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Do, 1. Juli 2010, 16:00

Haiku – Eine Alternative für den Desktop

Haiku ist nicht BeOS

Ex-BeOS-Nutzer dürften sich gleich zurecht finden. Haiku hält sich ziemlich gut an die Vorgaben des Vorbilds. So ist es nicht nur source- sondern auch binärkompatibel, was den Einsatz von unveränderter BeOS-Software gestattet. Außerdem werden die gleichen Anwendungen und Werkzeuge mitgeliefert, wenn auch mit zum Teil erheblichen Verbesserungen. Einiges an Software für Haiku findet man bei Haikuware, OsDrawer.net und HaikuPorts.

Generell muss man sagen, dass es sich bei Haiku mitnichten um einen bloßen Abklatsch eines Betriebssystems aus den späten 1990ern handelt. Die Re-Implementierung wurde als Gelegenheit genutzt, viele Verbesserungen und auch einige neue Features einfließen zu lassen.

Neben hübschen Vektoricons bietet Haiku einige für Einsteiger ungewöhnliche Features

Joachim Seemer

Neben hübschen Vektoricons bietet Haiku einige für Einsteiger ungewöhnliche Features

Optisch fällt da natürlich der leicht modernisierte Look der Benutzeroberfläche auf. Die dezente Verwendung von Farbverläufen und etwas nüchternere Buttons und Popup-Menüs sind eine stimmige Weiterentwicklung gegenüber BeOS. Die Verwendung von Vektor-Icons in einem speziell entwickelten platz- und ressourcensparenden Format und die Nutzung von Antialiasing tragen ebenfalls ausgesprochen positiv zum Gesamteindruck bei.

Die internationale Nutzergemeinde wird freuen, dass die Anfänge einer umfassenden Lokalisierung des Systems ausprobiert werden können. Durch Nutzung der ICU-Bibliothek sollen zukünftig auch verwandte Bereiche wie Datumsdarstellung, Währungen und Sortierordnungen angepasst werden.

Auch unter der Haube muss sich Haiku nicht verstecken. Obwohl sich noch einiger Debug-Code und nur wenige Optimierungen im System befinden, ist es schon ähnlich flott wie BeOS R5; in einigen Disziplinen, gerade im Dateisystem und bei der grafischen Darstellung, ist es teilweise sogar um einiges schneller.

In guter Open-Source-Tradition wird nicht versucht, jedes Rad neu zu erfinden. Wo es sinnvoll ist und sich eine Technik nahtlos integrieren lässt, werden andere Open-Source-Projekte genutzt oder angepasst und eingebaut. So nutzt Haiku die Anti-Grain-Geometry-Engine (AGG) und FreeType als Backend für die Benutzeroberfläche. Eine Kompatibilitätsschicht zu FreeBSD-Netzwerktreibern mildert ansonsten vorhandene Treiberengpässe. FFMPEG wird teilweise zum En-/Decodieren von Audio und Video genutzt. Steht kein Grafikkartentreiber zur Verfügung, wird auf VESA zurückgefallen, welches jedoch ausgesprochen flott zu Werke geht. Allenfalls kann über VESA nicht die native Auflösung des Monitors benutzt werden, falls sie dieser nicht standardkonform mitteilt.

Für Entwickler dürfte Haikus weitgehende POSIX-Kompatibilität interessant sein, welche die Portierung von Unix Programmen vereinfacht. Als Compiler wird zur BeOS-Kompatibilität gcc2.95 verwendet. Daneben existiert aber auch noch ein gcc4 mit den entsprechenden Bibliotheken, sodass Haiku ein Hybridsystem ist, das mit Anwendungen von beiden Compilern zurecht kommt.

Pro-Linux
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