torvalds und die anderen Kernel-Entwickler wäre dieses Risiko nicht akzeptabel.

Technisch gesehen könnte es im Kernel eine Anpassungsschicht geben, die beide Projekte besser voneinander trennt und somit die Pflege von ZFS erleichtert. Dem erteilt Torvalds jedoch ebenfalls eine Absage, denn sie hätte für den Kernel keinerlei Nutzen. Selbst von der Lizenzseite her würde es nichts verbessern, da Oracle ja auch gerne einmal wegen öffentlicher Schnittstellen klagt, wie bei Java geschehen.

Die simple Konsequenz, die jeder Benutzer daraus ziehen sollte, lautet: »Benutzt kein ZFS!«. Technisch sieht Torvalds ohnehin kein Argument, das für ZFS spricht. Es sei jederzeit mehr ein Schlagwort als irgendetwas anderes gewesen, und die Benchmarks, die Torvalds kennt, zeigen keine überzeugende Leistung. Ein ebenso wichtiger Punkt sei jedoch, dass ZFS gar nicht mehr richtig gewartet werde und Torvalds damit die langfristige Stabilität von ZFS gefährdet sieht. Zwar wird ZFS in Solaris, FreeBSD und Linux von begrenzten Gruppen von Entwicklern gepflegt, aber für Torvalds ist das nicht ausreichend, so dass er die abschließende Frage stellt: »Warum sollte man es überhaupt benutzen wollen?«

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