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Mi, 6. April 2011, 22:16

Gnome 3.0: Bruch mit Paradigmen

Der Unterbau

Installierte Applikationen lassen sich einfach durchsuchen

Mirko Lindner

Installierte Applikationen lassen sich einfach durchsuchen

Die Implementierung von Mutter, Gnome Shell und die Änderung der Arbeitsweise von Gnome stellen freilich nur die Spitze der in die Umgebung eingeflossenen Arbeit dar. Das Gros der Arbeit machte die Bereinigung der Umgebung aus. So haben sich die Entwickler dazu durchgerungen, das alte Konfigurationssystem GConf durch eine Kombination aus GSettings und DConf zu ersetzen. Dies hat zur Folge, dass die Geschwindigkeit der Umgebung gesteigert werden konnte und eine bessere Integration unter anderen Betriebssystemen ermöglicht wird. Ganz entfallen wird GConf allerdings nicht, denn es existieren durchaus noch Anwendungen, die auf die alte Lösung aufsetzen. Diese anzupassen wird die Arbeit der kommenden Versionen sein.

Ausgedient hat in Gnome 3 auch das Komponentensystem Bonobo, das nun nicht mehr Bestandteil der Umgebung darstellt. Ferner haben die Entwickler auch das virtuelle Dateisystem gnome-vfs und die Interface-Bibliothek libglade entsorgt. Daran glauben musste auch libgnomeui.

Statt dessen setzen die Entwickler nun auf das von Intel entwickelte Clutter. Clutter stellt ein freies Toolkit dar, mit dem sich Fenster und Bedienelemente erstellen lassen. Anders als die meisten anderen Toolkits verwendet es allerdings OpenGL und optional OpenGL ES, wobei sich die Entwickler nicht mit der Komplexität der Grafikbibliotheken auseinandersetzen müssen.

Die zweite integrale Bibliothek stellt GTK+ 3.0 dar. Die neue Version enthält eine große Zahl von Änderungen. Die Grafikausgabe erfolgt nun durchweg über die Bibliothek Cairo, die im Gegensatz zu GDK nicht nur für X11 verwendbar ist, sondern auch Grafikausgabe auf Mac OS X, Windows, OpenGL, PostScript, PDF, SVG und Speicherbereiche ermöglicht. Die Auswahl des Ziels der Grafikoperation kann zudem zur Laufzeit erfolgen. Eingabegeräte werden nun auf moderne Weise behandelt. Unter X11 äußert sich das in der Verwendung von X Input 2. Eine beliebige Anzahl von Zeigergeräten, Tastaturen und anderen Geräten wird nun unterstützt. Ein neues Theme-API mit CSS-Syntax sorgt zudem für mehr Flexibilität beim Aussehen der Fenster und Grafikelemente. Auch die Geometrieverwaltung wurde flexibler. Neue Widgets und Tools wurden hinzugefügt. Anwendungen haben es leichter, sich in die Plattform zu integrieren, und können über die Klasse GtkApplication automatisch an D-Bus angebunden werden.

Firefox unter Gnome 3.0

Mirko Lindner

Firefox unter Gnome 3.0

Evolution unter Gnome 3.0

Mirko Lindner

Evolution unter Gnome 3.0

Fazit

Mit Gnome 3.0 liefert das Team der freien Desktopumgebung zweifelsohne eine revolutionäre Arbeit ab. Die Umgebung wurde nicht nur massiv überarbeitet, sondern bricht förmlich mit vielen bekannten Paradigmen der Benutzerführung. Vor allem die Aktivitäten bieten einen enormen »Aha!«-Effekt, der durch eine sehr ansprechende grafische Funktionalität überzeugen kann. Hinzu kommt noch ein elegantes Aussehen und eine Führung, bei der sofort die klare Linie der Vereinfachung der Benutzung ins Auge fällt.

Auf der anderen Seite unterscheidet sich die Benutzerführung der aktuellen Generation der Umgebung von anderen Produkten maßgeblich. Der Bruch wird vor allem Traditionalisten wenig gefallen. Der Verzicht auf eine Taskleiste, der veränderte Start von Applikationen oder die strikte Festlegung auf eine Anordnung der oberen Leiste werden sicherlich nicht alle Geschmäcker treffen. Vieles lässt sich an die eigenen Wünsche anpassen, doch allein die Tatsache, dass es standardmäßig »so oder anders« gehandhabt wird, könnte manch einen Anwender vergraulen. Fakt ist aber auch, dass man dem neuen Konzept auf jeden Fall Zeit geben sollte. Nicht alles, was neu ist, muss schlecht sein.

Gnome 3.0 kann ab sofort im Quellcode von der Seite des Projekets heruntergeladen werden. Zum Compilieren kann man jhbuild verwenden. Binärpakete werden von verschiedenen Distributoren bereitgestellt.

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