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Do, 11. November 2010, 15:00

Fedora 14

Kurze Vorstellung der vierzehnten Fedora-Ausgabe

Multimedia

Wie gewohnt bringt Fedora den Multimedia-Server PulseAudio in der neuesten Version mit. Für Musiker mit strikteren Echtzeitanforderungen gab es bisher optional Jack. Jetzt wurde Jack durch Jack2 (früher jackdmp) in Version 1.9.5 ersetzt. Es ist kompatibel mit vorhandenen Jack-Anwendungen. Interessanterweise ist es standardmäßig installiert, denn eines seiner Features ist, dass er parallel zu PulseAudio existieren kann. Wenn der Jack-Daemon startet, entreißt er PulseAudio die Kontrolle über das Audio-Gerät und gibt sie nach getaner Arbeit wieder zurück.

Aussetzer im Audio-Strom sollen mit Jack2 kaum noch möglich sein. Zum einen wurde die Software durch Parallelausführung auf allen Prozessoren schneller. Außerdem können Verbindungen zwischen den Programmen geändert werden, ohne den Audio-Strom zu unterbrechen, und es gibt eine »asynchrone« Aktivierung. Wenn ein Programm ein Sample nicht rechtzeitig sendet, wiederholt Jack2 automatisch das vorhergehende, was in den meisten Fällen nicht einmal wahrnehmbar sein soll.

Neu ist der Musicians' Guide, der Einsteigern eine Anleitung zu Audio-Software unter Linux geben soll. Das Dokument behandelt Audio-Grundlagen und enthält Tutorials zu Programmen wie Audacity, Ardour, Digital Audio Workstations, Qtractor, Rosegarden, FluidSynth, SuperCollider, Lilypond, Frescobaldi und GNU Solfege. Auch für andere Interessengruppen gibt es spezielle Anleitungen auf der Fedora-Dokumentationsseite.

Aus den bekannten Gründen kann Fedora, ebenso wie die meisten anderen Distributionen, nur wenige Medienformate abspielen, da es viele benötigte Codecs nicht mitliefern kann. Wenn man versucht, ein Video abzuspielen, dann erhält man mit dem KDE-Videoplayer DragonPlayer nicht einmal eine Meldung, dass etwas nicht geht. Nur Totem bietet auch die Option an, über die Paketverwaltung nach passenden Plugins zu suchen. Dazu muss man aber vorher in der Paketverwaltung die zusätzlichen Repositorien eintragen. Wenn man weiß, wie es geht, ist es im Prinzip ganz einfach. Über die Webseite von RPM Fusion kann man Pakete installieren, die die Repositorien hinzufügen. Dies gilt für GNOME wie für KDE. In der letzten Version funktionierte das Installieren der Repositorien unter KDE nicht, dies wurde jetzt glücklicherweise behoben.

Nach dieser Vorbereitung ist Totem unter GNOME und KDE in der Lage, die benötigten Plugins selbsttätig zu installieren, danach funktioniert der Medienplayer erwartungsgemäß. Totem erscheint bei Installation von DVD auch unter KDE als Standard-Medienplayer. Kaffeine und Dragonplayer sind als Alternativen installiert. Leider konnten beide zunächst weder eines der Videos abspielen noch Hinweise auf die Ursachen geben. Erst mit dem Wissen, dass das Phonon-Backend standardmäßig auf Xine eingestellt ist, kommt man weiter. kann das Backend auf GStreamer umstellen, und schon läuft alles. Mit Fedora 13 war das noch nicht so problemlos.

Nach Installation des Gnash-Plugins in Version 0.8.8 ließen sich diverse Flash-Videos im Web abspielen. Mit Youtube-Videos gelang das nicht, obwohl es unter anderen Distributionen geht. Die Ursache ließ sich kurzfristig nicht ermitteln.

Weitere Neuerungen

KDE-Desktop mit OpenOffice.org Writer

Hans-Joachim Baader

KDE-Desktop mit OpenOffice.org Writer

Die Integration des SPICE-Frameworks für Desktop-Virtualisierung will erreichen, dass man die Oberfläche einer virtuellen Maschine, die auf einem 64-Bit-Linux-Server läuft, auf einem anderen Rechner ansehen kann. Damit kann man virtuelle Maschinen (z.B. eine Maschine pro Benutzer) auf einem leistungsstarken Rechner ausführen, während die Desktop-Systeme deutlich langsamer und austauschbar sind. SPICE wurde von Qumranet entwickelt, das von Red Hat übernommen wurde. Wer SPICE außerhalb von Fedora probieren möchte, muss auf Qemu 0.13 aktualisieren und noch ein paar weitere Voraussetzungen schaffen. Die virtuelle Maschine muss mit dem neuen Grafikgerät »qxl« konfiguriert werden. In der virtuellen Maschine sollte man dann den speziellen qxl-Treiber installieren, für Linux ist das xserver-xorg-video-qxl. Andernfalls wird der Standard-VGA-Treiber verwendet, der langsam und ineffizient ist. Leider ist diese Version von SPICE noch nicht mit libvirt integriert, das steht aber bereits auf dem Plan.

Auch sonst hat sich bei der Virtualisierung wieder einiges getan. Erstmals werden nun Images für die Cloud Amazon EC2 bereitgestellt. Mit dem Tool virt-v2v kann man virtuelle Maschinen von Xen nach KVM migrieren. Fedora 14 kann als DomU laufen, jedoch nicht als Dom0, außer man ersetzt den Kernel auf eigenes Risiko.

Die neue Unterstützung für das Security Content Automation Protocol (SCAP) besteht aus der Bibliothek OpenSCAP und mehreren Tools. Damit lässt sich die Sicherheit des Systems in standardisierter Weise sicherstellen. Unter anderem kann man nach verfügbaren Patches suchen und Einbrüche erkennen.

Für Entwickler wurden Perl auf Version 5.12.1, Python auf 2.7 und Erlang auf R14 aktualisiert. Erstmals sind umfassende Entwicklungsumgebungen für die Programmiersprache D und für das Desktop-System GnuStep verfügbar. Als D-Compiler wird allerdings der auf LLVM beruhende LDC benutzt, nicht der GNU-D-Compiler (GDC). Der Debugger gdb wurde schneller und die Entwicklungsumgebungen NetBeans 6.9 und Eclipse 3.6 sind in aktuellen Versionen dabei. Auch Perl 6 mit Raduko Star wird bereitgestellt. Dazu kommt das Paket gdb-heap, das eine Analyse ermöglicht, wie ein Programm den Speicher verwendet.

Weiter zu nennen sind eine bessere Unterstützung für das Statistikpaket R, die Datenerfassungsplattform ROOT, vollständige Server-Verwaltung über IPMI mit ipmiutil und die schnellere JPEG-Bibliothek libjpeg-turbo. Das Paket man wurde durch man-db ersetzt, und eine »integrierte Untermenge« von Software aus dem MeeGo-Projekt ist verfügbar. Es handelt sich um die MeeGo Netbook UX-Umgebung und ein paar Panel-Applets.

Diese Aufzählung muss natürlich sehr unvollständig bleiben. Auskunft über zahlreiche weitere wichtige Verbesserungen geben die Anmerkungen zur Veröffentlichung.

Der Paketumfang der Distribution ist auf über 22.500 Pakete gewachsen, rund 1500 mehr als vor einem halben Jahr.

Fazit

Fedora 14 enthält kaum drastische Änderungen gegenüber dem Vorgänger, aber viele Verbesserungen und Neuerungen. Im Vergleich zum Vorgänger läuft Fedora 14 spürbar runder, was aber auch den Upstream-Projekten zu verdanken ist. Fedora verzichtet im Desktop-Bereich weitgehend auf Alleingänge und liefert so die Desktop-Umgebungen bis auf eine angepasste Optik im Originalzustand aus. Wo Probleme beobachtet wurden, sind diese dann in der Regel nicht Fedora anzulasten, sondern den jeweiligen Projekten.

Die vielen fortgeschrittenen Funktionen, beispielsweise bei der Virtualisierung, machen Fedora für Poweruser interessant. Auch Entwickler werden mit den verschiedenen neuen oder aktualisierten Entwicklungsumgebungen stark umworben.

Wie immer sollte man mit dem Update oder Umstieg auf Fedora 14 einige Wochen warten, denn die aktuelle Software bringt es mit sich, dass wenig getestet werden konnte und sich gerade in den ersten Wochen viele Probleme zutage treten. Wer sicherer vor Updates sein will, sollte vielleicht immer nur die zweitneueste Version einsetzen. Dabei macht sich allerdings der kurze Support-Zeitraum von Fedora negativ bemerkbar. Man ist im Prinzip gezwungen, alle sechs Monate zu aktualisieren.

Ein generelles Problem von Fedora ist die ungezügelte Update-Politik. Diese könnte die Anwender abschrecken, die sich nicht ständig mit Updates befassen wollen, und schon gar nicht, wenn diese neue oder geänderte Funktionen mitbringen. Fedora 13 beispielsweise erhielt in einer KDE- oder GNOME-Standardinstallation in den letzten sechs Monaten etwa 500 Updates. Allerdings erfüllt Fedora damit seinen Anspruch, neue Entwicklungen schnell zu den Benutzern zu bringen, und es werden viele Fehler korrigiert. Dabei können aber auch neue Fehler eingeschleppt werden. Den entgegengesetzten Anspruch, nur Fehler möglichst ohne jede Nebenwirkung zu beheben, kann Fedora nicht befriedigen, hierfür stehen Red Hat Enterprise Linux und CentOS als kompatible Alternativen bereit.

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