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Do, 17. Februar 2011, 15:00

Simutrans

Schnelles Geld zu Lande, zu Wasser und in der Luft

Von Michael

Mit richtiger Route rollt der Rubel

Michael Schwarz

Mit richtiger Route rollt der Rubel

Optik wechsle dich

Für manches Auge ist das Gewand, in dem Simutrans daherkommt, ein großer, wenn nicht sogar der Nachteil schlechthin des sonst eigentlich sehr guten Spiels. In Zeiten von 360-Grad- und 3-D-Zoom-Ansichten wirkt die grobpixelige Aufmachung eines Simutrans fast schon grotesk. Einen 3-D-FullHD-Patch gibt es bisher nicht, jedoch die Möglichkeit das Äußere des Spiels, und mit ihm einige der Spielelemente, über sogenannte Grafiksets (engl.: Paks oder Paksets) anzupassen.

So offeriert das Pak128 höher aufgelöste und dadurch hübschere Texturen für das Spiel, schlägt aber auch mit dem sechsfachen Speicherbedarf zu Buche. Das Standard-Grafikset (Pak64), welches bei der Grundinstallation mitgeliefert wird, benötigt entpackt lediglich 10 MB, während Pak128 bereits 62 MB Festplattenspeicher für sich beansprucht. In Zeiten von Terabyte-Festplatten sollte dies allerdings kein Problem darstellen. Ebenfalls nett anzusehen ist das Pak192.Comic, dessen komplette Optik absichtlich in weniger realistischen Formen und Farben gehalten ist. Durch die hochaufgelösten Grafiken ist ein sehr nahes Heranzoomen möglich, ohne mit groben Pixeln konfrontiert zu werden. Wer möchte, kann Simutrans auch in einer an deutsche Verhältnisse angepassten Version spielen. Auch Japan oder Großbritannien stehen zur Verfügung. Darüber hinaus gibt auf der Simutrans-Homepage noch andere Grafiksets zum Download.

Die Installation eines Grafiksets ist meistens einfach. Wenn der Simutrans-Ordner unter /home/username/simutrans abgelegt wurde, entpackt man das heruntergeladene Archiv des Grafiksets nach /home/username. Die Grafikset-Archive enthalten meist einen Ordner Simutrans und einen darunterliegenden Ordner mit den Set-Dateien. Das bewirkt, dass im eigentlichen Simutrans-Ordner lediglich ein weiterer Ordner mit dem Namen des Grafiksets angelegt wird.

Kleines Programm, großer Hunger

Simutrans hat in seinem Auslieferungszustand einen beachtlichen Appetit an Systemressourcen – gemessen am grafisch minmalistischen Gewand des Programms jedenfalls. Wird der Arbeitsspeicher mit circa 100 MB nach dem Start der Anwendung noch nahezu verschont, verursacht das Spiel an einem Zweikern-System mit installiertem Pak128 eine permanente Auslastung zwischen 30 und 50 Prozent auf einem Kern. Glücklicherweise kann man durch etwas Feinjustierung den Hunger etwas zügeln, was Simutrans auch auf älteren Geräten interessanter erscheinen lässt.

Der Schlüssel zum Glück ist hierbei die Datei simuconf.tab unter .../simutrans/config. Öffnet man diese Datei mit einem beliebigen Texteditor, kann man per Hand einige Werte verändern, um das Spiel zu zähmen.

Der Wert frames_per_second kann auf 12 oder 10 gesenkt werden. Dadurch wird die Bildwiederholrate von ursprünglich 25 Bilder pro Sekunde auf den eingetragenen Wert gesenkt. Das Spiel selbst läuft weiterhin flüssig, keine Bange. Sollten doch gelegentliche Ruckler auftreten, sollte ein Wert von 15 ressourcensparende Abhilfe schaffen.

Läuft das Spiel im Vollbildmodus, sperrt man das restliche System aus, sodass sich der X-Server einzig um Simutrans kümmert. Das verringert zwar nicht die Last, die Simutrans selbst verursacht, das Programm wird aber flüssiger dargestellt. Der Wert fullscreen = 0 sollte daher auf fullscreen = 1 verändert werden – falls gewünscht und nötig.

Wird im Vollbildmodus eine geringere Auflösung erzwungen, werden weitere kostbare Ressourcen auf älteren Systemen gespart. Die Werte display_width = 800 und display_height = 600 sind dabei das Mindestmaß der Dinge (niedrigere Werte führen zu fehlenden Menüpunkten am rechten Bildschirmrand).

Möglich, aber auch das Spielverhalten verändernd, sind ebenso Anpassungen der Werte max_hops und max_transfers. Beide Werte beeinflussen die Routenfindung von Passagieren und Waren. Hier ist Fingerspitzengefühl bei der Anpassung an das jeweilige PC-System gefragt. Am Besten belässt man die vorgegebenen Werte oder verringert diese nur minimal. Letzter Weg zur Ressourcenschonung: Das Spielen mit einem optisch leichtverdaulichen Grafikset (pak32.comic)

Aufgepasst und hergehört

Die Töne, welche Simutrans im Laufe des Spiels so von sich gibt, sind allesamt Mittelmaß und nicht weiter besonders. Die musikalische Hinterlegung ist komplett mit Midi-Dateien realisiert, das dafür aber sehr gut. Die Melodien sind teils peppig und gar nicht mal so schlimm, wie man vielleicht bei der Erwähnung von Midi erahnen möchte. Die Toneffekte werden leider schnell eintönig, da es für jedes Vehikel nur einen oder zumindest wenige zu geben scheint.

Glücklicherweise ist es über die Spieloptionen möglich, sowohl die Midi-Hintergrundmusik als auch die Toneffekte zu deaktivieren und stattdessen im Hintergrund dem Web-Radio oder einer anderen Musikquelle zu lauschen. Ganz ehrlich – Musik und Ton machen nicht gerade den Reiz eines Simutrans aus.

Computergesteuerte Gegner

Steht die Frage im Raum, ob Simutrans auch das Spielen gegen den Computer ermöglicht, fällt die Antwort zwiegespalten aus. Ja, Simutrans bietet die Möglichkeit, einen computergesteuerten Kontrahenten mitwirtschaften zu lassen. Nein, so wirklich funktioniert das nicht. In drei Testspielen wurde jeweils eine Waren-KI und eine Personen-KI hinzugeschaltet, also eine künstliche Intelligenz, die die Waren wegschnappen sollte, und eine, die sich über den Personenverkehr her macht. Zweitere funktionierte auch ganz ordentlich, genauer gesagt zu ordentlich. Bereits bestehende Personenverkehrsnetze wurden durch weitere Bushaltestellen der KI überlagert, sodass in einer mittleren Ortschaft 6 oder 7 Busse der KI durchschossen. Die Haltestellen waren entsprechend leergefischt und die Geschichte somit weder für den menschlichen Spieler noch für die KI rentabel. Gut durchdachtes Wirtschaften sieht anders aus. Etwas intelligenter, aber nicht besser, stellte sich die Waren-KI an. Sie machte schlicht und ergreifend nichts, in keinem der drei Spiele. Wo nichts investiert wird, geht auch kein Geld verloren. Somit war der Waren-Kontrahent nicht mehr als ein digitaler Zuschauer. Schade.

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