Debian GNU/Linux 6.0 »Squeeze«
Installation
Auch im Debian-Installer gibt es Neues, wovon allerdings in einer normalen Installation nicht so viel sichtbar ist. In einigen Dialogen kann man nun eine Hilfe abrufen, dies ist aber noch nicht durchgängig realisiert. Ein Großteil der Hardware wird automatisch erkannt und Hardware-spezifische Pakete werden automatisch installiert. Neben der aktuellen Version von Debian kann man auch ältere wie Lenny installieren.
Es stehen umfangreiche Installations-Handbücher auf der Debian-Webseite zur Verfügung, für jede Architektur ein eigenes und jeweils in mehrere Sprachen übersetzt. Besucher der Webseite bekommen das Dokument automatisch in ihrer Sprache zu sehen, wenn ihr Browser korrekt eingestellt und die Sprache verfügbar ist. Man muss dieses Handbuch nicht komplett durchlesen, als Referenz kann man in Zweifelsfällen aber immer darauf zurückgreifen.
Die Installation bietet schon beim Booten viele Optionen, zum Beispiel eine textbasierte und eine grafische Installation, normale oder Experteninstallation, automatische Installation, Installation einer spezifischen Desktopumgebung und noch mehr. Die Standard-Desktop-Umgebung ist GNOME. Will man eine andere Umgebung, so kann man schon im Bootmenü des Installers unter »Alternative Desktop Environments« KDE, Xfce oder LXDE auswählen. Und wenn einem das alles nicht passt, macht man eine Minimalinstallation und erweitert diese später.
Die empfohlene minimale RAM-Größe ist 512 MB, für ein System ohne Desktop 256 MB. Als Minimum gelten 128 MB für ein Desktop-System und 64 MB für ein Konsolen/Server-System. Unter Umständen kann man mit noch weniger RAM auskommen, dafür gibt es eigens einen Low-Mem-Modus des Installers. Ich empfehle für flüssiges Arbeiten mit dem Desktop, insbesondere KDE, mindestens 768 MB.
Nach dem Nachladen verschiedener Komponenten, das ein wenig dauern kann, will das System den Rechnernamen wissen, dann den Domainnamen. Findet das System bereits über DHCP diese Informationen heraus, dann entfallen diese beiden Schritte. Bevor DHCP möglich ist, kann es jedoch erforderlich sein, Firmware in die Netzwerk-Hardware zu laden. Freie Firmware bringt Debian bereits mit, doch es gibt auch Hardware, die unfreie Firmware benötigt. Da Debian diese nicht mehr mitliefert (außer auf den non-free-Images), ist es in solchen Fällen erforderlich, diese nachzuladen.
Alles Nötige hierfür hat der Installer bereits vorgesehen. Ob WLAN- oder normale LAN-Chips, USB-Geräte oder spezielle Festplattencontroller, wenn der Installer eine benötigte Firmware nicht vorfindet, sucht er selbständig auf Disketten oder USB-Sticks danach. Wie man ein passendes Medium vorbereitet, ist im Installationshandbuch beschrieben. Oft ist die Firmware als separates Paket in der Non-Free-Sektion des Archivs verfügbar, nur in wenigen Fällen dürfte es nötig sein, die Download-Seiten des Herstellers abzugrasen. Nur muss man dies tun, bevor man die Installation beginnt.
Nach der Komplettierung der Netzwerkeinrichtung ist ein Root-Passwort einzugeben, wobei Debian auch schwache Passwörter akzeptiert. Das Passwort kann auch leer gelassen werden, was zu einer Ubuntu-ähnlichen Einrichtung führt, bei der man nur mit sudo zum Root-Account wechseln kann.
Darauf kann man einen separaten Benutzer anlegen. In aufeinanderfolgenden Dialogen werden der vollständige Name, der Name des Benutzerkontos und das Passwort abgefragt. Man hätte an verschiedenen Stellen mehrere dieser Dialoge zusammenlegen und die Installation damit etwas straffen können. Leider hat sich diesbezüglich gegenüber Debian 5.0 nichts getan. Eine Installation von Ubuntu, openSUSE, Mandriva oder Fedora mag eleganter wirken, in Sachen Features und Flexibilität dürfte Debian aber kaum zu übertreffen sein.
Nach der Partitionierung und Formatierung folgt die Installation des Basissystems, während derer man sich anderen Dingen widmen kann. Danach kann man weitere Software nach groben Kategorien auswählen. Standardmäßig sind »Grafische Desktop-Umgebung« und »Standard-Systemwerkzeuge« aktiviert. Falls die Pakete aus dem Internet heruntergeladen werden müssen, wird zuvor der Paketmanager konfiguriert. Auch die folgende Installation dauert eine Weile. Man hätte diese Auswahl vorziehen sollen, wodurch es nicht nötig wäre, zwischendurch an den Rechner zurückzukommen. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Installation kann man den Bootloader installieren lassen. Standardmäßig installiert Debian GRUB 2 im Bootsektor, doch wenn man »nein« wählt, kann man ein Gerät für die Installation auswählen. Nun ist das Ende der Installation erreicht und man kann das neue System starten.
Update
Das Update einer bestehenden Debian-Installation ist möglich und sollte reibungslos funktionieren. Dabei gibt es allerdings einige Einschränkungen. So können installierte Pakete aus externen Repositorien (darunter auch debian-backports) Probleme bereiten. Dennoch kann man zunächst das Update normal probieren; sollten Probleme auftreten, kann man die betroffenen Pakete entfernen und später ggf. in einer neueren Version wieder installieren.
Auch ohne externe Pakete wird ein direktes »apt-get dist-upgrade« meist nicht zum Erfolg führen und beispielsweise viele Pakete zum Entfernen vorschlagen, die man eigentlich behalten will. Die Lösung ist ein Update in zwei (oder mehr) Schritten, bei dem man zuerst apt aktualisiert.
Nichtsdestotrotz muss festgehalten werden, dass ein Online-Update nicht dasselbe Ergebnis liefert wie eine Neuinstallation. Der Hauptgrund dafür sind diverse Pakete, die in der neuen Version durch andere ersetzt wurden. Als Beispiel könnte man PostgreSQL 8.3 nennen, das nicht automatisch auf 8.4 aktualisiert wird. Ähnlich ist es mit Python, MySQL und anderen. Wer apt-proxy im Einsatz hat, sollte irgendwann auf eine der Alternativen umstellen, und wer noch Nessus verwendet, findet in OpenVAS eine Alternative, die zudem auf älterem Nessus-Code beruht.
Natürlich wird ein Update nur von der direkten Vorgängerversion 5.0 »Lenny« unterstützt. Alle Einzelheiten zum Update sind in einem eigenen Kapitel der Anmerkungen zur Veröffentlichung ausführlich erläutert.